Portraitfoto von Uhlmann Pac-Systeme CEO Matthias Niemeyer
03.06.2022
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Zur Person

Professor Dr.-Ing. Matthias Niemeyer

ist CEO der Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG., einem weltweit führenden Systemanbieter für das Verpacken von Pharmazeutika in Blister, Flaschen und Kartons.

Wie hat sich ihr Geschäft im vergangenen Jahr entwickelt? Was nehmen Sie aus der Pandemie mit?

Matthias Niemeyer: 2021 lässt sich für Uhlmann Pac-Systeme am besten mit zwei Wörtern beschreiben: teils teils. Natürlich hat die Pandemie weiterhin eine wichtige Rolle gespielt – gerade in Vertrieb und bei der Montage beim Kunden. Aber mittlerweile sind digitale Routinen eingespielt, diese Herausforderungen zu lösen. Richtige Kopfschmerzen bereitet uns die extrem kritische Situation in unseren Lieferketten – und die vor allem bei elektronischen Komponenten. Die Umsätze haben sich 2021 aber trotz allem für uns sehr erfreulich entwickelt, besonders im Bereich Parenteralia-Verpackungsmaschinen, aber auch bei Medizinprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln. Unser wichtigstes Ziel für 2022 ist es, die enormen Herausforderungen in den Lieferketten zu managen. Unsere gut gefüllten Auftragsbücher zuverlässig und in der gewohnten Qualität abzuarbeiten, steht im Mittelpunkt des operativen Geschäfts – immer mit Blick auf die Liefertermine.

Welche Entwicklungen werden künftig den Erfolg Ihres Unternehmens bestimmen?

Niemeyer: In der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie beschleunigt sich der weltweite Transformationsprozess gerade deutlich. Wir werden auch in naher und mittlerer Zukunft erfolgreich sein, wenn wir die komplexen Anforderungen unserer Kunden an ihre Verpackungslösungen mindestens genauso gut verstehen wie der Kunde selbst, vielleicht sogar besser. Wir werden uns noch weiter davon lösen, in einzelnen Maschinen oder Dienstleistungen zu denken. Wir müssen die gesamte Wertschöpfungskette beim Kunden im Blick haben. Der Kunde will im Grunde keine Maschine kaufen, sondern einen hoch effizienten Prozess, der stabil läuft und am Ende steht das verpackte Produkt, am liebsten bereits beim Patienten. Wenn wir diese Denkweise in unseren Prozessen verankert haben, werden wir der führende Partner für nachhaltige Verpackungslösungen in der Pharmaindustrie sein. Die wichtigsten Stichworte sind hier Smart Services, um die Verfügbarkeit der einzelnen Maschine zu steigern und Smart Production für effiziente, transparente Produktionsprozesse.

Wie fördern Sie konkret die Innovationskultur in Ihrem Unternehmen?

Niemeyer: Mit unserem „Lead to Win“-Programm treiben wir die Transformation unserer Unternehmenskultur hin zu einer Purpose-driven, Ziel- und Werte-orientierten Organisation voran: Transparente, offene Kommunikation auf Augenhöhe, projekt- und zielorientierte Zusammenarbeit über unterschiedliche Unternehmensbereiche hinweg sowie die Ermöglichung und Motivation zu unternehmerischem Denken und Handeln bei jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter. Wir investieren dafür auch ganz konkret in moderne Formen des Performance Managements, in denen die individuelle Entwicklung des Einzelnen ermittelt und gefördert werden kann – jenseits klassischer, kennzahlen-basierter Methoden. Aber fast noch wesentlicher für die Zukunft wird sein, dass wir bei jungen Menschen und erfahrenen Fachkräften über die eigenen Standorte hinaus den Ruf haben, ein guter Arbeitgeber zu sein, bei dem man spannende, interessante und anspruchsvolle Aufgaben übertragen bekommt, gefördert wird und sich weiterentwickeln kann.

Wie schaffen Sie es, am Puls der Zeit zu bleiben?

