Keine Zukunft ohne Jetzt!
Blick auf das Morgen: Bei der Corporate Content Conference drehte sich alles um das Trendthema des Jahres – die praktische Anwendung von Künstlicher Intelligenz.
Unternehmenskommunikation mit KI
Keine Zukunft ohne Jetzt, kein Jetzt ohne Vergangenheit – dieses Motto begleitete nicht nur den Vortrag von Daniela Guday, Director Brand Management bei IBM iX, sondern die gesamte Corporate Content Conference (co3) in München. Auf zwei Bühnen sprachen über 20 Speakerinnen und Speaker aus unterschiedlichen Fachbereichen einen Tag lang über die Integration von KI-Lösungen in den Arbeitsalltag.
Ein Blick auf die vergangenen 80 Jahre zeigt, dass die derzeitige KI-Revolution einen langen Entstehungsprozess hinter sich hat. Denn bereits in den 1950er-Jahren begann die Forschung an intelligenten Maschinen und Programmen. 1990 kamen erste Machine-Learning-Ansätze auf; ab 2010 startete die Entwicklung von Deep-Neural-Ansätzen – die Grundlage der heutigen KI-Lösungen. Nun sind wir dank Hochleistungstechnologien in der Lage, Prozesse effizienter zu machen und Probleme zuverlässiger zu lösen. Der Punkt ist erreicht, an dem sich deshalb viele fragen: Wie gehen wir damit um?
Grenzenlose Möglichkeiten
KI-Lösungen bieten eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten. Von der Reiseplanung über die Auswertung medizinischer Befunde bis hin zur Anleitung für eine erfolgreiche Kryptowährung kann uns KI vieles erleichtern.
Auf der Corporate Content Conference hat das Innovation Hacking Team von TNG Technology Consulting das Ganze spielerisch veranschaulicht: Live auf der Bühne wurde eine Aufzeichnung von Harald Lesch plötzlich zu Markus Söder, eine KI untermalte Verschwörungstheorien mit passend dazu generierten Bildern, und zwei Chatbots lieferten sich ein Flirtduell.
Aber all das ist auch mit einer Portion Vorsicht zu genießen. KI-Stimmengeneratoren zum Beispiel zeigen uns schon heute, wie Künstliche Intelligenz für kriminelle Zwecke missbraucht wird. Kein Wunder, dass das Thema gerade in Unternehmen noch Skepsis auslöst.
Der Faktor Mensch bleibt
Wenn also KI-basierte Technologie in Zukunft sinnvoll nutzbar sein soll, sind die Menschen vor allem selbst in der Verantwortung. Denn KI funktioniert keineswegs im luftleeren Raum – sie funktioniert, weil sie von Menschen gesteuert und gefüttert wird.
„Nur wenn wir uns unserer Verantwortung bewusst sind und den richtigen organisatorischen Rahmen für einen ethischen, sicheren und transparenten Umgang schaffen, kann uns Künstliche Intelligenz nicht in den Schatten stellen“, betont Guday bei der Corporate Content Conference.
KI-Innovation made in Germany
Die Videoplattform Alugha hat sich Datensicherheit als Qualitätsmerkmal auf die Fahnen geschrieben. Das international tätige Softwareunternehmen aus Mannheim stellt ein KI-basiertes Toolkit bereit, das Video- und Audio-Content für mehrere Sprachen zugänglich macht.
„Unsere Software für Downloads, Streaming, Hosting und Encoding wird inhouse entwickelt und programmiert. Auch unsere KI trainieren wir selbst“, sagt Gründer und CEO Bernd Korz. Dadurch ist die Firma nicht auf Daten von Drittanbietern angewiesen.
Warum Alugha auf Künstliche Intelligenz setzt? Ganz einfach: „KI ist ein wichtiger Bestandteil der digitalen Transformation. Sie bietet enorme Chancen, den Content-Output zu verbessern und damit eine unschätzbare Reichweite zu gewinnen“, so Korz. Durch das effiziente Zusammenspiel von Mensch und Technologie setzt Alugha neue Maßstäbe in Sachen Datensicherheit, Reichweitenoptimierung und Barrierefreiheit.
