Manche Dinge ändern sich behutsam, ganz leise. Und entfalten erst dann ihre Wucht. Es sind Meilensteine, die eine erfolgreiche Unternehmenshistorie ausmachen. Diese müssen nicht einmal groß sein. Zumindest am Anfang nicht. Etwa Audis Allradantrieb. 1977 war der Quattro nur eine Idee. Es folgte die Entwicklung im Kleinen, dann im Großen. Entwicklungsauftrag 262, so hieß die Idee seinerzeit, zog in den Folgejahren seine Spur durch die automobile Geschichte. Noch heute dürfte Audi von dieser Idee profitieren. Schließlich gehört das Unternehmen zu den großen Namen, wenn es um Allradantrieb geht.
Kein Wunder, dass Unternehmen nicht müde werden, auf solche Entwicklungen hinzuweisen. Immerhin: Auch Investoren geben ihnen Recht. Altmeister Warren Buffett zum Beispiel, vermutlich der bekannteste Aktienanleger der Welt, sucht nach Unternehmen, die Qualitäten und Eigenschaften haben, die der Markt übersieht. Zu diesen Qualitäten gehören unter anderem auch Patente, Erfindungen. Oder in anderen Worten: Meilensteine. Solche Meilensteine lassen sich in der Uhrenindustrie ebenfalls ausmachen. Die Dreiviertelplatine etwa, wie sie in Glashütte seit 1864 verbaut wird. Auch dahinter steckt, ganz ähnlich wie beim Allradantrieb, eine klare Idee: fast alle Lagerstellen in einer einzigen Räderbrücke unterzubringen.
Am Puls der Zeit
„Sie bedeckt drei Viertel der Werkfläche und birgt alle beweglichen Teile, vom Federhaus bis zum Ankerrad“, sagt Roland von Keith von Glashütte Original. Bedeutet: „Das Schwingsystem ist nicht bedeckt und kann so auch nach erfolgter Endmontage fein eingestellt werden. Somit ist das Uhrwerk äußerst stabil gebaut und bietet dem Uhrmacher trotzdem die Möglichkeit, am fertig montierten Werk die Ganggenauigkeit präzise einzustellen.“
Eine klare Idee als Basis – in diese Kategorie fällt auch die neue „PanoMaticCalendar“. Darin findet sich zum Beispiel eine retrograde Monatsanzeige. Aber es muss nicht nur die Technik sein, die Meilensteine ausmacht. Beim Elektrogeräte-Hersteller Braun zum Beispiel kleidete man Produkte zwischenzeitlich so zeitlos, dass sie ihre Spuren auch nach Jahrzehnten auf Entwicklungen wie etwa dem iPod hinterließen.
Beides – Design wie Technik – hilft Unternehmen. „Ein Meilenstein schafft immer eine Möglichkeit der Identifizierung und emotionale Nähe. So wie Unternehmen erleben auch Menschen Umbrüche, Wendepunkte, Momente des Triumphs und des Erfolgs, aber auch schwierige Zeiten, die es zu meistern gilt“, sagt von Keith. Einzige Voraussetzung: Unternehmen müssen immer am Puls der Zeit bleiben, Ideen entwickeln, aus denen mit etwas Glück Meilensteine werden. Manche Dinge ändern sich behutsam, ganz leise. Manchmal mit dem zarten Ticken eines Uhrwerks.