Portrait Vordenker 2022 Brainlab AG
09.06.2022
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Zur Person

Stefan Vilsmeier

verfasste bereits mit 17 Jahren ein Buch über 3-D-Grafik und legte damit den Grundstein für sein Unternehmen: Mithilfe der Einnahmen aus den Verkäufen gründete er 1989 Brainlab

Was sind aus Ihrer Sicht die aktuell größten Herausforderungen für Ihre Branche und Ihr Unternehmen?

Stefan Vilsmeier: Die größte Herausforderung, aber zugleich auch Chance der gesamten Gesundheitsbranche liegt in der enormen Menge medizinischer Daten, die tagtäglich über Ärzte und Krankenhäuser erhoben wird. Aus diesen Daten können mithilfe Künstlicher Intelligenz neue Erkenntnisse gewonnen werden, wodurch sich bessere Behandlungsmöglichkeiten zum Wohle der nächsten Generationen entwickeln lassen.

Allerdings bedarf es funktionierender Ansätze, um Gesundheitsdaten hierzulande nutzbar zu machen. Die großen US-Konzerne wie Amazon, Google oder Apple drängen mit ihren Plattformen in den Gesundheitsmarkt und verfügen bereits heute über gewaltige Datenmengen. Der US-amerikanische Datenkapitalismus lebt von den gutgläubig bereitgestellten Daten der Nutzer, die den Tech-Giganten massive Gewinne sichern, während in China der Staat das Datenmonopol innehat. In beiden Systemen spielt der Schutz persönlicher Daten eine untergeordnete Rolle. In Abgrenzung zu diesen beiden datenpolitischen Konzepten formiert sich das europäische Modell um den Willen des Patienten als oberster Maxime.

Wir als Brainlab gestalten den Weg hin zu einer nutzbaren Gesundheitsdatenbasis aktiv mit und wollen verbesserte und personalisierte Behandlungen für Patienten sowie wertvolle Erkenntnisse für die medizinische Forschung ermöglichen.

Worauf wird es für den weiteren Erfolg Ihres Unternehmens in Zukunft vor allem ankommen?

Vilsmeier: Unser größtes Kapital bei Brainlab sind unsere exzellenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Heute kommt unsere Technologie bereits in rund 6.000 Krankenhäusern in 121 Ländern zum Einsatz.

Da die Digitalisierung des Gesundheitswesens gerade an Fahrt aufnimmt, rechnen wir mit weiterem Wachstum und wollen unsere Technologie auch anderen Akteuren im Gesundheitsökosystem zugänglich machen. Derzeit entwickelt unser ausgegründetes Tochterunternehmen Snke OS eine Digitalplattform als offenes Betriebssystem für den digitalen Operationssaal. Durch die Bündelung komplexer Technologien wie Künstliche Intelligenz, Big Data, Cloud-Computing, Robotik und Augmented Reality trägt die Plattform dazu bei, die Behandlung individuell für jeden Patienten zu verbessern und zu vereinfachen.

Das klingt nach einem großen Fokus auf Innovation.

Vilsmeier: Die Innovationskraft liegt in der DNA von Brainlab und prägt das Unternehmen von der ersten Stunde an. Um die Grenzen der digitalen Medizintechnik immer weiter zu verschieben, hinterfragen wir uns selbst und den Status quo jeden Tag aufs Neue. Innovation bedeutet für uns, Produkte in enger Zusammenarbeit und im Austausch mit unseren Kunden zu entwickeln – mit dem Ziel, Krankenhäusern und Ärzten stets einen Mehrwert zu bieten und die Behandlung der Patienten kontinuierlich zu verbessern.

Ganz konkret fördern wir die Innovationskultur bei Brainlab, indem sämtliche Kollegen – und zwar wirklich alle, von der Buchhaltung bis zur Logistik – mindestens einmal im Jahr an einer OP teilnehmen sollen, um hautnah mitzuerleben, wie unsere Produkte und Technologien eingesetzt werden. Jedem einzelnen Mitarbeiter soll dadurch der Sinn seiner Tätigkeit noch stärker bewusst werden: Er leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Behandlung von Krebs zu verbessern.

Wie wichtig ist für Brainlab die Digitalisierung?

Vilsmeier: Die Digitalisierung der Medizin ist seit der Gründung von Brainlab das Kernthema des Unternehmens. Unsere Software unterstützt Ärzte bei der Entscheidungsfindung, vermeidet automatisch Fehler, sorgt für mehr Effizienz bei klinischen Abläufen und bietet neue Behandlungsmöglichkeiten – beispielsweise bei der Bestrahlung von Gehirnmetastasen.