KI richtig einschätzen
Eine hohe Datenqualität ist auch Kerngedanke des Berliner Softwareunternehmens Dida. Das junge Team entwickelt individualisierte KI-Programme für Unternehmen und arbeitet unter anderem für Zeiss, die Deutsche Bahn und Ströer.
Auf die Frage, was KI so alles kann, antwortet Projektmanager David Berscheid: „Gefühlt kann KI alles. Das macht die Technologie auf den ersten Blick ziemlich einschüchternd und komplex. Damit sie deshalb sinnvoll genutzt wird, braucht es das richtige Set-up und Mindset für die wirklichen Probleme.“
Dazu stellte er auf der Corporate Content Conference einen sogenannten KI-Canvas vor – einen Leitfaden zur ganzheitlichen Betrachtung von Problemen aus unterschiedlichen Perspektiven. Damit wird zunächst das richtige Problem identifiziert. Dann geht es an das passende Set-up für dessen Lösung. Hier haben Unternehmen die Wahl zwischen „make“ oder „buy“. Das heißt, sie kümmern sich entweder selbst um eine KI-basierte Lösung und nutzen öffentlich zugängliche Tools, oder sie kaufen individualisierte Softwarelösungen.
Wichtig ist dabei vor allem das richtige Mindset, wie Berscheid betont: „KI ist keine Bedrohung. Unternehmen müssen lernen, ihre Mitarbeitenden im Hinblick auf KI-basierte Lösungen besser zu motivieren. Gleichzeitig braucht es auch eine Sensibilisierung für Fehleranfälligkeiten. Denn nur wenn wir die KI richtig einschätzen, können wir ihr enormes Potenzial nutzen.“
Bereit für das Morgen?
Die Rolle des Menschen wird sich ohne Zweifel durch KI-basierte Technologien grundlegend verändern. Soviel wurde auf der Corporate Content Conference in München deutlich. Erste Softwarelösungen sind auch schon im Einsatz – nun geht es an deren Feinschliff. Die folgenden fünf KI-Trends sollten Unternehmen im Blick haben, um für die digitale Zukunft gerüstet zu sein.
1. KI-basierte Software nutzen statt teure Hardware kaufen
In Zukunft wird eher in Programme als in teure Geräte investiert. KI-basierte Software übernimmt etwa die Aufgabe hochwertiger Fotoapparate, indem sie Bildaufnahmen optimiert oder gleich selbst generiert. Gleiches gilt für Tonaufnahmen. Hier wird in Zukunft die KI zum Ersatz für ein professionelles Mikrofon.
2. KI-Stimmen-Generatoren
Eine automatisch generierte Übersetzung kann noch so gut sein, aber wenn sie von einer erkennbaren Computerstimme eingesprochen wird, verliert sie schnell an Glaubwürdigkeit. Wird die Originalstimme aber perfekt imitiert, so lässt sich auch die Botschaft erfolgreicher transportieren. Und das mit nur wenigen Klicks.
3. KI-Lokalisierung
Enormes Potenzial steckt in den Übersetzungen einer gut trainierten KI. Laut einer Studie des amerikanischen Marktforschungsunternehmens Nimdzi kaufen neun von zehn Menschen ein Produkt eher, wenn dafür in ihrer Muttersprache geworben wird. Je authentischer also ein Heimatgefühl erzeugt wird, desto höher ist auch die Erfolgsquote.
4. KI als Recherchepartner
Der Trend geht ganz klar in Richtung Symbiose von Mensch und KI. Denn mithilfe Künstlicher Intelligenz lassen sich Faktenchecks, Textprüfungen oder Zusammenfassungen in Sekundenschnelle generieren. Das Stichwort für die digitale Zukunft lautet hier also: kuratieren statt kreieren.
5. KI als Editor
Gerade für Podcast- oder Videoformate ist die Möglichkeit der digitalen Nachbearbeitung interessant. KI-Programme können darauf trainiert werden, Füllwörter und Denkpausen zuverlässig zu entfernen oder unterschiedliche Lautstärken auszugleichen, um ein angenehmeres Hörgefühl zu erzeugen.
Videocredit: corperate-content.com | Jaime Peralta
Bildcredits: corperate-content.com | Jaime Peralta, Getty Images/AntonioSolano, Getty Images/Artphoto13