Illustration: Würfel aus LED, die miteinander verbunden sind. Der mittige Würfel leuchtet organge, alle anderen grün. Der Hintergrund ist dunkel.
22.09.2021    Christian Buchholz
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Die weltweit marktstärkste und am meisten diskutierte Kryptowährung Bitcoin ist zwar die älteste Blockchain – aber nur eine von derzeit knapp 1.000 existierenden. In der Finanzbranche schon allgegenwärtig, rückt die Blockchain-Technologie langsam auch in den Fokus von immer mehr Unternehmen anderer Branchen. Krypto-Expertin Katharina Gehra sagte Anfang September auf der Digital X in Köln: „Wenn wir systematisch Energie einsparen und gleichzeitig Transparenz und Sicherheit erhöhen wollen, werden wir um Blockchains nicht herumkommen.“ Beim Textil-Discounter KiK arbeitet bereits seit 2018 ein kleines Team von IT-Spezialisten daran, die Blockchain bestmöglich für die eigenen Wertschöpfungsketten zu nutzen.

Bei KiK sieht man in der Technologie riesiges Potenzial. „Aber sie steckt noch in den Kinderschuhen und ist nicht leicht in unsere bestehende IT-Infrastruktur zu integrieren“, sagt Patrick Zahn, CEO des Textil-Discounters. Dennoch glaubt er fest daran, dass sich der Einsatz lohnt. „Wir erhoffen uns vom Einsatz der Blockchain einen Wettbewerbsvorteil, weil wir damit die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards besser kontrollieren können“, erklärt Zahn.

Denn: Ab 1. Januar 2023 werden Unternehmen mit mindestens 3.000 und ab 1. Januar 2024 mit mindestens 1.000 Beschäftigten durch das im Juni 2021 verabschiedete Lieferkettengesetz ohnehin verpflichtet. KiK will aber schon früher die Lieferketten durchleuchten – unter anderem weil immer mehr Kundinnen und Kunden wissen wollen, woher das T-Shirt kommt, das sie beim Discounter gekauft haben.

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Viele Vorteile und bald vielleicht auch nachhaltiger

Wie die Blockchain funktioniert? Mithilfe der Distributed Ledger Technologie (DLT) werden digitale Informationen aus der Herstellung, dem Transport und schließlich dem Verkauf für jede Charge auf verschiedenen ebenbürtigen dezentralen Computersystemen chronologisch erfasst, gehalten, verifiziert und gegebenenfalls im gemeinsamen Konsensus angepasst. Wenn die Mehrheit der Systeme die Informationen als richtig beurteilen, werden diese auf der Blockchain abgespeichert. Der Vorteil: Die Informationen sind fälschungssicher dokumentiert, einsehbar und lassen sich nicht mehr verändern. So schließt die Blockchain Vertrauenslücken ohne Zuhilfenahme vertrauenswürdiger Instanzen. Das ist für die Kundinnen und Kunden von Vorteil, für das Unternehmen aber mindestens genauso.

In puncto Nachhaltigkeit hat die Technologie allerdings immer noch reichlich Reserven, weil für die komplexen Rechenleistungen riesige Serverkapazitäten nötig sind. Wissenschaftler und IT-Experten arbeiten aber bereits intensiv an nachhaltigeren Lösungen. Ein möglicher Weg: Den Konsensus-Mechanismus verändern, was wiederum die notwendigen Rechenleistungen reduziert. Ob nun mit dem alten oder einem neuen Konsensus-Mechanismus, Gehra prognostiziert: „Die Blockchain wird jede Industrie verändern.“

Blockchain und KI verknüpfen, Lieferketten optimieren

Insbesondere für das Supply-Chain-Management ist das Potenzial gewaltig, neue Lösungen sind aber auch dringend notwendig. Schließlich hat die Coronapandemie seit ihrem Ausbruch im Frühjahr 2020 gezeigt, wie fragil die weltweiten Lieferketten sind. Patrick Zahn spürt bei KiK noch immer die Folgen von Lieferengpässen, überteuerten Containerpreisen und schlechtem Hafenmanagement. Deshalb müssen neue Lösungen her, um die Containerauslastung sowie -befüllung weiter zu optimieren und Lieferketten aufrechtzuerhalten. Zahn glaubt, dass die Blockchain-Technologie dafür vor allem im Zusammenspiel mit Künstlicher Intelligenz einen echten Mehrwert bieten kann. Die Zukunft wird zeigen, ob er recht behält.

22.09.2021    Christian Buchholz
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