Vordenker Günter Wältermann von der AOK
14.02.2022
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Langsam, aber stetig setzt sich auch im Gesundheitswesen die Digitalisierung durch. Ein Beispiel: die Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg, die unter anderem täglich rund 40.000 Papierdokumente digitalisiert und eine steigende Zahl digitaler Kontakte mit ihren Versicherten verzeichnet. CEO Günter Wältermann erklärt die Hintergründe sowie Strategien zur Mitarbeitersuche und -bindung.

Zur Person

Günter Wältermann

ist seit 2012 Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. Zuvor war er Geschäftsbereichsleiter sowie Bevollmächtigter des Vorstands. Sein zentraler Schwerpunkt umfasst die digitale Transformation des Gesundheitswesen

Wie fällt Ihr Fazit als Krankenkasse für 2021 aus?

Günter Wältermann: Durch die pandemische Lage ist das Gesundheitswesen im vergangenen Jahr besonders gefordert gewesen. 2021 war auch für die AOK Rheinland/Hamburg ein sehr herausforderndes Jahr: Wir haben uns strategisch neu ausgerichtet, um für den digitalen Wandel im Gesundheitswesen optimal gerüstet zu sein. Im Mittelpunkt der umfassenden Neuorganisation „AOK 4.0“ stehen die Erwartungen der Versicherten, exzellenten Service auf allen Kommunikationskanälen zu erleben. Unser Ziel für 2022: Wir wollen uns – gerade vor dem Hintergrund der politischen Neuordnung – als aktiver Gestalter in die Modernisierung des Gesundheitswesens einbringen und unter anderem dabei helfen, die Digitalisierung voranzubringen, die mit einem erheblichen Nutzen für die Patientinnen und Patienten verbunden ist.

Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Digitalisierung?

Wältermann: Zwei Beispiele: In unserem Scan-Zentrum digitalisieren wir täglich rund 40.000 Papierdokumente, die bei uns eingehen. Wir versuchen, wann immer es geht, den Einsatz von Papier zu vermeiden und Unterlagen digital zu verarbeiten. Zudem wird unsere Online-Geschäftsstelle immer stärker nachgefragt. Knapp 300.000 Versicherte nutzen bereits die Möglichkeit, wichtige persönliche Anliegen unkompliziert digital von unterwegs oder von zu Hause zu erledigen. Diesen Weg möchten wir weitergehen. Wir sind dabei, alle laufenden Prozesse auf ihre Digitalisierungsmöglichkeiten hin zu überprüfen, um unseren Kundenservice kontinuierlich zu verbessern.

Und wie steht es um das Thema Innovationen?

Wältermann: Wir pflegen eine offene Unternehmenskultur und fördern kreative Ideen. Ein Beispiel dafür ist RHINO, unser unternehmenseigenes Start-up. RHINO steht für „Rheinland Hamburg Innovation“ und verfolgt das Ziel, insbesondere mit digitalen Lösungen Versorgungsstrukturen und -angebote für unsere Versicherten passgenau zu verbessern. Zum Bereich Innovation zählt auch der Einsatz für Nachhaltigkeit. Der Beitrag der AOK Rheinland/Hamburg zu den globalen Klimazielen wird von einem engagierten Team in einem eigenen Stabsbereich koordiniert. Unseren Service und unsere Produkte gestalten wir möglichst umweltfreundlich. Alle Geschäftsstellen werden vollständig mit Grünstrom versorgt. Zusätzlich sind 50 Prozent der Anlagen nicht älter als maximal sechs Jahre. So unterstützen wir den Ausbau erneuerbarer Energien auf europäischer Ebene. Und bei Neubauten streben wir von Beginn an die Zertifizierung der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen an.

Was macht künftig den Erfolg Ihres Unternehmens aus?