Als führendes Technologieunternehmen sind wir auch intern digital sehr gut aufgestellt. Aus diesem Grund funktionierte der Wechsel ins Homeoffice im Frühjahr 2020 zügig, nahtlos und ohne Reibungsverluste.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Deutschland mit seiner hervorragenden medizinischen Regelversorgung über das Potenzial verfügt, sich bei der Digitalisierung der Medizin einen Platz an der Weltspitze zu sichern. Die Voraussetzung ist jedoch, dass anonymisierte Medizindaten in größerem Umfang als bisher zur Verfügung gestellt werden. Sonst übernehmen Digitalriesen wie Amazon oder Google binnen weniger Jahre diesen Markt – mit der Konsequenz, dass Deutschland und Europa in diesem sensiblen Bereich von ausländischen Plattformunternehmen abhängig werden.

In welchem Bereich haben Sie derzeit den größten Bedarf an Mitarbeitern und wie finden Sie diese?

Vilsmeier: Brainlab sucht aktuell vor allem Nachwuchstalente mit Qualifikationen in Software Engineering und Künstliche Intelligenz für den Bereich Forschung und Entwicklung. Besonders gefragt sind Projektingenieure und Softwareentwickler. Daher sind wir regelmäßig im universitären Umfeld unterwegs und halten Vorträge. Außerdem sind wir stets auf der Suche nach interessierten Studierenden, die unsere Fachabteilungen als Werkstudenten unterstützen. Gerne laden wir Studierende in unsere Unternehmenszentrale in München-Riem ein, damit diese einen Eindruck von uns als Arbeitgeber bekommen. So gab es vor der Pandemie Events für Studierende mit Vorträgen vor Ort und der Möglichkeit, unsere Mitarbeiter persönlich bei After-Work-Events kennenzulernen. Diese Veranstaltungen planen wir jetzt wieder verstärkt für die kommenden Monate ein. Außerdem setzen wir auf die direkte Ansprache von geeigneten Kandidaten durch unser Recruiting-Team über soziale Business-Plattformen wie LinkedIn und Xing.

Mit welchen Angeboten schaffen Sie es, dass im War for Talents die besten Kandidaten zu Brainlab kommen?

Vilsmeier: Brainlab hat Nachwuchskräften viel zu bieten – von einem diversen, multikulturellen Arbeitsumfeld mit 79 Nationalitäten über das hausinterne Fitnessstudio bis hin zu unserem preisgekrönten Restaurant. Doch das Wichtigste sind eine Tätigkeit mit Sinn und das Ziel, das hinter unserer Arbeit steht – nämlich etwas Gutes zu tun. Wenn Sie heute Software-Entwickler bei Brainlab fragen, was sie so machen, antworten die meisten nicht mit „ich schreibe Software“, sondern mit „ich trage dazu bei, Krebs zu heilen“.

Auf welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und -zufriedenheit setzen Sie?

Vilsmeier: Wesentlicher Faktor für die Zufriedenheit der Brainlab-Mitarbeiter ist unsere gemeinsame Motivation und das gemeinsame Ziel: Die medizinische Versorgung und die Lebensqualität so vieler Patienten wie möglich zu verbessern. Darüber hinaus ist das Arbeitsumfeld bei Brainlab modern gestaltet, um kreative Ideen und den Austausch zwischen Kollegen und Abteilungen zu fördern.

Für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung bieten wir ein breites Weiterbildungsprogramm durch interne oder externe Ausbilder. Über interne Kurse und E-Learnings bringen sich unsere Mitarbeiter auf den neuesten Wissenstand. Außerdem besteht die Möglichkeit Kongresse, Symposien oder unsere Kunden vor Ort zu besuchen, um aus erster Hand zu erfahren, wie unsere Technologie eingesetzt wird. Ferner gibt es ein umfassendes Trainingsangebot an Soft Skills für alle Mitarbeiter sowie Fachtrainings von anerkannten Experten – beispielsweise zu Programmiersprachen, agilem Projektmanagement und Führungskräfteentwicklung. Auch gemeinsame sportliche Aktivitäten im hausinternen Fitnessstudio oder außerhalb der Arbeit – zum Beispiel Ski- oder Rennradtouren – oder das gemeinsame Joggen in der Mittagspause sind ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur.

09.06.2022
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