Kolumne

Kolumne: Prof. David Matusiewicz

Ein Plädoyer für die Anerkennung von Leistung

David Matusiewicz ist Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule. Seit 2015 verantwortet er dort als Dekan den Hochschulbereich Gesundheit & Soziales und ist einer der renommiertesten Experten für Digital Health in Deutschland.

Personen auf dem Weg zu einer Wand, die aussieht wie eine eins.

29.10.2024

Viertagewoche, Homeoffice, Resilienz, Bürohund und der vegane Burger in der Kantine. Es scheint, als wären heute Emotionen wichtiger als Leistung. Zumindest auf LinkedIn – immerhin dem weltweit größten Wirtschaftsnetzwerk mit über einer Milliarde Usern. Derweil befindet sich die deutsche Wirtschaft zwischen Rezession und Stagnation ohne Emotionalität für einen wirklichen Aufschwung.

Ich habe zunehmend das Gefühl, dass weder Kraft noch Geschwin­digkeit eine Rolle spielen in unserer Wirtschaft und die Anerkennung von Leistung gesellschaftlich eher uner­wünscht ist – so zumindest der Eindruck in der Linked­In­-Bubble. Während einige Menschen wachsen, wenn sie über ihre Grenzen gehen, fühlen sich andere wiederum gut, wenn sie ans Limit gehen, und andere, wenn sie weit weg von ihrer maximalen Leistung sind. So unterschiedlich die Menschen, so unterschiedlich der Blick darauf.

Warum das Leistungsprinzip unsere Gesellschaft prägt

David Matusiewicz ist Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule. Seit 2015verantwortet er dort als Dekan den Hochschulbereich Gesundheit & Soziales und ist einer derrenommiertesten Experten für Digital Health in Deutschland

Ich bin in der Schule mit Ehren­ und Siegerurkunden groß geworden. Da wollte man die schönen mit dem gelben Siegel ergattern. In der Schule musste man sich anstrengen, und die Eltern wollten, dass man es besser hat, als sie selbst es hatten. Dann ging es in Ausbildung und Studium weiter, und man schrieb viele Bewerbungen in Bewerbungsmappen, um seine Leistungen gegen einen guten Job einzutauschen. Ehrgeiz und Leistungswille waren normal – ob man wollte oder mal auch nicht.

Nur zur Erinnerung: Unsere Gesellschaft ist neben dem Sozialprinzip vom Leistungsprinzip bestimmt. Alle sollten die gleichen Start­ und Lebenschancen haben, und die ge­ sellschaftliche Stellung entspricht der individuellen Leistung: Wer sich anstrengt, wird in der Regel belohnt. Das geht nicht immer fair zu und auch nicht immer auf, jedoch halte ich das Leistungsprinzip für richtig und wichtig.

Leistung statt Gleichmacherei

Was ich erlebe, ist ein „Wir machen alle gleich, um jeden und für jedenPreis!“. Leistung und besser sein als die an­ deren fühlt sich demnach falsch an. Richtigerweise ist bei Chancengleichheit noch Luft nach oben, und zu einem Wettren­nen – um beim sportlichen Bild zu bleiben – gehören eben ne­ben Gewinnern auch Verlierer. Aber wenn es sich für alle erst gar nicht lohnt, loszulaufen, dann läuft was falsch bezie­hungsweise gar nichts mehr.

Es geht gefühlt nur noch um Anpas­sung allüberall, dabei muss Leistung in Deutschland wieder anerkannt werden, und das nicht nur vom Finanzamt. Auf dem BIG BANG KI FESTIVAL in Berlin haben wir gesehen, wie viel Leistungswille, Enthusiasmus und Power in uns steckt. Mehr Leistungsbereitschaft im Bereich Technologie ist ein Schlüssel für unsere Zukunft. Sie treibt Innovation voran, beschleunigt den Fortschritt und schafft neue Arbeits­plätze. Wer bereit ist, die Extrameile zu gehen, gestaltet den Wandel und legt den Grundstein für eine soziale Ge­sellschaft, in der technologische Exzellenz Wohlstand und Fortschritt für alle fördert.