Hohe Zinsen wie früher? „Kann ich mir nicht mehr vorstellen“, sagt DUB UNTERNEHMER-Herausgeberin Brigitte Zypries im DUB Digital Business Talk. Denn die Wirtschaft wird nicht so schnell aus dem Corona-Tief herauskommen. Zypries‘ Prognose für 2021: Angesichts der drohende Pleitewelle „werden wir bei Banken Probleme mit Kreditausfällen sehen“. Zwar dürfte sich die rasche Konjunkturerholung in China positiv auf die deutschen Exporte auswirken, doch „der Binnenkonjunktur steht ein schwieriges Jahr bevor“. Zinserhöhungen scheinen daher ausgeschlossen. Einnahmeausfälle, Kurzarbeit: „Das wird sich auf die Konsumlaune in Deutschland auswirken“, so das Fazit der Bundeswirtschaftsministerin a. D.
Ralph Castiglioni, der das Endkundengeschäft beim Asset Management des Schweizer Versicherers Baloise leitet, ergänzt einen weiteren Aspekt: Auch Garantiefonds, die den Vermögenserhalt sichern, werden seltener. Denn diese fußten in der Vergangenheit auf hohen Verzinsungen. „Wenn es die nicht mehr gibt, wird es schwieriger.“ Was also sollen Anleger tun, damit ihr Erspartes nicht angesichts von Negativzins und Inflation dahinschmilzt – und wie können Robo-Advisor dabei helfen? Darüber diskutieren beide mit Thorsten Dorn, dessen Unternehmen Smart Asset Management Service mithilfe von Computern fondsgebundene Versicherungspolicen optimiert.
Der Berater sorgt für das gute Gefühl
Aus seiner Sicht hilft gegen die Zinslosigkeit nur ein „optimal strukturiertes Portfolio“ – auch bei einer fondsgebundenen Versicherung. Berater können die Verträge ihrer Kunden online bei seinem Unternehmen eingeben und erhalten automatisiert eine Empfehlung, wie deren Portfolios passend zum Risikoprofil aus dem Angebot des jeweiligen Versicherers zusammengestellt wird. „Wir bauen den besten Motor“, sagt Dorn. Berater sind für Castiglioni weiterhin wichtig. Denn viele Kunden hätten Sorgen, eine Maschine über ihr Geld entscheiden zu lassen. Er spricht daher von einem Hybridmodell, bei dem Berater ihre Entscheidungen mithilfe eines Robo-Advisors fällen, überprüfen und dem Kunden erklären können: „Der Berater gibt ihnen das gute Gefühl“, ist der für das hauseigene Angebot Monviso verantwortliche Baloise-Manager überzeugt.
Den Prozess des automatisierten Anlegens schildert er so: Digital werden die Renditeerwartungen des Kunden abgefragt sowie welche Verluste und Kursschwankungen er tragen kann, wie lange sein Anlagehorizont ist. Daraus errechnet der Computer einen Vorschlag für das Portfolio. Der Vorteil: „Das ist sehr kosteneffizient im Vergleich zu einem klassischen Bankberater“, sagt Castiglioni. Menschliche Beratung hält er dennoch für nötig. Zwar wissen viele Menschen, dass sie Kapital fürs Alter anlegen müssen – „den meisten fehlt aber das Know-how dafür“. Dorn pflichtet ihm bei, rät Kleinanlegern, „sich ihr Investment anzuschauen und die Wertentwicklung zu steigern“. Bedenken, dass ein Wechsel teuer zu stehen kommt, sind fehl am Platz: „Bei Kosten reden wir über Unterschiede von Basispunkten, also Hundertstel Prozentpunkte, bei Renditen über Prozentpunkte“, so Dorn.
Abgesicherter Ruhestand trotz zinsloser Zeiten
Nicht nur bei der renditeträchtigen Auswahl von Investments kann ein Robo-Advisor helfen, betont Castiglioni: Bisher gibt es bei fondsgebundenen Policen kaum Rebalancing – also Umschichtungen, die das von einer unterschiedlichen Wertentwicklung veränderte Risiko-Rendite-Profil des Depots wieder in den vom Kunden gewünschten Zustand zurückversetzen. Das kann nun automatisiert geschehen. Und dabei helfen, das Depot „auf schwarze Schafe hin zu überprüfen und gegen Ende der Laufzeit gegebenenfalls Risiken herauszunehmen“. Dann kann der Roboter-Berater durchaus zu einem angenehmen Ruhestand beitragen – trotz zinsloser Zeiten.