Eine Rakete im Weltall
01.12.2021    Miriam Rönnau
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Der oft zitierte Digitalisierungsschub fand bisher lediglich an der Oberfläche statt, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Dabei wären die Rahmenbedingungen da. Das Problem: Unternehmen in der Krise scheuen das Risiko.

Digitalisierungsboost nur oberflächlich

Homeoffice, virtuelle Meetings, remote Leadership – die Coronapandemie hat vieles digitaler gemacht. Um den Digitalisierungsfortschritt zu untersuchen, haben die IW-Wissenschaftler einen Index entwickelt. Dieser zeigt: Im Vergleich zum Vorjahr (100,0 Punkte) ist der Wert 2021 (108,0) gestiegen. Ein wesentlicher Treiber der zunehmenden Digitalisierung der deutschen Wirtschaft seien der Studie zufolge die Verbesserung der Rahmenbedingungen. „Jetzt braucht es auch den Mut der Unternehmerinnen und Unternehmer, digitaler zu werden – je früher, desto besser“, sagt IW-Studienautorin Barbara Engels.

Unternehmensexterne versus unternehmensinterne Kategorien

Der Studie zufolge steigen sowohl die unternehmensexterne (10 Indexpunkte) als auch -internen Kategorien (5 Indexpunkte), wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß.

Konkreter: Mit Blick auf die unternehmensinternen Kategorien verzeichnet vor allem der Bereich Prozesse einen starken Zuwachs. Gemeint ist damit der digitale Reifegrad der unternehmensinternen Prozesse sowie die digitale Vernetzung mit anderen Unternehmen. Insgesamt steigt der Kategoriewert auf 121,1 Punkte (siehe Abbildung).

 

 

 

Mit Blick auf die unternehmensexternen Kategorien Humankapital (116,9 Punkte) und technische Infrastruktur (116,4 Punkte) ist auch hier ein Zuwachs zu verzeichnen. In der Kategorie administrativ-rechtliche Rahmenbedingungen hingegen ist eine Verschlechterung auf 99,2 Punkte zu beobachten. Und auch die Kategorie Qualifizierung geht zurück: In diesem Jahr fiel der Wert auf 87,5 Punkte.

Begründung für Zuwachs und Abfall

Eine Begründung für die deutliche Zunahme im Bereich Prozesse sehen die Studienautorinnen und -autoren in der digitalen Vernetzung der Unternehmen. Die Kategorie Humankapitel sei angestiegen, da die Fachkräftelücke in Digitalisierungsberufen im Zeitraum der Betrachtung geschrumpft ist. Aufgrund des Zuwachses der Breitbandverfügbarkeit für Gewerbe und Haushalte sei die technische Infrastruktur weiter gewachsen. Und den Rückgang der Qualifizierung führt die Studie auf die schlechteren Werte bei solchen Unternehmen zurück, die Weiterbildungen von unternehmensinternen IT-Anwendern und IT-Fachkräften anbieten.

Die Studienautoren kommen zu dem Fazit: Für die insgesamt mäßige Entwicklung sei vor allem die pandemiebedingte Unsicherheit verantwortlich. Unternehmen hätten vor allem dort digitalisiert, wo es überlebenswichtig und das Risiko möglichst gering war. Auch aus Kostengründen wurden hingegen größere digitale Geschäftsmodelle und innovative Projekte gestoppt.

01.12.2021    Miriam Rönnau
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