Niemeyer: Uhlmann will durch integrierte hybride Lösungen, Maschine – Software – Service, die Kunden optimal auf der Reise der digitalen Transformation des Shop Floors und damit der Transformation der Produktionsprozesse begleiten und unterstützen. Mit dem Aufbau einer Digital Solutions Business Unit hat Uhlmann bereits vor einigen Jahren im Unternehmen einen Ort für innovatives Denken und Produktentwicklung jenseits unseres bisherigen Neumaschinen- und Service-Portfolios geschaffen. Darüber hinaus haben wir mit der Einrichtung unseres „Future Labs“ unseren Innovationsansatz noch einmal erweitert: Das Team des Future Labs ist vom Tagesgeschäft freigestellt. Es hat die Zeit und die Ressourcen, sich intensiv mit Zukunftsthemen und Innovationen aus anderen Bereichen zu beschäftigen und Neues auszuprobieren. Das Ziel: Geschäftsfelder von Morgen frühzeitig identifizieren.

Wie nutzen Sie die Digitalisierung für Ihr Geschäftsmodell?

Niemeyer: Während viele andere Maschinenbauunternehmen, nicht nur im Bereich Pharma, digitale Lösungen als Add-on zu ihren Maschinen und Services entwickeln, gehen wir einen anderen Weg: Wir wollen unseren Kunden digitale Lösungen entlang der gesamten Pharma-Wertschöpfungskette, vom Rohstoff bis zu den Patientinnen und Patienten, und das anbieterneutral, zur Verfügung stellen. In der Heterogenität und Kleinteiligkeit der aktuell noch üblichen Produktions-, Verpackungs- und Logistikprozesse liegt das größte Transformationspotenzial. Hier bieten wir seit 2020 mit Pexcite eine offene Softwareplattform, die durch umfassende Konnektivität von standardisierten Lösungen und herstellerunabhängigen Maschinen für schnelle, fehlerfreie und sichere Produktionsprozesse sorgt. Mit Pexcite haben wir 2021 nicht nur den Digital Leader Award gewonnen, sondern bereits zahlreiche Installationen bei Kunden verwirklicht.

In welchem Bereich haben Sie den größten Bedarf an Mitarbeitenden?

Niemeyer: Als technologie-getriebenes Unternehmen haben wir immer Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den MINT-Fächern, also aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Uhlmann Pac-Systeme hat gute Erfahrungen damit gemacht, Führungs- und Fachkräfte vor allem aus dem Nachwuchs zu rekrutieren. Wir können Young Talents gut aufzeigen, wie ihr Karriereweg bei Uhlmann Pac-Systeme oder auch in der Uhlmann-Gruppe aussehen kann. Selbstredend benötigen wir auch Quereinsteiger und Professionals. Bei uns hat man nicht nur einen Job, sondern eine Aufgabe. Neben einer angemessenen Bezahlung ist die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit eine grundlegende Motivation, sich für einen Berufsweg und für einen Arbeitgeber zu entscheiden.

Welche konkreten Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und Mitarbeiterzufriedenheit treffen Sie?

Niemeyer: Neben einer extrem liberalen, freizügigen Regelung für das mobile Arbeiten auch in der Post-Covid-Ära, bauen wir unsere Standorte entsprechend um. Herzstück unseres neues Arbeitskonzepts ist das im Frühjahr 2020 fertiggestellte neue Bürogebäude am Unternehmenssitz in Laupheim. Viel Licht, viel Sicht, natürliche Klimatisierung, hochwertige spacige Möblierung, völlig freie Schreibtischwahl – das sind nicht unerhebliche Faktoren für die Arbeitszufriedenheit. Wer gerade in einem Kreativprozess steckt und neue Ideen entwickeln möchte, kann allein oder mit Kolleginnen und Kollegen einen der Create-Bereiche nutzen. Kurze Präsentations- oder Kreativ-Sessions sowie ein projektübergreifender Austausch sind in den Share-Bereichen möglich, längere Video- oder Telefonkonferenzen lassen sich ungestört in der Phone Box oder im Think Tank abhalten. Und wer spontan den Nachwuchs mit zur Arbeit bringen muss, beispielsweise weil die Tagesmutter ausgefallen ist, kann dafür in den 4 +Kids-Büros arbeiten.

03.06.2022
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