Zeichnung von einem Menschen und einen Roboter die sich über einen Bildschirm hinweg die Hand schütteln
06.12.2021    Miriam Rönnau
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„Ex Machina“, „Her“, „Transcendence“ und Co. – die meisten Menschen haben mindestens schon einen Film zum Thema Künstliche Intelligenz geschaut. Und häufig dreht sich der Plot darum, dass eine artifizielle Superintelligenz die Menschheit in irgendeiner Weise entkräftet, besiegt oder gar umbringt. Solche Inszenierungen sorgen für ein falsches Verständnis der Technologie unter Erwerbstätigen, zeigt eine neue Studie des DIW Berlin.

Co-Autor Oliver Giering: „Beim Stichwort Künstliche Intelligenz wird häufig an futuristische Roboter gedacht. Deshalb ist vielen oft nicht bewusst, dass KI-basierte Systeme bereits jetzt alltäglicher Teil ihrer Arbeit sind.“ Bei Erwerbstätigen kommt zusätzlich hinzu, dass sie häufig nicht detailliert wissen, welche Technologie eigentlich in ihren technischen Geräten und Softwareanwendungen integriert ist.

Diskrepanz im Verständnis von Künstliche Intelligenz

In ihrer Studie unterscheiden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher zwischen einer direkten und einer indirekten Frage, die sie anhand eines neuen Datenmodels im sogenannten SOEP-IS 2019 miteinander vergleichen.

Die direkte Frage „Denken Sie, dass Sie an Ihrem Arbeitsplatz mit digitalen Systemen arbeiten, die Künstliche Intelligenz oder Maschinelles Lernen nutzen?“ verneint ein Großteil der befragten Erwerbstätigen (67 Prozent). Dabei geben zumindest 20 Prozent an, mit digitalen Systemen der KI beziehungsweise des Maschinellen Lernens zu arbeiten. 13 Prozent sind sich unsicher. Die Autoren vermuten, dass die Unsicherheit ein Indiz dafür ist, dass die Erwerbstätigen gar nicht wissen, wo KI anfängt und wo sie aufhört.

 

 

Die im Anschluss gestellte indirekte Frage fokussiert sich auf gegenwärtig geläufige KI-Technologien im Kontext des Maschinellen Lernens. Doch dabei wird der Begriff Künstliche Intelligenz bewusst ausgeklammert.

Die Frage lautet folgendermaßen: „Wie häufig arbeiten Sie bei Ihrer Arbeit mit digitalen Systemen, die …

  • Sprache oder Sprachbefehle automatisch erkennen und verarbeiten?
  • Bilder, Videos und Fotos automatisch erkennen und verarbeiten?
  • Texte, Handschrift oder Zahlen automatisch erkennen und verarbeiten?
  • Fragen zu Fachwissen automatisch beantworten?“

Es stellt sich heraus, dass etwa 45 Prozent zumindest eines dieser KI-basierten Systeme mindestens wöchentlich nutzen. 55 Prozent nutzen diese digitalen Systeme seltener oder nie. Bei der Zusammenfassung der Antwortkategorien auf die tägliche Nutzung stellte sich auch heraus, dass selbst dann immerhin noch rund 37 Prozent mindestens ein KI-basiertes System mindestens einmal täglichen nutzen.

Aus dem Vergleich lässt sich schließen: Bei der indirekten Frage ohne Nennung des Begriffs Künstliche Intelligenz wird die Abfrage der KI-Technologie doppelt so oft genannt wie bei der direkten Abfrage.

Erwerbstätige erledigen automatisierbare Tätigkeiten

Der Studie zufolge erledigen rund 60 Prozent der befragten Erwerbstätigen Aufgaben im Zusammenhang von Erkennung und Verarbeitung von Texten – also jene, die auch eine KI übernehmen könnte. Und auch in Bezug auf das Erkennen und die Verarbeitung von Sprache und Sprachbefehle gaben über 40 Prozent an, derartige Tätigkeiten in ihrer Arbeit täglich oder mehrmals täglich zu erledigen. Im Zusammenhang Erkennung und Verarbeitung von Bildern, Videos oder Fotos beschäftigten sich rund ein Drittel mit solchen Tätigkeiten täglich oder gar mehrmals pro Tag.

Insgesamt kommen die Autorinnen und Autoren zu dem Ergebnis: Viele Aufgaben, die längst von Maschinen übernommen werden könnten, werden noch immer von Menschen ausgeführt. Eine Erklärung hierfür ist aber nicht nur die Unwissenheit in Bezug auf die KI-Systeme, sondern auch die hohen Preise der Technologie. Zudem würde der Einsatz von Technologie nicht in jedem Bereich sinnvoll oder wirtschaftlich sein.

Die Empfehlung liegt nahe: Aufklärung und Weiterbildung für Erwerbstätige in Bezug auf moderne Technologie sowie die Ausschöpfung von Potenzialen zur breiten Anwendung von KI in Zusammenhang mit deren Sinnhaftigkeit des Einsatzwecks, Arbeitspolitik, technologischen Möglichkeiten sowie Wirtschaftlichkeit.

06.12.2021    Miriam Rönnau
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