Recruiting: Ein Finger zeigt auf einen Young Professional mit der Aufschrift
28.12.2021    Nele Tröger
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Definition: Wer zählt zu den Young Professionals?

Young Professionals sind junge Berufseinsteigende zwischen 20 und 30 Jahren. Sie haben in der Regel ein Studium absolviert und währenddessen erste praktische Erfahrung gesammelt, etwa durch Praktika, die Tätigkeit als Werkstudenten oder andere Jobs. Young Professionals sollten mindestens zwei bis drei längere Praktika absolviert haben. Sie sind dadurch nicht nur sehr qualifiziert, sondern überzeugen auch durch ihre Charaktereigenschaften.

Die Bezeichnung Young Professionals tragen Berufseinsteiger auch noch längere Zeit nach dem Direkteinstieg. Sie zeichnen sich durch eine motivierende und zuverlässige Arbeitsweise aus und sind in der Regel im hohen Maß eigeninitiativ. Nach dem Studium wagen Absolventen dann den Direkteinstieg in Unternehmen und sammeln weitere Berufserfahrungen in Vollzeit.

Young and professional – und dann? Was folgt nach dem Direkteinstieg, wenn man schon etwas Erfahrung im Job gesammelt hat? Jede Branche hat ihre eigenen Karrierestufen und damit verbunden ganz individuelle Berufspositionen. Viele Young Professionals steigen mit einem Volontariat oder einem Trainee in das Berufsleben ein. Entsprechend folgt schnell der Titel „Junior“, der dann für einige Jahre getragen wird. Nach durchschnittlich acht Jahren Berufserfahrung erhält man dann den Titel „Senior“.

Eigenschaften eines Young Professionals

Das zeichnet einen Young Professional im Detail aus:

  • motiviert
  •  jung
  • hoch qualifiziert
  • kreativ
  • innovativ
  • bringen durch ihren Input neuen Schwung ins Unternehmen
  • flexibel
  • engagiert und voller Tatendrang
  • ehrgeizig
  • internationale Erfahrungen
  • interkulturelle Kompetenz
  • Digital Natives
  • vielfältige Sprachkenntnisse (Deutsch und Englisch, oftmals auch Spanisch, Französisch oder Chinesisch)

 Was sich Young Professionals von Unternehmen wünschen

Der Fachkräftemangel – vor allem im MINT-Bereich – führt dazu, dass Young Professionals auf dem Arbeitsmarkt eine optimale Ausgangslage haben. Sie können meist zwischen mehreren Unternehmen wählen und haben entsprechend die besten Verhandlungspositionen. Um im War for Talents bestehen zu können, sollten Arbeitgeber also das eigene Unternehmen so attraktiv wie möglich gestalten.

Young Professionals stellen einige Anforderungen an potentielle Arbeitgeber. Neben flexiblen Arbeitsbedingungen, einer Position mit Verantwortung und einem attraktiven Gehalt wünschen sich Absolventen einer Universität aber noch mehr vom ersten Job. Die Employer-Branding-Beratung Universum, Teil der Stepstone-Gruppe, kam 2018 in einer Studie zu der Erkenntnis, dass junge Berufstätige stark auf die Führungskultur achten. Der Wunsch nach Führungskräften, welche die individuelle Entwicklung von Young Professionals fördern und ihre Leistungen anerkennen, gute Zukunftsperspektiven geben und Auslandsaufenthalte ermöglichen, ist groß.

Laut Universum spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Rund 80 Prozent der Studierenden berücksichtigen den Aspekt Nachhaltigkeit bei Unternehmen, bei denen sie sich bewerben wollen. Für rund 22 Prozent aus dem Fachbereich Naturwissenschaften ist das sogar das wichtigste Kriterium; nur für sieben Prozent spielt dieser Aspekt gar keine Rolle. Auch 20 Prozent der Absolventinnen und Absolventen aus dem Bereich Rechtswissenschaften legen gar keinen Wert auf Nachhaltigkeit bei der Jobwahl.

 

 

Die drei wichtigsten Attribute laut der Universum-Studie für Young Professionals:

  1. Platz: attraktives Grundgehalt
  2. Platz: Führungskräfte, die die Entwicklung fördern
  3. Platz: Anerkennung von Leistung

Wie Chefs einen Young Professional für das eigene Unternehmen gewinnen

Was bedeutet das nun in der Praxis? Um sich im War for Talents durchzusetzen, können kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gegenüber Konzernen mit zwei Aspekten punkten: In KMU gibt es kurze Entscheidungswege und meistens eine familiäre Kultur. Damit sollten Arbeitgeber aktiv werben, denn in der Universum-Studie gibt rund die Hälfte aller Young Professionals an, ein KMU einem großen Konzern vorzuziehen.

