Illustration eines Tablets mit einem Körper und Herz. Darunter liegen Dokumente
04.10.2021
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Die Untersuchungsergebnisse per Smartphone mit dem neuen Arzt teilen, zu jeder Zeit Zugriff auf alle Befunde oder den Medikamentenplan haben: Die elektronische Patientenakte ermöglicht Patientinnen und Patienten mehr Transparenz; Ärztinnen und Ärzten erleichtert sie Diagnosen und das Finden der richtigen Therapie. Im Ernstfall können die gesammelten Informationen, die auf einen Klick abrufbar sind, sogar Leben retten.

Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz wurde zum Jahreswechsel 2019/2020 der erste wichtige Schritt in Richtung digitale Zukunft des Gesundheitswesens gemacht. Wenige Monate später zeigte die Corona­pandemie dann deutlich: Das deutsche Gesundheitssystem hat sich insgesamt bewährt, doch insbesondere beim Thema Digitalisierung gibt es Nachholbedarf. Hier kommen Krankenkassen ins Spiel, denn sie verwahren zum großen Teil ungenutzte Daten mit riesigem Potenzial.

Krankenkassen speichern nicht nur Informationen zum Verlauf einer Krankheit, sondern auch die Vorgeschichte von Patientinnen und Patienten. Werden Forschungsergebnisse um diese Daten ergänzt, eröffnen sich große Chancen – für die Heilung von Erkrankungen und für die Prävention.

Gesundheits- versus Datenschutz?

Doch während Krankenkassen einerseits auf einem riesigen, wertvollen Schatz aus Daten sitzen, stehen sie andererseits vor der Herausforderung einer unklaren Regulatorik in Bezug auf den Umgang und die Nutzung gesundheitsbezogener Daten. Andere Länder demonstrieren bereits, wie es funktionieren kann. Wenn Deutschland im internationalen Vergleich nicht zurückfallen möchte, ist ein Umdenken dringend notwendig. Denn zwischen Datenschutz und Gesundheitsschutz liegt kein Widerspruch; beide sollten gleichberechtigt sein.

Für mich heißt das: Wir als Krankenkassen müssen eine aktive Rolle einnehmen und Bewusstsein dafür schaffen, welche Vorteile die Nutzung der Patientendaten mit sich bringen kann. Die BARMER sieht dieses Thema im Gesamtkontext einer digitalen Ethik. Es muss transparent sein, was mit Daten passiert und welche Kriterien an die Datennutzung geknüpft sind. Dabei spielt der Datenschutz natürlich eine herausragende Rolle. Ziel ist es, die Nutzung von Daten für unsere Gesundheit in die Diskussion zu bringen, über das Spannungsfeld zu informieren und dadurch mehr Transparenz zu schaffen. Denn letztendlich braucht das richtige Maß an Datenschutz auch Vertrauen.

Daneben gilt es die digitale Gesundheitskompetenz zu stärken. Kunden müssen deshalb in die Transformation eingebunden werden. Und dieser Prozess ist nicht mehr zu stoppen: Über zwei Millionen Kundenkonten gibt es bereits bei der digitalen BARMER, die Zahl der Online-Kurse nimmt stetig zu und alle 15.000 Mitarbeitenden verspüren den Drang zur Innovation. Wir werden eine Veränderung unserer Kernkompetenz erleben – hin zu Analytik und Data Science. Krankenkassen werden damit noch stärker als heute Möglichkeiten haben, die Versorgung ihrer Versicherten zu optimieren, Prävention effizienter zu machen und als Partner der Wissenschaft gesundheitliche Innovationen voranzubringen.

Zur Person

Porträt Marek Rydzewski

Marek Rydzewski

ist als Chief Digital Officer der BARMER für die Digitalstrategie und den Transformationsprozess der zweitgrößten Krankenkasse Deutschlands verantwortlich

Kolumnen, Kommentare und Gastbeiträge auf DUP-magazin.de geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder, nicht die der gesamten Redaktion.
04.10.2021
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