Über diese und weitere Themen diskutiert Jens de Buhr, Verleger des DUB UNTERNEHMER-Magazins, mit den Experten
- Brigitte Zypries, Bundeswirtschaftsministerin a.D.; Herausgeberin des DUB UNTERNEHMER-Magazins
- Dr. Daniel Bartsch, Gründungspartner und Vorstand der Creditshelf AG
- Stephan Ninow, Geschäftsführer abcfinance und abcbank
Die Liquidität entscheidet
Obwohl Fördermittel fließen, kämpfen viele Unternehmen ums Überleben. „Liquidität entscheidet am Ende über weitermachen können oder Insolvenz“, sagt Ninow. Seiner Meinung nach müssen sich Unternehmer gerade jetzt intensiv mit Zahlen beschäftigen. Wie viel nehme ich noch ein? Welche Ausgaben fallen an? Auf welche kann ich verzichten?
Ninow: „Wir stellen alles auf den Prüfstand und schauen dann, wie wir unseren Kunden bei der Finanzierungsfrage helfen können“. Außerdem sollte nicht das direkte Gespräch mit den Kreditgebern, Leasinggesellschaften und Lieferanten gescheut werden, um die Kosten zu senken. Seine mittelstandsorientiertes Unternehmen abcfinance bietet Vermögensplanung und Finanzierungsinstrumente an.
Kreditscheue Banken
Höhere Insolvenzzahlen werden befürchtet und die Nachfrage nach Krediten steigt. Ein schwieriges Szenario für Banken. Die Vorgabe der Politik ist klar: Schnellkredite für Unternehmer. „Es gibt jedoch einen extrem hohen Grad an Unsicherheit. Die Regeln sind durch die Politik klar definiert, kommen jedoch nur schleppend an den Fronten an“ sagt, Bartsch. Er ist Gründungspartner und Vorstand der Creditshelf AG, die Finanzierungslösungen über den digitalen Weg anbietet.
Obwohl Unternehmer auf dem Papier kreditwürdig seien, werde der Entscheidungsprozess bei Banken vielfach in die Länge gezogen oder die Kreditanfrage direkt abgelehnt. Von einer regelrechten Schockstarre war anfangs die Rede. Laut Bartsch beginnen die Institute erst jetzt, die politischen Forderungen umzusetzen.
Ninow ergänzt: „Bei Banken ist das klassisches Kreditgeschäft darauf getrimmt Geschäfte zu tätigen, bei der die Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung extrem hoch ist.“ Es wird befürchtet, dass sich diese Wahrscheinlichkeit im Zuge der Corona-Krise verringert. Deswegen sollte jeder Unternehmer prüfen, welche Finanzierungsmöglichkeiten und Ansprechpartner für sein Unternehmen am besten geeignet sind. Zum Beispiel wäre eine Unterstützung durch Investmentfonds eine Option, die trotz des Risikos in Start-ups investieren.
Eine zweite Corona-Welle?
Ein Teilnehmer bezieht sich auf den weiteren Verlauf der Krise. Denn die WHO warne vor einer zweiten Corona-Welle, die im Herbst beginnen könnte. Ein weiteres Finanzpaket scheint in dieser Zukunftsvision unwahrscheinlich zu sein. Ausgehend von der aktuellen Situation sind beide Experten jedoch positiv gestimmt. Ninow: „Ich bin optimistisch, weil wir in Deutschland sehr diszipliniert mit Kontaktverbot und Hygienevorschriften umgegangen sind und das auch schon vor dem Shutdown."
Ähnlich sieht das Bartsch: „Ich glaube nicht an einen zweiten Shutdown. Auch wenn es sein kann, dass wir bei all den Schritten, die wir bereits wieder nach vorne gemacht haben, hin und wieder einen kleinen Schritt zurück gehen müssen.“ Brigitte Zypries bleibt ebenfalls gelassen: „Wir haben es selber in der Hand. Wenn wir die Hygienevorschriften beachten, unsere Masken tragen und die nötige Distanz einhalten, kriegen wir das hin."