Wältermann: Es wird darum gehen, dem Servicebedarf unserer Versicherten in attraktiven Angeboten auf allen Kanälen zu entsprechen. Dabei müssen wir darauf achten, dass beispielsweise ältere Versicherte oder Menschen ohne digitale Ausstattung und entsprechendes Know-how beim Zugang zu Gesundheitsleistungen nicht benachteiligt oder abgehängt werden. Für uns steht fest, dass wir auch in Zukunft der starke Partner unserer Versicherten vor Ort bleiben. Dafür stellen wir ein dichtes Geschäftsstellennetz bereit und eröffnen moderne, neue AOK-Häuser mit Leuchtturmcharakter und niedrigschwelligen Beratungsangeboten. Zu unseren Herzensangelegenheiten zählt die Stärkung der Gesundheitskompetenz. Wir verstehen uns als Lotse unserer Versicherten durch das komplexe Gesundheitssystem.

In welchem Bereich haben Sie den größten Bedarf an Mitarbeitern?

Wältermann: Wir sind stolz darauf, in diesem Jahr wieder fast 200 Ausbildungsplätze anzubieten. Neben den Sozialversicherungsfachangestellten bilden wir etwa Kaufleute für Dialogmarketing, Fachinformatiker und in diesem Jahr ganz neu auch Kaufleute für Büromanagement aus. 2023 kommen dann noch Ausbildungsangebote für Kaufleute im Gesundheitswesen hinzu. Wir unterstützen das duale Studium und investieren viel in Aus- und Weiterbildungsangebote – dazu gehören unter anderem webbasierte Trainings- und Qualifikationsmaßnahmen, Führungskräfte-Coachings sowie vielfältige Möglichkeiten in unserem unternehmenseigenen Bildungszentrum. Es gibt viele Karrierewege bei der AOK Rheinland/Hamburg und das macht uns für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders attraktiv.

Warum sollten die Talente gerade zu Ihnen kommen?

Wältermann: Die AOK Rheinland/Hamburg ist ein sicherer Arbeitgeber, mit den elf Landes-AOKs bundesweit eine beständige Größe des Gesundheitswesens. Wie wichtig die Gesundheit für die Menschen ist, haben gerade die vergangenen Jahre der Pandemie gezeigt. Wir bieten Stabilität und sind immer da, für unsere Versicherten ebenso wie für unsere Beschäftigten. Als eine der zehn größten Krankenversicherungen Deutschlands vertrauen uns über drei Millionen Versicherte. Im Spannungsfeld zwischen Digitalisierung und Nähe loten wir tagtäglich aus, was gut für unsere Kundinnen und Kunden ist – und gehen immer wieder neue Wege. Wir bieten große individuelle Gestaltungsspielräume, sich beruflich zu verwirklichen. Mit flexiblen Homeoffice-Möglichkeiten, einer finanziellen Unterstützung von Bachelor- und Master-Abschlüssen und beispielsweise der Vermittlung externer Praktika unterstützen wir unsere Beschäftigten, sich immer wieder auch über den bestehenden Rahmen hinaus aktiv weiterzubilden und einzubringen.

Auf welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit setzen Sie?

Wältermann: Bei uns gibt es regelmäßig Mitarbeitenden-Befragungen und wir pflegen in unserem Intranet eine sehr offene Gesprächskultur. Über das „ImPuls“-Portal können sich die Beschäftigten aktuell informieren, kontrovers diskutieren und ohne Vorbehalte austauschen. Bei der Neugestaltung unserer neuen Standorte können die Beschäftigten ihre Wünsche und Anregungen einbringen. Und immer wieder bieten wir Dialogveranstaltungen an, zu denen alle Führungskräfte und die gesamte Belegschaft Zugang haben. Wir haben eine 360°-umfassende Feedback-Kultur im Unternehmen etabliert, das heißt, nicht nur Führungskräfte geben an Mitarbeitende Feedback, sondern auch in die andere Richtung. Ein umfassendes Kompetenzmodell sorgt für Transparenz bei internen Stellenausschreibungen und fördert alle Beschäftigten individuell.

14.02.2022
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