Illustration eines Roboterarms
15.10.2021    Christian Buchholz
  • Drucken

Laut der International Federation of Robotics (IFR) werden weltweit rund 380.000 Indus­trieroboter pro Jahr installiert – Tendenz steigend. So meldete der Augsburger Roboterhersteller KUKA für das erste Halbjahr 2021 den zweithöchsten Auftragseingang der Firmengeschichte. Zudem sorgte Googles Mutterkonzern Alphabet kürzlich für einen Paukenschlag: Der Tech-Riese will mit seiner Tochterfirma Intrinsic die industrielle Robotik vereinfachen und in neue Anwendungsbereiche vorstoßen.

In zwei Entwicklungen sieht die IFR besonders viel Potenzial für Anwender: 

  • Autonome mobile Roboter (AMR) sorgen für mehr Flexibilität in der Produktion als klassische Fertigungsstraßen und ermöglichen einen hohen Individualisierungsgrad bei der Herstellung von Waren.
  • Arbeitsplätze mit Mensch-Roboter-Kollaboration entstehen in unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen. Sprich: Roboter verrichten nicht mehr hinter Schutzzäunen allein ihre Arbeit, sondern „echte“ Mitarbeitende und Cobots arbeiten Hand in Hand.

Damit Cobots sich flächendeckend durchsetzen, muss der Umgang mit der Technologie einfacher werden. Nachdem Start-ups wie Wandelbots diesen Prozess angestoßen haben, erkennen auch die großen Player, dass daran kein Weg vorbeiführt. Mit dem Betriebs- und Ecosystem iiQKA geht etwa auch KUKA jetzt neue Wege. Die Programmierung und Steuerung von Robotern soll damit so einfach werden wie die Bedienung eines Smartphones. Dr. Kristina Wagner, Leiterin der Konzernforschung, erklärt, warum KUKA auf „Automatisierung für alle“ setzt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Zur Person

Porträt von Dr. Kristina Wagner, KUKA

Dr. Kristina Wagner

ist seit Februar 2019 Director Robot X-perience und Vice President Corporate Research beim Maschinenbaukonzern KUKA aus Augsburg. Zuvor war sie für Siemens tätig

Vor etwa zehn Jahren wurde der Begriff Industrie 4.0 geprägt. Doch wie smart ist die Industrie heute wirklich?

Dr. Kristina Wagner: Wir sehen schon viele Elemente von Industrie 4.0 und Smart Factory, also von digita­lisierten Fabriken, in denen Dinge miteinander vernetzt sind. Trotzdem gibt es da noch sehr viel Automatisierungspotenzial. Wir sehen auch eine dynamische Entwicklung und disruptive Technologien in diesem Bereich. Insbesondere die Mensch-Roboter-Kollaboration hat sich stark weiterentwickelt, also die direkte Zusammenarbeit von Mensch und Maschine ohne Abtrennung. Aber genauso die mobile Robotik. Außerdem beginnt die Robotik sich zu demokratisieren. Das bedeutet: Sie wird einfacher und erschwinglicher – und dadurch für sehr viel mehr Menschen zugänglich.

Der einfache Zugang zu Robotik über Cobots, die Vernetzung von Systemen oder Robotik als Mittel, um nachhaltig zu werden: Auf welche Trends setzt KUKA?

Wagner: Das Thema einfache Bedienbarkeit in Kombination mit Cobots steht bei uns gerade prominent auf der Agenda. Mit unserem iiQKA-System möchten wir die Inbetriebnahme und Bedienung von Robotersystemen deutlich vereinfachen. Außerdem setzen wir auf weitere Produktinnovationen wie den Nachfolger unseres Bestsellers KR QUANTEC, den wir jetzt mit 45 Prozent geringerem Energieverbrauch auf den Markt bringen. In Sachen Vernetzung haben wir beispielsweise mit der Software AIVI ein KI-basiertes System zur Steuerung in der Intralogistik, also mit fahrerlosen Transportsystemen. Mithilfe dieser Software können bisher statische Produktionsstätten flexibler gestaltet werden. Als Trend sehe ich auch, dass KI über die Robotik den Zugang zur physikalischen Welt findet, weil Interaktion entsteht. Die KI ist sozusagen das Gehirn, die Intelligenz wird erst durch Roboter und automatisierte Anlagen richtig nutzbar und sichtbar. Außerdem sehe ich verstärktes Arbeiten in strategischen Partner­schaften und Ecosystemen als Trend.

Inwieweit konkurrieren Sie bei Innovationen mit Start-ups wie Wandelbots oder Tech-Riesen wie Google?

Wagner: Die Tatsache, dass wir nicht die einzigen sind, die an der einfacheren Bedienbarkeit der Robotik arbeiten, gibt uns recht. Aber anders als Start-ups ist KUKA ein sehr erfahrener Robotics-Player mit großem Know-how in verschiedensten Branchen. Wir haben ein etabliertes Service-Netzwerk in über 50 Ländern und rund 350.000 installierte Roboter weltweit. Und wir haben schon heute die ganze Bandbreite im Angebot – von der Montage winziger Smartphone-Bauteile in Asien bis zum Schweißen von großen Lkw-Karosserien in Südamerika. So können wir in der richtigen Reihenfolge und mit den richtigen Schwerpunkten die optimale Funktionalität für unsere Kunden anbieten.

Wo sind Roboter außerhalb der klassischen Bereiche wie der industriellen Produktion noch einsetzbar?

Wagner: Wir arbeiten in der Forschungsabteilung von KUKA unter anderem an Service-Robotik, zum Beispiel für den Einsatz in der Pflege. Darüber hinaus sehen wir den Einzug der Robotik in den medizinischen Bereich, also in den OP-Saal. Wir befassen uns auch mit Robotik auf Baustellen oder bei der Ernte, etwa der Apfelernte. Da gibt es also die verschiedensten Anwendungsbeispiele.

15.10.2021    Christian Buchholz
  • Drucken
Zur Startseite