Die EFM Management AG ist eine Aktiengesellschaft mit über 30 Jahren Erfahrung als Bauträger. Das Unternehmen hat sich auf bezahlbaren Wohnraum spezialisiert, ohne dabei Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Die Brüder Fynn und Lasse Reinhardt erklären, wie dieser Spagat gelingt, welche innovativen Ansätze das Unternehmen verfolgt und wie sich unter Kostendruck trotzdem nachhaltigere Immobilien entwickeln lassen.
Projektentwicklung 2.0
Immobilien: Günstiger bauen mit digitalen Tools
Explodierende Grundstückspreise, steigende Bauzinsen und Lieferengpässe – die Immobilienbranche erlebt gerade bewegte Zeiten. Ein Unternehmen aus Frankfurt am Main nutzt die Krise als Chance und will günstiger bauen als die Konkurrenz. Mit jahrelanger Erfahrung sowie digitalen Möglichkeiten setzt der Immobilienentwickler sein Geschäftsmodell „Discounter“ für Bauprojekte um – sehr zur Freude der Kundinnen und Kunden.
21.02.2024
Fynn Reinhardt
ist studierter Wirtschaftsingenieur und Projektverantwortlicher bei der EFM Management AG
Lasse Reinhardt
hat an der Universität Kassel Wirtschaftsingenieurwesen studiert und ist Projekt- verantwortlicher bei der EFM Management AG
DUP UNTERNEHMER-Magazin: EFM Management will das Geschäftsmodell „Discounter“ unter den Immobilienentwicklern etablieren. Warum sind Sie mit diesem Ziel innovativ und erfolgreich?
Fynn Reinhardt: Wir wollen bezahlbaren Wohnraum zu einer klar vereinbarten Qualität schaffen, ohne auf der Kundenseite zu sparen. Mit diesem Ansatz sind wir erfolgreich und in den meisten Regionen Deutschlands, in denen wir bauen, der günstigste Anbieter am Markt. Wir liegen bei unter 3.000 Euro Herstellungskosten pro Quadratmeter Wohnfläche, die Durchschnittskosten in Deutschland betragen eher 4.500 bis 5.000 Euro. Wir schaffen also neuen Wohnraum zu wesentlich günstigeren Preisen – und wirtschaften dennoch rentabel. Das unterscheidet uns von Mitbewerbern.
Wie schaffen Sie es in einem dynamischen Immobilienumfeld, günstig zu bauen?
F. Reinhardt: Wir können unsere Immobilien im unteren Preisdrittel anbieten, da wir durch Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung am Bau unsere Projekte kostenoptimiert umsetzen. Wir versuchen, die sogenannten Lean-Prinzipien zu beachten und unseren Bau entsprechend zu systematisieren. Das heißt, wir verbessern die Prozesse zu unserem Produkt stetig. Gleichzeitig schaffen wir Baustandards und können das Know-how aus erfolgreich entwickelten Immobilien auf zukünftige Projekte übertragen. Wir erreichen durch Digitalisierung eine Kostensenkung, die einen Mehrwert für uns und unsere Kunden bietet.
Erläutern Sie die Rolle der Digitalisierung im Ansatz der kostengünstigen Immobilienentwicklung näher.
Lasse Reinhardt: Die Digitalisierung ist für uns der entscheidende Faktor. Wir sind seit 2011 als Unternehmen komplett digitalisiert, jeder Mitarbeiter arbeitet remote. Dadurch haben wir kurze Kommunikationswege, obwohl wir bundesweit tätig sind. So werden wir effizienter und können in der Projektentwicklung große Zeiteinsparungspotenziale realisieren, was sich wiederum stark auf den Kostenfaktor auswirkt.
Inwiefern schaffen Sie es, trotz des Kostendrucks nachhaltigere Immobilienprojekte zu entwickeln?
L. Reinhardt: Wir wissen, dass es gerade in der Baubranche nicht einfach ist, auf Nachhaltigkeit zu setzen, da Beton und Mauersteine eine schlechte CO2-Bilanz haben. Aktuell gibt es keine kostenorientierte Alternative zu diesen Baustoffen, die unsere Kunden bezahlen können. Das Thema Nachhaltigkeit beim Bauen wird durch die hohen Energiestandards der Objekte berücksichtigt. Diese sind mit Wärmepumpen, effizienter Dämmung und Photovoltaik-Anlagen ausgestattet, wodurch unseren Kunden zusätzlich eine KfW-Förderung ermöglicht wird.
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um das Risiko von Kostenüberschreitungen zu minimieren?
F. Reinhardt: Wir kalkulieren die Projekte anhand unserer Vergleichsobjekte und haben so eine erste Kostenstruktur. Zudem haben wir unsere bundesweiten Stammgewerke und schreiben Aufträge „auf Knopfdruck“ in den jeweiligen Regionen aus, um ein Gefühl für das Preisgefüge zu bekommen. Nach den Auftragsvergaben vergleichen wir die Kosten und führen dies bis zur Endabrechnung fort. Durch diese Werte können wir digital und tagesaktuell überprüfen, ob wir unsere Kalkulation über- oder – im besten Fall – unterschreiten. Und: Mit den Erfahrungen aus ähnlichen Projekten können die Bauverantwortlichen besser entscheiden, wie sie mit auftretenden Schwierigkeiten wie Lieferengpässen oder Kostenexplosionen bei bestimmten Materialien optimal umgehen.
Welche aktuellen Trends und Entwicklungen in der Immobilienbranche verschaffen Ihnen wirtschaftliche Vorteile?
L. Reinhardt: Wir sind vollständig digitalisiert, dadurch können wir schnell und flexibel auf Trends reagieren, aktuelles Beispiel sind die Zinsentwicklungen. Insgesamt stellen wir fest, dass der Immobilienmarkt konsolidiert ist und sich gerade in einer Rezession befindet. Das bringt für uns aber wirtschaftliche Vorteile mit sich. Zum Beispiel wird der Grundstückseinkauf wieder interessanter, es gibt ein größeres Angebot auf dem Markt, und die Preise sind wieder verhandelbar. Jetzt gibt es die Chance, günstiger und in besseren Lagen an Grundstücke zu kommen, diese einzukaufen und Bauprojekte realisieren zu können. Auch bei den Handwerkern bewegt sich etwas. Durch weniger Aufträge entsteht ein Wettbewerb, der zu niedrigeren Preisen führen kann. Wenn wir also schnell auf diese Entwicklungen reagieren, sind wir erfolgreich.
Wo brauchen Sie die Unterstützung der Politik, um günstiger bauen zu können?
F. Reinhardt: Der Bürokratieabbau ist für den Bau- und Immobiliensektor ein entscheidender Hebel. Uns würden digitale Bauanträge helfen, aber auch eine bundesweit einheitliche Bauvorschrift.
Redaktionsleitung
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