Illustration Bernd Reifenhäuser Vordenker 2022
04.02.2022
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Auf den Maschinen und Anlagen zur Kunststoffextrusion produzieren die Kunden der Reifenhäuser Gruppe vor allem Produkte aus den Bereichen Hygiene, Medizin oder Lebensmittelsicherheit. „Das wohl aktuell bekannteste Beispiel ist das sogenannte Meltblown-Vlies für Schutzmasken, das weltweit zu großen Anteilen auf Reifenhäuser Anlagen produziert wird,“ sagt Bernd Reifenhäuser. Der Geschäftsführer ist stolz darauf, den Ausbau der weltweiten Produktionskapazitäten entscheidend unterstützen zu können, sodass sich heute in Europa ausreichend Schutzmasken produziert lassen. Gleichzeitig konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr trotz krisenbedingter Herausforderungen gute Ergebnisse und Auftragsbestände erzielen. Aber darauf will er sich nicht ausruhen. Mit Blick auf 2022 verfolgt die Reifenhäuser Gruppe vor allem in puncto Nachhaltigkeit ambitionierte Ziele.

Zur Person

Bernd Reifenhäuser

ist seit 2008 CEO bei Reifenhäuser, einem Anbieter innovativer Technologien und Komponenten für die Kunststoffextrusion

Welches große Ziel setzen Sie sich für 2022?

Bernd Reifenhäuser: Für 2022 wünsche ich mir in erster Linie, dass die Coronapandemie und ihre verheerenden Auswirkungen auf unser aller Gesundheit, aber auch auf die globale Wirtschaft, auf ein erträgliches Niveau eingebremst wird. Dies liegt aber natürlich nur bedingt in unserer Hand, sodass es mein Ziel ist, unser Unternehmen weiterhin bestmöglich durch diese unbeständigen Zeiten zu führen. Oberste Priorität hat dabei natürlich der Schutz unserer Mitarbeitenden. Eines unser strategischen und vor allem durch unsere Produkte direkt beeinflussbaren Ziele für 2022 ist, die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffprodukte voranzutreiben. In diesem Jahr findet dazu auch das wichtigste Branchen-Event – die internationale Kunststoff-Leitmesse „K“ in Düsseldorf statt, wo wir verschiedene Technologien zur Fertigung voll-recyclingfähiger Kunststoffprodukte vorstellen. Hier werden wir zeigen, dass Kunststoff – richtig angewendet – kein Problem, sondern Teil der Lösung für effektiven Klima- und Umweltschutz ist.

Was macht künftig konkret den Erfolg Ihres Unternehmens aus?

Reifenhäuser: Der Erfolg der Reifenhäuser Gruppe liegt aus meiner Sicht in der Kontinuität, mit der wir als familiengeführtes Unternehmen unsere Ziele verfolgen. Wir denken und handeln nicht kurzfristig, sondern wollen auf lange Sicht nachhaltig am Markt erfolgreich sein und wachsen. Investitionen, Innovationen oder strategische Neuausrichtungen müssen bei uns nicht notwendigerweise kurzfristige Gewinne erzielen, sondern richten sich nach ihrem Potenzial für unser zukünftiges Geschäft. Wir gehen dabei bewusst unternehmerische Risiken ein, die aber stets solide kalkuliert sind und sich an zukünftigen Marktanforderungen orientieren. Wir sind jedoch nicht nur ein familiengeführtes Unternehmen, sondern auch ein Unternehmen, in dem viele Familien – teils über mehrere Generationen – beschäftigt sind. Unsere Mitarbeitenden bilden unsere starke Basis und sind für uns ein sehr wichtiger und entscheidender Erfolgsfaktor. Es ist daher unser Ziel, Know-how in unserem Unternehmen aufzubauen und zu halten. Dies gelingt in erster Linie über die Erfahrung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir langfristig an unser Unternehmen binden möchten. Mit diesem Ansatz sind wir in unserer mittlerweile 111-jährigen Firmengeschichte gut gefahren und so wollen wir auch in Zukunft erfolgreich bleiben.

Welche Rolle spielen Innovationen in Ihrem Geschäft?

Reifenhäuser: Unsere Unternehmensgruppe ist geprägt durch Pioniergeist – und das nicht erst seit gestern. Schon mein Vater Hans Reifenhäuser kam mit einem Traum aus dem Krieg zurück, dem von einem eigenen Maschinenbaubetrieb. Er stößt auf die Idee, dass die kunststoffverarbeitende Industrie der Region Extruder benötigt, um thermoplastisches Material aufzuschmelzen, zu mischen und zu formen. Der Rest ist Geschichte – aber der Innovationsgedanke ist fester Bestandteil unser Unternehmenskultur geworden. Innovationen spielen daher schon immer eine entscheidende Rolle, weil sie gewissermaßen unsere zukünftigen Produkte ausmachen und über den Erfolg unseres Unternehmens entscheiden. Sie lassen sich zwar nicht exakt planen, aber wir schaffen systematisch Rahmenbedingungen, um die Innovationskultur zu fördern.

Können Sie konkrete Beispiele nennen?

