Porträt von Nikolay Kolev, Geschäftsführer von Docotlib.
29.08.2022
  • Drucken

Zur Person

Nikolay Kolev

ist seit Mai 2022 Managing Director (Geschäftsführer) für die deutsche Sektion von Doctolib und Mitglied im globalen Vorstand. Zuvor war er in verschiedenen Positionen bei Deloitte, WeWork, Kearney und Skrill tätig. Er arbeitete in den Bereichen digitale Transformation, Vertrieb, Marketing und Risikokapital im Gesundheitssektor. Auch an der der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle war Kolev beteiligt.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Doctolib bietet eine eigene Terminmanagement-Software für den Gesundheitssektor an – wie hat die Coronapandemie die Geschäftsentwicklung beeinflusst?

Nikolay Kolev: Grundsätzlich haben wir auch unabhängig von der Coronapandemie festgestellt, dass die Zeit für Digitalisierung im Gesundheitssektor mehr als reif ist. Aber die coronabedingten Anforderungen unserer Kundinnen und Kunden, also der Ärztinnen und Ärzten in ihren Praxen, haben noch einmal viel deutlicher gemacht, wie wichtig eine effiziente und digitale Organisation ist. Wir haben in der Pandemie eine weitere Möglichkeit gefunden, mit unserem Kernprodukt, dem Online-Terminbuchungsservice, das Gesundheitswesen spürbar zu entlasten und den Alltag von Gesundheitsfachkräften zu verbessern. Gleichzeitig haben die Menschen vor allem in den Hochphasen der Pandemie unsere kostenfreie Videosprechstunde häufig genutzt, um eine Coronainfektion in den Arztpraxen zu vermeiden. Wir konnten durch digitale Tools Abhilfe schaffen, die von allen Beteiligten extrem gut angenommen wurde. Bei größeren Veränderungen ist es entscheidend, dass alle Seiten den Nutzen sehr früh spüren können.

Für welche anderen Bereiche gilt diese Herangehensweise noch?

Kolev: Zum Beispiel für das Coronaimpfgeschehen. Als klar war, dass Arztpraxen in absehbarer Zeit mit eingebunden werden sollen, haben wir innerhalb kürzester Zeit ein interaktives Impfmodul entwickelt. Dieses haben wir den Praxen kostenlos zur Verfügung gestellt, um ihnen die Organisation rund um das Impfen zu erleichtern. Übrigens waren die Videosprechstunden auch für die Praxen kostenfrei. Damit konnten sie ihre Patientinnen und Patienten in Zeiten der Lockdowns und großer Unsicherheit remote versorgen.

Wie messen Sie, welche Serviceleistungen im Gesundheitssektor primär gefragt sind?

Kolev: Zuhören ist das oberste Gebot. Wir richten alle Entscheidungen zur Gestaltung unserer Services an den Feedbacks unserer Nutzerinnen und Nutzer aus. Wir nennen diesen Prozess „Co-Building“, der uns als Barometer zur Bewertung und Weiterentwicklung unserer Produkte und Produktneuheiten dient. Unsere Community aus Gesundheitsfachkräften ist somit unmittelbar an der Produktentwicklung beteiligt und hilft uns, alles so zu konzipieren, dass es für die Anwenderinnen und Anwender sinnvoll ist und Mehrwerte liefert. So können unsere Produktteams die am dringendsten benötigten oder gewünschten Features umsetzen – in Deutschland verwenden mittlerweile mehr als zehn Millionen Patientinnen und Patienten unsere Leistungen. Die zweite Komponente für einen erfolgreichen Service sind unsere Doctoliber.

Was hat es damit auf sich?

Kolev: Doctoliber – damit sind unsere Mitarbeitenden gemeint, die wir als größten Treiber für unser Wachstum sehen. Ihre Motivation und Ambitionen, etwas zu bewegen, zählt zu den größten Stärken des Unternehmens. Sie glauben an das Produkt und den Nutzen für das Gesundheitswesen und setzen sich dafür ein. Das ist unglaublich ansteckend und hat mich schon in meinen ersten Tagen bei Doctolib motiviert. Unser Ziel ist es, ihnen Anreize für ihre persönliche Entwicklung im Unternehmen zu bieten, unseren Purpose ins Zentrum zu stellen, eine gesunde und inspirierende Kultur zu leben sowie ein kollaboratives Arbeitsumfeld zu schaffen.

Wie positionieren Sie sich gegenüber Fachkräften als attraktiver Arbeitsgeber?

Kolev: Besonders stolz bin ich darauf, dass wir in 2022 alle Mitarbeitenden von Doctolib zu Eigentümern des Unternehmens gemacht haben. Wir haben große Ziele und verfolgen diese mit sehr viel Leidenschaft und Einsatz. Da ist es natürlich förderlich, wenn allen Mitarbeitenden auch ein Anteil von Doctolib gehört und sie sehen können, wie sich ihre Erfolge auf die Entwicklung des gesamten Unternehmens übertragen lassen. Darüber hinaus bieten wir sehr viele andere Anreize und kompetitive Gehälter sowie eine motivierende Mission, für die es sich lohnt, jeden Morgen den Laptop aufzuklappen: Wir streben mit unserem Geschäftsmodell danach, die Welt ein Stückchen gesünder zu machen.

Mit welcher Strategie gelingt es Ihnen, im Gesundheitssektor digitaler Vorreiter zu bleiben?

Kolev: State of the Art beziehungsweise digitaler Vorreiter zu bleiben, was die Technologie, Sicherheit sowie Produkte angeht, sind Kern unseres Geschäftsmodells. Ansonsten wären wir nicht in der Lage, den Praxen und Krankenhäusern dabei zu helfen, den digitalen Anschluss herzustellen. Dazu müssen wir selbst eine Vorbildfunktion einnehmen und aufzeigen, welche Vorteile die Digitalisierung birgt. Wir entwickeln laufend neue Funktionen und Services, um das tägliche Leben von Gesundheitsfachkräften zu verbessern. Das umfasst zum Beispiel die Themen Datenschutz und Datensicherheit, die immer im Fokus aller Produktentwicklungen stehen: Via datenschutzkonformen Messenger oder via Videosprechstunde können Ärztinnen und Ärzte sicher mit ihren Patientinnen und Patienten kommunizieren.

Wie übertragen Sie dieses digitale Mindset auf die internen Strukturen?

Kolev: Bei uns gibt es das Prinzip des „Drei-Dinge-am-Tag“-Lernens. Das ist unser Mantra über alle Abteilungen und Führungsebenen hinweg. Wir arbeiten intern sehr vernetzt und es fällt niemandem schwer, Neues in den Arbeitsalltag zu integrieren – ganz im Gegenteil. Drei ist eher etwas konservativ bemessen. Außerdem hinterfragen wir jeden Tag den Status quo und sind niemals satt. Das erzeugt Tag für Tag eine echte Aufbruchstimmung im Unternehmen.

29.08.2022
  • Drucken
Zur Startseite