Glashütte Original

PanoMaticCalendar: Ein neues technisches Meisterwerk

Was eine Firma zu einem Unternehmen macht? Ideen, Erfindungen, Meilensteine. Das gilt im Kleinen wie im Großen, wie das Beispiel der neuen „PanoMaticCalendar“ von Glashütte Original zeigt.

07.12.2022

Manche Dinge ändern sich behutsam, ganz leise. Und entfalten erst dann ihre Wucht. Es sind Meilensteine, die eine erfolgreiche Unternehmenshistorie ausmachen. Diese müssen nicht einmal groß sein. Zumindest am Anfang nicht. Etwa Audis Allradantrieb. 1977 war der Quattro nur eine Idee. Es folgte die Entwicklung im Kleinen, dann im Großen. Entwicklungsauftrag 262, so hieß die Idee seinerzeit, zog in den Folgejahren seine Spur durch die automobile Geschichte. Noch heute dürfte Audi von dieser Idee profitieren. Schließlich gehört das Unternehmen zu den großen Namen, wenn es um Allradantrieb geht.

Kein Wunder, dass Unternehmen nicht müde werden, auf solche Entwicklungen hinzuweisen. Immerhin: Auch Investoren geben ihnen Recht. Altmeister Warren Buffett zum Beispiel, vermutlich der bekannteste Aktienanleger der Welt, sucht nach Unternehmen, die Qualitäten und Eigenschaften haben, die der Markt übersieht. Zu diesen Qualitäten gehören unter anderem auch Patente, Erfindungen. Oder in anderen Worten: Meilensteine. Solche Meilensteine lassen sich in der Uhrenindustrie ebenfalls ausmachen. Die Dreiviertelplatine etwa, wie sie in Glashütte seit 1864 verbaut wird. Auch dahinter steckt, ganz ähnlich wie beim Allradantrieb, eine klare Idee: fast alle Lagerstellen in einer einzigen Räderbrücke unterzubringen.

Am Puls der Zeit

„Sie bedeckt drei Viertel der Werkfläche und birgt alle beweglichen Teile, vom Federhaus bis zum Ankerrad“, sagt Roland von Keith von Glashütte Original. Bedeutet: „Das Schwingsystem ist nicht bedeckt und kann so auch nach erfolgter Endmontage fein eingestellt werden. Somit ist das Uhrwerk äußerst stabil gebaut und bietet dem Uhrmacher trotzdem die Möglichkeit, am fertig montierten Werk die Ganggenauigkeit präzise einzustellen.“

Eine klare Idee als Basis – in diese Kategorie fällt auch die neue „PanoMaticCalendar“. Darin findet sich zum Beispiel eine retrograde Monatsanzeige. Aber es muss nicht nur die Technik sein, die Meilensteine ausmacht. Beim Elektrogeräte-Hersteller Braun zum Beispiel kleidete man Produkte zwischenzeitlich so zeitlos, dass sie ihre Spuren auch nach Jahrzehnten auf Entwicklungen wie etwa dem iPod hinterließen.

Beides – Design wie Technik – hilft Unternehmen. „Ein Meilenstein schafft immer eine Möglichkeit der Identifizierung und emotionale Nähe. So wie Unternehmen erleben auch Menschen Umbrüche, Wendepunkte, Momente des Triumphs und des Erfolgs, aber auch schwierige Zeiten, die es zu meistern gilt“, sagt von Keith. Einzige Voraussetzung: Unternehmen müssen immer am Puls der Zeit bleiben, Ideen entwickeln, aus denen mit etwas Glück Meilensteine werden. Manche Dinge ändern sich behutsam, ganz leise. Manchmal mit dem zarten Ticken eines Uhrwerks.

Glashütte-Original-Chef Roland von Keith im Interview

Roland von Keith

ist seit Juli 2018 Geschäftsführer von Glashütte Original. Er machte seine Ausbildung zum Uhrmacher und anschließend zum Meister bei der Swatch Group. Vor dem Wechsel zu Glashütte Original war von Keith Geschäftsführer der Swatch Group Deutschland und Vice President Sales von Breguet

Sind Meilensteine eher in der Optik oder der Technik zu finden?