Reifenhäuser: Ein Beispiel ist die von uns mitgegründete Industrie-Initiative R-Cycle. Hier entwickeln wir aktuell einen Daten-Standard, um Kunststoff-Verpackungen über spezielle Markierungen mit recycling-relevanten Informationen auszustatten. Dieser sogenannte digitale Produktpass ermöglicht es Abfallsortier- und Recycling-Anlagen geeignete Kunststoffverpackungen zu identifizieren und hochwertig zu recyceln. Dieser Ansatz besitzt hohes Potenzial, um für den Werkstoff Kunststoff eine funktionierende Kreislaufwirtschaft entscheidend voranzutreiben. Dabei gilt es, dass langfristige Potenzial der Innovation richtig einzuschätzen und dafür die notwendige Zeit und Ressourcen bereitzustellen. Am Ende ist der Erfolg nicht garantiert, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass auch wenn vielleicht nur eins von drei Innovationsprojekten wirtschaftlich profitabel wird, insgesamt ein positiver „Return on Invest“ erzielt wird.

Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Digitalisierung?

Reifenhäuser: Gerade das vergangene Jahr hat nochmal die Relevanz der Digitalisierung ganz klar gezeigt. Ohne Plattformen wie Microsoft Teams und Co. wäre es nicht möglich gewesen, den Geschäftsbetrieb während der Pandemie in der Form aufrecht zu erhalten oder gar neue Projekte zu starten. Auch wenn wir bereits vor Corona unsere Digitalisierungsstrategie fest etabliert und gelebt haben, so konnten wir das Tempo nochmal um ein Vielfaches steigern. So haben wir binnen kürzester Zeit eine Vielzahl komplexer Prozesslandschaften digital abgebildet. Besonders stolz bin ich dabei auf unsere Belegschaft, die diese Transformation sofort angenommen und umgesetzt hat. Der Gewinn an Effizienz dabei ist beeindruckend. Auf dieser Basis werden wir in 2022 auch nochmal deutlich mehr in die Digitalisierung unserer Produkte und Services investieren. Wir spüren auf Kundenseite eine deutlich gewachsene Akzeptanz und den Bedarf für digitale Lösungen, wie etwa unsere Serviceleistung „Visual Assistance“, also den technischen Support via Datenbrille verbunden mit der Fernwartung von Extrusionsanlagen. Dabei leiten unsere Experten kundeneigene Mitarbeitende per Video-Call an und sparen so wertvolle Zeit bei Serviceeinsätzen.

In welchem Bereich haben Sie den größten Bedarf an Mitarbeitern? Nennen Sie uns eine konkrete Recruiting-Maßnahme, die Ihnen den größten Erfolg bringt.

Reifenhäuser: Besonders gefragt sind aktuell Mitarbeitende in den Bereichen Anwendungstechnik, Softwareengineering sowie Technikerinnen und Techniker für Inbetriebnahmen. Beim Recruiting setzen wir vor allem auf die direkte Zusammenarbeit mit Hochschulen, Universitäten, Einstiegsmöglichkeiten über Praktika und Abschlussarbeiten sowie die Präsenz auf Recruiting-Events. Ein weiteres wichtiges Standbein ist unsere hauseigene Ausbildung, wo wir gezielt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufbauen und für spezielle Positionen weiterentwickeln.

Nennen Sie uns drei Gründe, warum im „War for Talents“ die Besten zu Ihnen kommen sollten.

Reifenhäuser: Ein Grund, den wir auch oft von Kolleginnen und Kollegen gespiegelt bekommen, ist unsere starke Basis als Familienunternehmen. Zweitens: unser positives Betriebsklima und unsere menschliche Art. Wir erwarten und fördern Leistung, aber legen dabei größten Wert auf Fairness und ein soziales Miteinander, um eine konstruktive und letztendlich erfolgreiche Zusammenarbeit zu ermöglichen. Drittens entwickeln wir in unserem hochmodernen R&D-Zentrum mit Pioniergeist zukunftsfähige Technologien für Kunden auf der ganzen Welt. Wer bei uns arbeitet hat jeden Tag mit engagierten Menschen aus allen Erdteilen zu tun und taucht in eine spannende Branche mit Zukunft ein, die die meisten Menschen auch nicht so schnell wieder loslässt.

Auf welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit setzen Sie?

Reifenhäuser: Das sind viele Details, die am Ende ein rundes Gesamtpaket bilden müssen. Ein ganz zentrales Element ist unser „Purpose“, also die Antwort auf die Frage, warum wir das tun, was wir tun. Wir wollen nicht einfach nur einen Job machen, sondern einen Sinn stiften. Deshalb haben wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden den Kern von Reifenhäuser und unserer Produkte auf Ihren Mehrwert für uns selbst und die Gesellschafft hinterfragt, und eben diesen herausgearbeitet. Damit schaffen wir eine Motivation, die gewissermaßen über den eigentlichen Job hinausgeht. Bei der Mitarbeiterentwicklung setzen wir nicht auf einen Standardkatalog, sondern auf individuelle Maßnahmen. Außerdem übergeben wir früh Verantwortung an engagierte Kolleginnen und Kollegen, die sich oft aus den eigenen Reihen – von der Basis bis ins Top-Management – entwickeln. Solche persönlichen Erfolgsgeschichten freuen uns dann natürlich sehr. Daneben bieten wir aber natürlich auch, insbesondere für eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie, unter anderem Eltern-Kind-Räume, Kinderfreizeiten in den Ferien und Homeoffice-Möglichkeiten. Außerdem eine gute Verpflegung über unsere Kantinen sowie moderne Arbeitsplätze und Tools für die Zusammenarbeit.

04.02.2022
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