Übergeordnetes Ziel der Arbeit und des Beschäftigungsverhältnisses ist immer eine gute Work-Life-Balance. Für eine gute Work-Life-Balance sollten sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber Verantwortung übernehmen. Seit Ausbruch der Coronapandemie sind Arbeitgeber gezwungen ihre Mitarbeitenden, da wo es geht, ins Homeoffice zu schicken. Remote Work wird immer selbstverständlicher und hat auch bei Young Professionals einen hohen Stellenwert eingenommen, so die Studienergebnisse von Universum: Gut zwei Drittel aller MINT-Absolventen wünschen sich das Arbeiten von Zuhause; in IT-Jobs sind es sogar 85 Prozent.

Einen Young Professional für das eigene Unternehmen zu gewinnen ist die eine Sache. Aber wie hält man ihn dann langfristig im Unternehmen? Denn laut der Wirtschaftswoche ist die Wechselbereitschaft von jungen Berufstätigen extrem hoch: Rund ein Drittel der Wirtschaftswissenschaftler und Naturwissenschaftler würden ihre Stelle innerhalb der kommenden sechs Monate wechseln wollen. Bei den Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie anderen IT-Fachkräften gilt das für knapp jede vierte Person.

Daher sollten Arbeitgeber zwingend auf folgende Punkte achten, wenn sie gute junge Mitarbeitende im Unternehmen halten wollen:

  • für ein gutes Arbeitsklima sorgen
  • Weiterbildungen ermöglichen
  • mit Benefits Wertschätzung zeigen
  • flexible Arbeitszeitmodelle für eine gute Work-Life-Balance anbieten
  • Auf abwechslungsreiche Aufgaben achten
  • für flache Hierarchien und Kommunikation auf Augenhöhe sorgen

Was verdient ein Young Professional?

Young Professionals können beim Direkteinstieg in der Regel auf ein gutes Jahresgehalt hoffen. Dieses liegt zwischen 30.000 Euro und knapp 60.000 Euro brutto – je nach Erfahrung und Branche.

Laut Stepstone verdient ein Young Professional in München durchschnittlich 47.000 Euro brutto pro Jahr. Damit ist die bayrische Hauptstadt einer der Spitzenreiter. Aber nicht nur Bayern gilt als Top-Region für Berufseinsteiger. Auch Unternehmen in Baden-Württemberg und Hessen zahlen hohe Einstiegsgehälter.

Natürlich variiert das Gehalt von Job zu Job und je nach Berufserfahrung. Einer Statista-Auswertung aus dem Jahr 2015 zufolge lag das durchschnittliche Jahresgehalt von Young Professionals mit einem Abschluss in

  • IT beziehungsweise Informatik bei rund 50.500 Euro – und damit knapp vor den
  • Ingenieurswissenschaften mit 49.600 Euro.
  • Auf Platz drei landeten die Wirtschaftswissenschaften mit rund 45.500 Euro Jahresgehalt.

So haben Young Professionals mit einem Abschluss in diesen Bereichen also die besten Chancen auf einen gut bezahlten Direkteinstieg. In der Lebensmittelbranche liegt einer Studie von foodjobs aus dem Jahr 2021 zufolge das durchschnittliche Einstiegsgehalt bei 40.200 Euro brutto pro Jahr.

So bleibt das Unternehmen zukunftsfähig

Nicht nur Young Professionals können in Bezug auf ihr Fachwissen und ihre persönliche Entwicklung wertvolle Fortschritte im Unternehmen machen. Auch der Arbeitgeber profitiert von dem Wissen der jungen Berufseinsteiger.

Durch ihr junges Alter zählen Young Professionals zu den sogenannten Digital Natives. Das heißt: Sie kennen sich intuitiv mit sozialen Medien aus und können sich neue Internet-Tools schnell selbst erschließen. Diese relevanten Skills können Young Professionals im Unternehmen an ältere Kolleginnen und Kollegen weitergeben. So lässt sich etwa Reverse Coaching anwenden, wobei Alt von Jung lernt und nicht – wie sonst beim Mentoring üblich – Jung von Alt.

Junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können Berufserfahrung sammeln und die Erfahrung von Kolleginnen und Kollegen, die bereits länger an Bord sind, wird durch das Reverse Coaching erweitert. Für Arbeitgeber ist es dafür allerdings ratsam, eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen und auf flache Hierarchien zu setzen. Nur so lässt sich Reverse Coaching auch umsetzen. Denn nur wenn sich das ganze Kollegium als Team wahrnimmt, können alle konstruktiv miteinander arbeiten und voneinander lernen – und so Innovation treiben, wodurch das Unternehmen zukunftsfähig bleibt.

28.12.2021    Nele Tröger
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