12.02.2020    Martin Hintze
  • Drucken

Auf den ersten Blick sind es erfreuliche Zahlen für Deutschlands Unternehmer-Nachwuchs im Bereich Künstliche Intelligenz (KI): 2019 haben KI-Start-ups insgesamt 510 Millionen Dollar eingeworben – beinahe doppelt so viel wie im Vorjahr (273 Millionen Dollar). Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger hervor.

Doch damit liegt der Industriestandort Deutschland im europäischen Vergleich hinter Frankreich (1,3 Milliarden Dollar), Großbritannien (1,2 Milliarden) und Israel (902 Millionen) nur auf Rang 4. Die wichtigsten Investoren stammen laut der Studie aus dem Inland. 14 Prozent der Investitionen in deutsche Unternehmen kamen aus den USA. China spielte kaum eine Rolle.

Innovationsbremse Brexit

Bei der Zahl der Neugründungen erreichte die Bundesrepublik mit 208 KI-Start-ups den 3. Platz. Nur in Großbritannien (590) und Frankreich (235) wurden noch mehr KI-Unternehmen aus der Taufe gehoben. „Im Vergleich zu China und den USA ist das europäische KI-Ökosystem zu stark fragmentiert und leidet unter mangelnder Integration“, sagt Jochen Ditsche, Partner von Roland Berger. Bei der Datenschutz-Grundverordnung beispielsweise gebe es aufgrund unterschiedlicher Interpretationen einen europäischen Flickenteppich.

Brisant: Großbritannien hat im europäischen KI-Ökosystem eine Schlüsselrolle inne. Die Briten verzeichnen die höchsten Ausgaben in Forschung und Entwicklung und melden die meisten KI-Patente an. „Der Brexit kann den Zugang zu Daten weiter behindern und die Innovation und Dynamik in ganz Europa beeinträchtigen“, warnt Roland-Berger-Experte Ditsche. „Deshalb benötigen wir ein umfassendes und in die Zukunft gerichtetes Framework zwischen der EU und Großbritannien, damit Digitalunternehmer und Investoren den eingeschlagenen Wachstumskurs weiterverfolgen können.“

KI in Deutschland noch in den Kinderschuhen

Ein weltweiter Vergleich macht deutlich, dass KI-Unternehmen in Deutschland noch viel Luft nach oben haben. Unter den 100 besten KI-Start-ups der Welt, die das US-Marktforschungsunternehmen CB Insights ermittelt, kommt nur eins aus Deutschland: Twenty Billion Neurons aus Berlin. Das Gros der Unternehmen stammt aus den USA und China. Laut UnternehmerTUM, dem Zentrum für Gründung und Innovation an der Technischen Universität München, sind die deutschen Start-ups meist klein und schwach finanziert. Nur vier Prozent beschäftigen mehr als 100 Mitarbeiter.

12.02.2020    Martin Hintze
  • Drucken
Zur Startseite