Portraitfoto Heike Hoppmann, COO AX Semantics
12.05.2022
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Zur Person

Heike Hoppman

ist Chief Operations Officer (COO), Marketing- sowie PR-Chefin bei AX Semantics, einem der Marktführer auf dem Feld der Natural Language Generation. Vorher war sie als Leiterin Beratung und Business Development bei der Beratungsgesellschaft aexea GmbH tätig und unterstützte Unternehmen bei der digitalen Transformation

Wie digital ist das Geschäftsmodell von AX Semantics?

Heike Hoppmann: Wir bieten ein Tool zur Digitalisierung von Texten und deren Übersetzungen an. Damit sind wir der erste Anbieter in Deutschland, der natürliche Sprachgenerierung multilingual und auf Textebene personalisiert ermöglicht. Unsere auf Künstliche Intelligenz gestützte Software zieht sich aus einem Datenpool die notwendigen Informationen und fügt diese zum entsprechenden Content zusammen. Dieses Teilgebiet der KI nennt man im Fachjargon Natural Language Generation, kurz NLG. Kurz zusammengefasst, entstehen aus strukturierten Daten lesefreundliche Texte in 110 verschiedenen Sprachen. Insofern ist unser Geschäftsmodell komplett digitalisiert.

Wie stellen Sie sicher, dass die automatisiert erstellten Texte und Übersetzungen trotzdem gewissen Qualitätskriterien und den Anforderungen der Kundinnen und Kunden entsprechen?

Hoppmann: Wichtig ist dabei, die aktuelle Marktlage zu verstehen: Die Nachfrage von digitalem Content wächst enorm, doch unter der Quantität darf die Qualität der Inhalte nicht leiden. Im E-Commerce-Bereich benötigen unsere Kunden zum Beispiel massenhaft konkrete Produktbeschreibungen, die in verschiedenen Sprachen, suchmaschinen- und conversionoptimiert sind. Die Menschen sollen die Inhalte schließlich schnell finden und auch tatsächlich interessant finden. Diese Masse an Content lässt sich manuell einfach nicht in qualitativ hochwertiger Form erstellen und langfristig aktualisiert halten. Obwohl die Inhalte automatisch generiert sind, bleiben sie dabei trotzdem individuell auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden abgestimmt – und gleichzeitig immer einzigartig.

Das eigene Qualitätsempfinden ist das eine, aber wie überprüfen Sie, ob Ihre Serviceleistungen tatsächlich zufriedenstellend sind?

Hoppmann: Unser personell zweitgrößter Bereich bei AX Semantics trägt den Namen Customer Success Agents, was so viel wie Agenten für Kundenerfolg heißt. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen diese Hingabe und bewerten unseren Service derzeit sehr positiv. Messbar wird dieser Eindruck durch einen überdurchschnittlichen Net Promoter Score (NPS) von 80. Dieser misst, wieviel Kundinnen und Kunden ein Produkt oder eine Dienstleistung weiterempfehlen würden. Zum Vergleich: Im Bereich von Software as a Service liegt der Durchschnittswert von Unternehmen im Jahr 2022 bei 41.

Und in welchem Bereich von AX Semantics sehen Sie aktuell noch Optimierungsbedarf?

Hoppmann: Eine wichtige Frage, da Selbstreflexion zum Entwicklungsprozess eines Unternehmens dazugehört. Eine Schwäche von uns ist sicherlich, dass wir kleinere Einzelerfolge intern nicht immer vernünftig einordnen. Schnell werden wir in diesen Dingen etwas zu euphorisch, was manchmal den Blick auf die Realität verwischt. Daraus ziehen wir dann die falschen Schlüsse und bewegen uns in eine Richtung, ohne die ursprünglichen Beweggründe tiefergehend zu hinterfragen. Aber auch diese Erkenntnisse sorgen für einen Lerneffekt.

Die Coronapandemie hat den Online-Handel beflügelt – traf das auch auf Ihr Geschäft zu?

Ja, die Branche unserer Kundinnen und Kunden, der E-Commerce, hat auf den ersten Blick wirtschaftlich von der Pandemie profitiert. Im Vergleich zu 2019 konnten auch wir unsere Umsätze 2021 um 1,2 Millionen Euro erhöhen und unsere Verluste um eine Millionen Euro verringern. Doch der ganz große Schritt nach vorn ist dennoch ausgeblieben. Während der hohen Nachfrage im Online-Handel hat anscheinend vielerorts die Zeit gefehlt, neue Technologien wie unsere umzusetzen. Trotzdem haben uns die generellen Umstände der Pandemie und der daraus resultierende Digitalisierungsschub in der Wirtschaft auf unserem Weg bestätigt. Rückblickend haben wir auch gemerkt, dass Corona alle vor ganz spezielle Herausforderungen gestellt hat – intern als auch extern. Uns war wichtig, dass wir zusammen Lösungen für schwierige Situationen finden. So haben wir zum Beispiel unseren Kunden ermöglicht, ihre Verträge zu pausieren und diese zu einem späteren Zeitpunkt wiederaufzunehmen. Diese besondere Art der Bindung schätzen unsere Kundinnen und Kunden, was auch zeigt, dass es uns nicht nur um striktes Wachstum geht.

Wie wirken sich aus Ihrer Sicht die Trends von New Work auf die Zukunft der Arbeit aus?

Arbeit sollte von jedem Ort gleichgut umzusetzen und für alle Mitarbeitenden in irgendeiner Form sinnstiftend sein – darin besteht in unseren Augen die Zukunft der Arbeit. Interessanterweise ist auch hier die Digitalisierung wieder ein probates Mittel zum Zweck: Zum Beispiel können dörfliche Strukturen wieder stärker bewohnt werden, denn Mobilität spielt hinsichtlich der Arbeit eine zunehmend untergeordnete Rolle, wenn viele Dinge auch remote oder im Homeoffice erledigt werden können. Das wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Dieser Dynamik blicken wir als digitales Unternehmen mit Freude entgegen.

12.05.2022
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