Unternehmenskultur

Diversität als Turbo

„Warum werden die Unternehmen nicht endlich diverser? Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien, die belegen, dass diverse Team erfolgreicher sind“, sagt Brigitte Zypries, Bundeswirtschaftsministerin a.D. Den Glauben an die Freiwilligkeit solcher Änderungen hat sie aber mittlerweile aufgegeben. Erst nach Einführung der Quote hat sich der Frauenanteil in den Aufsichtsräten deutscher Aktiengesellschaften merklich erhöht – auf nun gut 30 Prozent.

26.08.2020

Tijen Onaran, Geschäftsführerin und Gründerin von Global Digital Women, erlebt in ihrem beruflichen Umfeld häufig, dass Frauenförderprogramme von Teilen der Belegschaft negativ bewertet werden. Im DUB Business Talk sagt sie, es sei wichtig, den Mitarbeitern nicht nach dem Top-Down-Prinzip eine neue Unternehmenskultur aufzudrücken. Vielmehr müsse die Basis abgeholt und in Entscheidungsprozesse aktiv eingebunden werden. Von Diversität überzeugte Mitarbeiter würden so auch zu Unternehmensbotschaftern - im realen Leben sowie auf Social Media.

Diversität bedeutet auch Meinungsvielfalt

„Diversität heißt für mich nicht nur eine größere Durchmischung im Geschlechterverhältnis oder hinsichtlich kulturellem Reichtum, sondern auch in der Meinungsvielfalt“, sagt Onaran. Erst dieses Zusammenspiel mache eine Unternehmenskultur nachhaltig agil und innovationsbereit. Zypries geht noch weiter. Phrasen eines Leitbildes reichen für sie nicht aus. Gerade beim Thema Vorurteile muss die Unternehmensführung Stellung beziehen und gegenhalten, wenn eine positive Grundstimmung von einzelnen lauten Gegenstimmen niedergeschrien wird.

Dem stimmt  Timo Seggelmann, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Software-Schmieden slashwhy und Halocline, zu: „Divers zu sein, heißt auch, Meinungen von Berufsanfängern zuzulassen. Langjährig erarbeitete Erfahrungsschätze sind gut, aber man muss auch offen für neue Eindrücke sein.“ Ebenso müsse man gerade bei wachsenden Teams darauf achten, dass niemand abgehängt wird und die Mitarbeiter regelmäßig abteilungsübergreifend an einen Tisch kommen und sich austauschen können.

Digitale Teilhabe fördert Austausch

So wurde beispielsweise die agile Fernarbeit coronabedingt von vielen Unternehmen stark vorangetrieben. Doch kann dies nicht jedem Mitarbeiter einfach verordnet werden. Diese Arbeitsweise müsse auch zum Arbeitnehmer passen. Hinzu komme, dass trotz aller Fortschritte der Umbau hin zu einer digitalen Wirtschaft stockt. Nicht jeder könne sich im Homeoffice selbst strukturieren oder eigenständig digitale Kenntnisse aneignen, da ist sich die Expertenrunde einig. Deshalb sind die Arbeitgeber gefragt, den Mitarbeitern digitale Teilhabe zu ermöglichen und so den Austausch zwischen den Mitarbeitern weiter zu fördern.