Angestellte von Gigaset bei der Arbeit in der Produktion
06.06.2023    Christian Buchholz
  • Drucken

Magnus Ekerot ist neuer CEO und Vorstandsvorsitzender der Telekommunikationsmarke Gigaset. Smartphones sind für ihn ein Wachstumsmarkt. Aber auch mit Festnetztelefonen hat er Großes vor. Im Gespräch mit DUP UNTERNEHMER gibt der internationale Top-Manager Einblicke in seine Pläne für Gigaset.

Zur Person

Dr. Magnus Ekerot, CEO von Gigaset

Dr. Magnus Ekerot

Seit Januar 2023 ist der gebürtige Schwede CEO und Vorstandsvorsitzender von Gigaset. Zuvor war er für Bosch Security and Safety Systems in den Niederlanden tätig

Wohin entwickelt sich Gigaset?

Magnus Ekerot: In eine erfolgreiche Zukunft voller Möglichkeiten, Innovationen und Wachstum. Bei Gigaset gibt es die Experten mit den richtigen Kompetenzen. Wir haben die Branchen- und Nischen-Enthusiasten mit Erfahrung, kreativen Ideen und vor allem starken Beziehungen zu loyalen Partnern und Kunden.

Das allein reicht aber in der Regel nicht. Der Markt muss doch auch mitspielen, oder?

Ekerot: Anders herum. Wir sehen uns als Benchmark auf dem und für den Markt. In den kommenden Jahren werden wir uns auf Produkte, Lösungen und Services mit substanziellem Potenzial fokussieren. Mit einem Portfolio, das wirklich nachgefragt wird und Absatz findet. Vor allem im B2B-Geschäft will ich viel dominanter auftreten. Wir werden Nischen sowie vertikale Lösungen und Applikationen besetzen und bedienen.

Können Sie das mit einem Beispiel konkreter machen?

Ekerot: Da gibt es viele. Von großen Organisationen, Krankenhäusern oder Behörden, die Komplettlösungen mit 24/7-Support suchen, bis hin zu Klein- und Kleinstunternehmen, die vor allem benutzerfreundliche Geräte benötigen – ganz gleich, wie groß oder klein ein Unternehmen ist. Bei Enterprise- und Mobile-Communications werden wir zukünftig die volle Skalierbarkeit unseres Geschäfts- und Go-to-Market-Modells zu unserem und zum Vorteil der Kunden nutzen.

Wie viel Potenzial hat der europäische Markt für Gigaset überhaupt noch?

Ekerot: In der gesamten EU gibt es unzählige kleine und mittlere Unternehmen mit einem ähnlichen Telefoniebedarf wie in Deutschland. Gerade mit skalierbaren Lösungen adressieren wir einen gewaltigen Markt mit großem Potenzial. Aber ja, bei DECT-Telefonen im Endkundenbereich ist das Wachstum endlich. Hier haben wir in den für uns wichtigsten sechs Ländern in Europa gemessen am Umsatz bereits einen Marktanteil von 45 Prozent. Und genau da werden wir den Hebel ansetzen, deutlich präsenter im B2B-Bereich werden, um mit maßgeschneiderten Lösungen und Services vor allem bei Smartphones und Professionals zu skalieren.

Wie sieht Ihre Strategie für die nächsten Jahre aus?

Ekerot: Wir werden uns auf unseren Way of Working konzentrieren, die Art und Weise, wie wir effizient und erfolgreich arbeiten. Und wir setzen alles daran, den Way of Working unserer Kunden noch besser zu verstehen. So treffen wir mit neuen Produkten und Lösungen ihre Bedürfnisse auch in den jeweiligen Spezialisierungen und Vertikalen. Und wir wissen: Unsere Zukunft liegt in Software, Applikationen und Services für unsere Kunden.

Sehen Sie außerdem Potenzial in Ländern in Lateinamerika und im Mittleren Osten?

Ekerot: Unter der Voraussetzung, dass wir dort Volumenprodukte anbieten, die den Marktbedürfnissen entsprechen und uns Upselling-Potenzial in der Zukunft bieten. Die Exploration beginnt noch dieses Jahr. Konkrete Ergebnisse werden ab 2024 durchschlagen.

Das klingt nach einem ambitionierten Plan.

Ekerot: Wir haben auch keine Zeit zu verschenken. Bei der Schnurlostelefonie gehört der europäische Markt zwar uns, die Nachfrage nach Festnetztelefonen lässt aber kontinuierlich nach. Für uns heißt es also: Veränderung und Fortschritt. Gigaset 2025 wird ganz anders sein als Gigaset 2023. Der Cloud-Markt wächst, das nutzen wir für uns – mit IP-Telefonen, die genau mit diesem Markt kompatibel sind. Im B2B-Bereich entwickeln wir zum Beispiel im Rahmen eines Exklusivvertrags maßgeschneiderte Endgeräte für Unify. In den etablierten Märkten bauen wir auf Upscaling in Bereichen, die Gigaset bislang nicht besetzt. Die starke Marke sowie unsere langjährigen und engen Kundenbeziehungen schaffen eine enorme Hebelwirkung für neue Lösungen und Applikationen.

Setzen Sie weiter auf Smartphones?

Ekerot: Smartphones sind ganz klar ein Wachstumsmarkt für uns. Wir sind das einzige Unternehmen, das Smartphones in Deutschland herstellt.

Verfolgen Sie auch bei Smartphones den B2B-Ansatz?

Ekerot: Absolut. Geschäftskunden profitieren von Individualisierungsangeboten, dem Service und Reparaturmöglichkeiten. Unsere Produkte sind genau auf Kundenbedürfnisse zugeschnitten und dank der kurzen Lieferwege auch noch nachhaltig. Die Deutsche Bahn hat zum Beispiel ihre Zugbegleiter mit unserem GS5 ausgestattet. „Made in Germany“ hat bei der Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt.

Ist die Produktion von Smartphones in Deutschland denn überhaupt kostendeckend möglich?

Ekerot: Ja, dank hochmoderner Produktionsmethoden. Unsere Fertigungslinien folgen dem Lean-Management-Ansatz, wir arbeiten nach Industrie-4.0-Standard und mit Co-Bots. So gelingt die Fertigung zu gleichen Kosten wie in Asien. Wir zahlen faire Gehälter und stärken die regionale Wirtschaft. Privat- und Geschäftskunden schätzen „made in Germany“ als Versprechen für Nachhaltigkeit, Qualität und Datenschutz. Die Big Player auf dem deutschen Markt können wir in diesen Punkten leicht überbieten. Die Nähe zu unseren Kunden macht einen Unterschied – und damit meinen wir nicht nur geografische Nähe, sondern auch unser Mindset als Mittelständler. Wir kennen die Bedürfnisse und können mit passgenauen Angeboten auch in Vertikalen und Nischen punkten.

Ihr Geschäftstelefon ist sicher ein Smartphone von Gigaset. Was nutzen Sie privat?

Ekerot: Ich habe privat und beruflich tatsächlich nur noch ein Gerät: unser aktuelles GX6 – ein Outdoor-Smartphone mit 5G, Updates für fünf Jahre und widerstandsfähig nach Militärstandard. Ich bin sehr aktiv, laufe regelmäßig, bin im Sommer viel im Wasser, liebe die Berge und bin leidenschaftlicher Freerider. Da genieße ich es, ein Smartphone zu haben, das das alles mitmacht.

06.06.2023    Christian Buchholz
  • Drucken
Zur Startseite