Arbeitest du noch, oder lebst du schon? Wer einen Bürotag im neuen Headquarter von OTTO auf dem Campus der Otto Group in Hamburg-Bramfeld verbringt, kann diese Frage womöglich gar nicht so einfach beantworten. Denn die für 100 Millionen Euro umgebaute, im April eingeweihte Zentrale von Deutschlands größtem Online-Händler wirkt, als sei sie einem Katalog für hippe Wohnkultur entsprungen: viel Tageslicht, Glas, Metall und schicke Designmöbel. Wenig erinnert daran, dass das Gebäude in den 1960er-Jahren als Warenlager entstand. Zu einer Zeit, in der das 1949 als Schuhhandel gestartete Unternehmen auf dem Sprung war, zum größten Versandhändler der Welt zu avancieren. Da das neue Gebäude aber eben nicht Wohnzimmer, sondern Arbeitsort für mehr als 3.000 Menschen ist, steckt es voller ausgeklügelter Technik.
Alles ist für die hybride Welt designt. Feste Schreibtische sind abgeschafft, Einzelbüros passé, auch für das Top-Management. Ob Telefonzellen mit Selfie-Licht, Video-Lounges mit 270-Grad-Kameras oder Bereiche für gemeinsames Coden – für jede Aufgabe gibt es den passenden Arbeitsplatz. Dieses sogenannte „Activity Based Working“ (ABW) kann das Wohlbefinden der Mitarbeitenden steigern. Das ergab eine Befragung von rund 7.000 Beschäftigten durch Forschende der Universität Sydney. Die Teilnehmenden gaben an, ABW sorge im Vergleich zu Großraumbüros für mehr Zufriedenheit unter anderem bei der wahrgenommenen Produktivität und der Gesundheit.
Psychische Gesundheit im Fokus
Gesundheitsförderung wird bei OTTO schon sei Mitte der 1990er-Jahre sehr ernst genommen. Seit 2009 kümmert sich Udo Wolf um das Wohlergehen der Belegschaft. Innerhalb der Abteilung für das betriebliche Gesundheitsmanagement ist er gemeinsam mit einer Kollegin und zwei Praktikantinnen für die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) der rund 6.000 Mitarbeitenden am Campus der Otto Group und an bundesweit 16 Standorten der sogenannten Relation-Center zuständig. „Wir stimmen unsere Maßnahmen stets auf die Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen ab“, so Wolf. Und die ändern sich manchmal grundlegend.
„Unser Leistungsspektrum hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend von physischer hin zu psychischer Prävention entwickelt. Treiber sind die Arbeitsverdichtung durch die Digitalisierung und die Tendenz zu mobilem Arbeiten seit der Pandemie“, erklärt der HR-Manager. Mit dem Fokus auf psychischen Belastungen liegt die BGF bei OTTO im Trend. Denn laut der Studie „#whatsnext – Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt“ der Techniker Krankenkasse zählen die Aspekte digitale BGF, New Work und Burn-out bis 2026 zu den Top drei der wichtigsten Themen im betrieblichen Gesundheitsmanagement.
Betriebliche Gesundheitsförderung per App
Vergangenes Jahr schloss auf dem Otto-Campus nach 15 Jahren das hauseigene Fitnessstudio. In Zeiten von Homeoffice war es immer öfter leer geblieben. Stattdessen setzen Wolf und sein Team verstärkt auf digitale Angebote, die sich überall nutzen lassen. Jüngstes Tool: das Work-Life-Portal (WLP). „Diese Gesundheitsplattform haben wir gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse eingeführt, die seit 15 Jahren unser Gesundheitspartner ist“, erzählt Wolf. Die WLP-App bietet Hunderte hochwertiger Kurseinheiten aus den Bereichen Bewegung, Ernährung und Achtsamkeit. Allein in den ersten drei Monaten seit Einführung meldeten sich über 600 Mitarbeitende für die App an. „Damit sind wir echt happy“, sagt Wolf.
Zusätzlich können er und sein Team anhand von anonymisierten Nutzungsdaten sehen, wie die Maßnahmen aus der WLP-App angenommen werden. „Unser Credo bei OTTO lautet ‚think and act data‘. Natürlich stützen wir uns auch bei der BGF auf Daten. Unserer Erfahrung nach bringt genau das Erfolge“, so Wolf. Das gilt ebenso für die Online-Kurse, die viermal im Jahr zu Themen wie Pilates, Stressvermeidung oder gesundem Schlaf im Unternehmen laufen. Für die Jahresplanung nutzen OTTO und Die Techniker das Feedback der Mitarbeitenden, indem sie die Fragebögen der Teilnehmenden aus dem Vorjahr auswerten.
Profifußballer spricht über Herzrasen
Zusätzlich dienen die jährlichen „Mindfulness Days“ dazu, psychische Belastungen abzufedern. Das sind drei Tage mit Vorträgen, Aktionen und Workshops organisiert gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse. In diesem Jahr ging es um Themen wie Workload und Resilienz. Die Techniker steuerte etwa Vorträge bei, zum Beispiel zur Burn-out- oder Stressvermeidung, und stellte den Kontakt zu Daniel Engelbrecht her. Der Ex-Profifußballer der Stuttgarter Kickers erlitt 2013 einen Herzstillstand auf dem Platz. Bei den „Mindfulness Days“ erklärte er, warum Herzrasen keine Lappalie ist.
Die vielfältigen Aktionen und Programme, die Wolf und sein Team gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse auf die Beine stellen, zahlen sich aus. Allein 2023 erreichten sie 8.000 Kundenkontakte. Kundinnen und Kunden, so nennt Wolf die Mitarbeitenden von OTTO. Geschafft haben sie das dank bedarfsgerechter Angebote – und weil der HR-Manager Gesundheitsförderung mit seinem Team unermüdlich für die BGF-Angebote bei OTTO trommelt – im Intranet, in der WLP-App, vor der Kantine oder am Campus-Eingang. So sorgen sie dafür, dass ihre Kolleginnen und Kollegen nicht nur in schicker Wohlfühlatmosphäre, sondern auch gesünder arbeiten und leben können.