Illustration einer Frau die über das Smartphone Audioinhalte hört
10.02.2021    Niklas Hartmann
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Clubhouse ist seit einer Weile omnipräsent in den Medien. Die Entwickler Rohan Seth und Paul Davison werben mit einer neuen Form der Social-Media-Kommunikation: Content per Audio.

Kolumnekasten von Jens Hartmann

Der Schwerpunkt auf Audioinhalten ist erfrischend. Im Gegensatz zu Instagram und TikTok gibt es keine Bilder- und Videoflut. Das ermöglicht Zuhörern sich auf die gesprochenen Worte zu konzentrieren. Dies ist für Unternehmer eine Chance, sich weiterzubilden, wertvolle Kontakte zu knüpfen und durch die eigene Expertise zu überzeugen. Dabei basiert die Plattform auf einem einfachen Konzept: Nutzer setzen sich mit ihrer Stimme und ihrem Wissen in Szene. Jeder aktive Nutzer wird zum Radiomoderator.

Clubhouse im Fokus: Diese Aspekte fallen mir auf

Ob Geopolitik, Start-up-Finanzierung, Glaubensrichtungen oder  Unternehmertum: Nahezu jedes Themengebiet wird abgedeckt. Die nutzerfreundliche Übersicht der Bereiche überzeugt mich. Die Themenvielfalt empfinde ich als großen Vorteil für Unternehmer. Damit ermöglicht Clubhouse Geschäftsleuten sämtlicher Bereiche aktiv zu werden.

Konkurrierende Social-Media-Plattformen eignen sich meiner Erfahrung nach für ansprechende und visuelle Inhalte. Eine Modeunternehmerin mit Expertise im Fotografiebereich hat höhere Chancen erfolgreich zu sein als ein Bauunternehmer. Clubhouse löst diesen Nachteil für viele Geschäftsleute auf. Es kommt ausschließlich auf die Redegewandtheit und das Sprachvermögen an.

Somit können Nutzer:

  • Diskussionen zu ihren Lieblingsthemen (etwa Unternehmertum, Politik, Finanzierung, Start-ups.) starten,
  • eigene Räume kreieren,
  • einen Expertenstatus erreichen,
  • ihr Wissen erweitern sowie
  • sich mit Personen aus der eigenen Branche vernetzen.

Clubhouse – Meine drei Vorteile im Überblick

Der Vorteil der App besteht meiner Meinung nach in der Machart. Die App liefert folgende überzeugungsstarke Argumente für Unternehmer:

Vergiss die Angst vor Videoinhalten

Bild- und Videobearbeitungsprogramme wie Adobe Photoshop und Premiere sind bedeutungslos. Die Plattform bietet selbst kamerascheuen Technikanfängern die Chance, eine große Reichweite aufzubauen.

Porträt von Jens Hartmann

Niklas Hartmann ist Experte für Influencer und Social Media Marketing. Der gelernte Kommunikationswissenschaftler ist Geschäftsführer der ReachOn GmbH und hat an der Ludwig-Maximilians-Universität studiert

Binde Menschen mit ähnlichen Interessen 

Clubhouse ermöglicht es, Nutzer mit ähnlichen Schwerpunkten zu finden. Betritt man etwa einen Raum, der sich rund um das Thema „Start-ups“ dreht, können Gäste nicht nur die Speaker auf der virtuellen Bühne sehen, sondern auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die den Vorträgen und Diskussionen lauschen. Damit können Unternehmer Entscheider identifizieren, die für ihren beruflichen Weg vorteilhaft sind. Das können potentielle Kunden, Lieferanten oder Journalisten sein. Durch den persönlichen Austausch können Speaker dann eine enge Bindung zu den Zuhörern schaffen – die dann im Vergleich zu Instagram wesentlich interaktiver und so letztlich intensiver ist.

Werde zum Experten

Meine erste Einschätzung ist: Die meisten Nutzerinnen und Nutzer verwenden Clubhouse passiv. Daher gilt: regelmäßig Räume eröffnen und Diskussionen veranstalten, um  schnell die Aufmerksamkeit auf sich zu leben – und so als Experte wahrgenommen zu werden. Das lohnt sich vor allem für Berufstätige, die ihre Branchenbekanntheit ausbauen möchten.

Datenschutz, Verfügbarkeit und weitere Nachteile

Clubhouse und der Datenschutz sind derzeit (anscheinend) auf Kriegsfuß. Diesen Eindruck vermitteln zumindest die Schlagzeilen in den deutschen Medien. So hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen das Social Media Netzwerk abgemahnt. Aus meiner Perspektive ist es logisch, dass es bei einer Produkteinführung in einem neuen Land zu Anlaufschwierigkeiten kommt. Die weitere Entwicklung ist entscheidend, um festzustellen, ob Clubhouse die deutschen Datenschutzvorgaben erfüllt. Ein Urteil kommt bis dahin zu früh.

Aufgepasst: Android-Nutzer schauen ins Leere!

Clubhouse ist nur für iPhone-Nutzer mit einer Einladung per Telefonnummer verfügbar. Damit eignet sich die App für Unternehmer, um einkommensstärkere Schichten anzusprechen. Influencer mit Hunderttausenden von Abonnenten, bekannte Politiker und Unternehmer tummeln sich auf der Plattform. Das ist eine große Chance für Unternehmer, relevante Kontakte zu knüpfen. Die Plattform eignet sich nur bedingt, um den Otto-Normalverbraucher anzusprechen. Dazu ist Clubhouse zu restriktiv. Des Weiteren kann sich nicht jeder Deutsche ein iPhone leisten.

Clubhouse – meine erste Einschätzung

Clubhouse hat die Chance, sich als fester Bestandteil der Social Media Welt zu etablieren. Durch den Fokus auf Audioinhalten hebt sich die Plattform von Konkurrenten wie Instagram und Facebook ab. Die Audio-App schafft eine intimere Atmosphäre. Unternehmer können mit Branchengrößen, Politikern und Journalisten die Diskussion suchen.

Die Schwierigkeit liegt in der Hochwertigkeit der Gespräche. Mir ist aufgefallen, dass es viele überflüssige Konversationen gibt, die Nutzer nicht voranbringen. Es bleibt abzuwarten, wie die Entwicklung aussieht, nachdem die Entwickler Clubhouse öffentlich zugänglich machen. Unternehmer können durch interessante Einblicke überzeugen. Viele Themenbereiche weisen noch keinen etablierten Experten auf. Für einige Geschäftsleute kann dies eine wichtige Marktlücke werden.

Dennoch gilt:

Die Regelmäßigkeit und ein genauer Plan sind unterscheidend. Unternehmer müssen langfristig am Ball bleiben sowie spannende Gesprächspartner einladen. Andernfalls lohnt sich die Verwendung der Plattform zu Marketingzwecken nicht. Daher kommt es auf die bisherigen Kontakte und das Netzwerk an, das dem Unternehmer zur Verfügung steht.