Roland von Keith: Sowohl als auch. Glashütte Original hat eine Reihe von technischen Meilensteinen vorzuweisen, wie zum Beispiel das typische Panoramadatum, die Entwicklung der Duplex-Schwanenhals-Feinregulierung oder die Weiterentwicklung des Fliegenden Tourbillons mit Sekundenstopp, Nullstellung und Minutenrastung zur exakten Zeiteinstellung. Der jüngste Meilenstein ist die Präsentation der „Pano­MaticCalendar“ mit einer innovativen re­trograden Monatsanzeige. Aber auch optisch gibt es eine Reihe von Meilensteinen, wie etwa die Konstruktion der „PanoMatic­Inverse“, einer ganz besonderen Uhr, die ihr Innenleben auf der Zifferblattseite zeigt. Dazu wurde das Werk invers kon­struiert; so werden ganze Baugruppen zifferblattseitig zur Schau gestellt – inklusive der aufwendig handgravierten Schmetterlingsbrücke. Weitere optische Highlights sind besonders aufwendig veredelte Zifferblätter wie bei der sogenannten An­reibeversilberung. Dabei wird mit einer Bürste eine Mischung aus feinem Silberpulver, Salz und Wasser auf einen Zifferblattrohling aus Massivgold aufgerieben.

Ist die Platin-Variante der „PanoMatic­Calendar“ so etwas wie der Meilenstein unter den Meilensteinen?

von Keith: Die Verwendung von Platin allein macht den Zeitmesser noch nicht dazu. Die Platin-Variante des „PanoMaticCalendars“ bietet aber mit ihrer skelettierten, schwarz rhodinierten Ausführung eine ungewöhnliche und optisch beeindruckende Interpretation des Jahres­kalenders. Das Modell, das auf 150 Stück limitiert ist, gibt unter anderem den Blick auf das Monatsschaltrad frei, das sich unterhalb der kleinen Sekunde befindet, sowie auf Mondphasenschaltung und Datumsscheiben. Das ist absolut faszinierend und ermöglicht tiefe Einblicke in das Innere des Uhrwerks.

Wie viel Kundennähe schafft der Begriff Meilensteine?

von Keith: Ein Meilenstein schafft natürlich immer eine Möglichkeit der Identi­fi­zierung und emotionale Nähe. So wie Unternehmen erleben auch Menschen Umbrüche, Wendepunkte, Momente des Triumphs und des Erfolgs, aber auch schwierige Zeiten und Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Unsere Unternehmensgeschichte ist voll solcher Meilensteine, die zeigen, dass unsere Konstrukteure, Uhrmacher und Feinmechaniker nie aufgehört haben, innovativ und mutig zu sein, sich immer wieder veränderten Marktbedingungen angepasst und es geschafft haben, „am Puls der Zeit“ zu sein. Da ein Meilenstein ja immer auch eng mit einem Zeitpunkt verbunden ist, ist ein hochwertiger Zeitmesser oft das Geschenk der Wahl, das man sich selbst oder anderen macht, um sich ein Leben lang an diesen besonderen Meilenstein zu erinnern – sei es der erfolgreiche Studienabschluss, der Hochzeitstag oder die Geburt eines Kindes.

Eine Facette der Nachhaltigkeit ist auch Langlebigkeit. Wurde der „PanoMatic­Calendar“ schon bei der Planung als Erbstück gedacht?

von Keith: Eine hochwertige mechanische Uhr ist per Definition schon nachhaltig und – bei entsprechender Pflege – zur langfristigen Nutzung und Freude gedacht. Uhren aus unserem Haus sind nicht nur Zeitmesser, sondern oft auch Geldanlage und Erbstück. In der heutigen Wegwerfgesellschaft sind wir stolz darauf, mit viel Liebe, Geduld und handwerklichem Können ganz besondere Uhren herzustellen.