Eine Aufnahme des Westfield Hamburg Überseequatier
20.12.2019    Miriam Rönnau
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Ein Shoppingcenter auf der grünen Wiese? Der Einzelhandelskonkurrent für die nächstgelegenen Kleinstädte? Gelebte Retail-Monokultur? Geht es nach Unibail-Rodamco-Westfield, ist dieser Ansatz längst Vergangenheit. Sein Zukunftsszenario skizziert Andreas Hohlmann, Deutschlandchef des internationalen Handelsimmobilienspezialisten.

Zur Person

Andreas Hohlmann

Andreas Hohlmann

ist seit 2017 Vorsitzender der Geschäftsleitung von Unibail-Rodamco-Westfield in Deutschland. Zuvor war er für die ECE Projektmanagement in verschiedenen Führungsfunktionen tätig

Inwieweit verändert die digitale Transformation die Art und Weise, wie Menschen zusammenleben und wie sie konsumieren?

Andreas Hohlmann: Die Digitalisierung eröffnet in nahezu allen Lebensbereichen eine unüberschaubare Vielfalt an neuen Möglichkeiten. Die Welt des Online-Shoppings ist nur eine davon. Gleichzeitig sorgt der digitale Wandel für eine starke Dynamik in der Entwicklung neuer Angebote. Das führt zu einem tiefen Wandel in den Kundenerwartungen. Wir wollen heute in Umgebungen leben – zu Hause, auf der Arbeit oder im öffentlichen Raum –, die uns nicht vor Widersprüche stellen, sondern positive Erlebnisse ermöglichen und zugleich schnelle und flexible Lösungen anbieten.

Wie gehen Sie als Unternehmen, das ja öffentliche Räume entwickelt, mit diesen Erwartungen um?

Hohlmann: Die Gestaltung von Immobilien folgt heute einem deutlich umfassenderen Ansatz. Das hat mehrere Facetten. Eine der größten Herausforderungen besteht ganz sicher darin, die Kanäle Online und Offline nahtlos miteinander zu verschmelzen. Die Konsumenten wollen nicht mehr zwischen der digitalen und der „echten“ Welt trennen müssen, wenn sie Orte, Dinge oder Dienstleistungen nutzen. Was für die Kunden selbstverständlich ist, erfordert aber von vielen Anbietern eine umfassende Transformation in allen Unternehmensbereichen. Hierbei unterstützen wir unsere Geschäftspartner etwa mit händlerübergreifenden Plattformlösungen, beispielsweise in der Logistik oder in der Entwicklung digitaler Services.

Sie sprechen von Facetten. Haben Sie Beispiele?

Hohlmann: Wesentlich für die Anziehungskraft von Immobilien ist der Nutzungsmix, der heute ebenfalls ganz neu gedacht wird. Statt einzelne Nutzungen voneinander zu trennen, ist es unser Ziel, viele verschiedene Nutzungen sehr fein aufeinander abzustimmen und so soziale Treffpunkte im urbanen Raum zu schaffen: Moderne Wohnungen und Büroarbeitsplätze entstehen so in unmittelbarer Nähe zu Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangeboten. Beispielhaft ist hier unser aktuell größtes Neubauprojekt, das Westfield Hamburg-Überseequartier in der HafenCity, das zusätzlich noch ein hochmodernes Kreuzfahrtterminal und drei Hotels beinhaltet. Das Quartier umfasst insgesamt 14 Gebäude, smarte Verkehrsleitsysteme und intelligente Gebäudetechnologien. Und es ist infra­strukturell wie architektonisch in seine Umgebung integriert. So kann urbanes Zusammenleben in der Zukunft aussehen.

Nun sind viele Immobilien keine Neubauprojekte.

Hohlmann: Das ist richtig. Die inhaltliche Weiterentwicklung unserer bestehenden Assets zählt daher auch zu unseren Kernherausforderungen. Eine Möglichkeit ist hierbei die Umnutzung bestehender Flächen, aber genauso die Erkennung völlig neuer Potenziale, etwa durch die Entwicklung von Wohnungen auf einem Parkhausdach oder die Schaffung von Coworking-Flächen innerhalb einer Mall. Um zu erkennen, welche Lösung in welchem Asset ideal ist, entwickeln wir für jeden unserer Standorte spezifische Positionierungen – vom Nahversorger bis hin zur Lifestyle-Destination. Darauf aufbauend arbeiten wir permanent daran, jedes Center in den Bereichen Design, Marketing und Mietermix zu optimieren. Auch digitale Services spielen hierbei ­wieder eine zentrale Rolle – ganz besonders, wenn es darum geht, die Aufenthaltsqualität nachhaltig zu steigern und Kundenerlebnisse zu schaffen.

Die Herausforderungen sind groß. Wie wollen Sie mit der Dynamik des digitalen Wandels Schritt halten?

Hohlmann: Wir versuchen, nicht nur Schritt zu halten, sondern der Entwicklung einen Schritt voraus zu sein. Deshalb setzen wir auf eine echte Innovationskultur – das gilt für die gesamte Unternehmensgruppe inklusive unseres Headquarters in Deutschland und der einzelnen Standorte. Forschung und Entwicklung finden gebündelt in unserem Innovationszentrum, dem URW Lab in Paris, statt. Auf nationaler und lokaler Ebene setzen wir zudem auf starke Kooperationen mit Start-ups, Thinktanks und Hochschulen. Das sind für uns wichtige Innovationstreiber. Unser Fokus liegt aber nicht nur auf der Entwicklung neuer Angebote. Innovation und Digitalisierung bedeutet für uns ge­nauso, jeden Tag daran zu arbeiten, agiler und effizienter in unseren Strukturen und Prozessen zu werden. Das ist ein wichtiger Teil unserer DNA – und entscheidet am Ende über unseren langfristigen Erfolg.

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20.12.2019    Miriam Rönnau
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