Symbolbild zum Thema Wissenstransfer und Nachfolge in der Geschäftsführung
02.02.2023    Kira Feldmann
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Der gute Abschluss eines Jobs ist ebenso wichtig wie ein guter Start – das gilt für normale Angestellte genauso wie für Führungskräfte. Auf Basis einer Literaturrecherche und von Interviews mit ehemaligen und Noch-Führungskräften zeigt eine Untersuchung der Bayes Business School do’s und don’ts für scheidende CEOs auf.

Aus dem gesammelten Material ist eine Art Online-Handbuch mit Tipps für den gelungenen Übergang vom CEO zum Ex-CEO entstanden. Richtig umgesetzt können die Verhaltensempfehlungen den Weg für den Neuanfang eines Unternehmens ebnen und sogar für neuen Schwung – etwa bei Transformationsprozessen – sorgen.

So legen Fiona Ash und Caroline Copeman, die am Bayes Centre for Charity Effectiveness für die Studie verantwortlich waren, unter anderem nahe, dass Führungskräfte ihr Ausscheiden intern wie extern sorgfältig und wohlüberlegt kommunizieren sollten, um Verunsicherung und einen Vertrauensverlust zu vermeiden. Was außerdem helfen kann: eine bewusste Gestaltung des Übergangs – etwa mit einem Countdown-Plan, der die verbleibende Zeit konkret, aber auch nicht übermäßig strukturiert.

Zur Person

Fiona Ash von der Bayes Business School

Fiona Ash

ist Leiterin des Governance-Teams beim Centre for Charity Effectiveness (CCE) sowie Honorary Visiting Fellow an der Bayes Business School der City University of London, wo sie sich auf Governance, Organisations- und Personalentwicklung sowie Leistungsmanagement spezialisiert hat

Gibt es so etwas wie den richtigen Zeitpunkt, zu dem ein CEO ein Unternehmen verlassen sollte?

Fiona Ash: Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort, da die Umstände und Gründe für die Entscheidung eines CEOs, das Unternehmen zu verlassen, individuell sind. Eine Erkenntnis in den Interviews, die wir im Rahmen unserer Untersuchung geführt haben, war jedoch, dass die CEOs die Entscheidung trafen, wenn das Unternehmen strategisch und finanziell gut dastand.

Unsere Untersuchungen zeigen zudem, dass die besten Rücktritte die sind, die gut geplant sind und bei denen der Zeitpunkt sowohl für die Person als auch für das Unternehmen richtig ist. Wie sagte einer der Teilnehmer so schön: „Gehen Sie, solange die Leute noch traurig sind, dass Sie gehen.“

Wann und wie sollten CEOs ihr Ausscheiden kommunizieren – sowohl intern als auch extern? Und welche Fehler sollten dabei tunlichst vermieden werden?

Ash: Eine gute und gut geplante Kommunikation, sowohl innerhalb des Unternehmens als auch mit externen Stakeholdern, ist entscheidend für ein reibungsloses Ausscheiden des CEOs. Unser Forschungsbericht enthält viele weitere Details über die Vorgehensweise und alle zu berücksichtigenden Schritte. Aber im Wesentlichen haben wir herausgefunden, dass eine gut durchdachte und gut geführte Kommunikation etwa fünf Tage in Anspruch nehmen sollte – und sie beginnt mit einem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden.

Wie lässt sich verhindern, dass die Entscheidung des CEOs zu Irritationen und Ängsten bei der Belegschaft führt, was sich dann wiederum negativ auf die Produktivität und den Unternehmenserfolg auswirken könnte?

Ash: Auch hier ist es entscheidend, die Nachricht in der richtigen Reihenfolge zu überbringen, um die Auswirkungen des Ausscheidens eines CEOs gering zu halten. Dazu gehört auch, dass der Vorstandsvorsitzende genügend Zeit hat, um sich die nächsten Schritte zu überlegen und diese mit dem Vorstand und dem Führungsteam zu besprechen. In unserem Forschungsbericht finden Sie viele weitere Informationen über die wichtigsten Voraussetzungen für eine konstruktive und positive Nachfolgeplanung – einschließlich der Erstellung eines Übergangsplans, der den Prozess und die Übergangszeit begleitet.

Worauf sollten CEOs in den letzten 100 Tagen ihrer Amtszeit den Fokus legen?

Ash: Die meisten scheidenden CEOs werden sicherstellen wollen, dass sie sich in ihren letzten 100 Tagen darauf konzentrieren, alles Unerledigte zu Ende zu bringen und nichts Großes zu beginnen. Dies hängt jedoch stark vom Timing und dem jeweiligen Kontext ab – einschließlich der Frage, wie lange es dauert, bis der neue CEO seine Arbeit aufnimmt. Es spielt auch eine Rolle, ob er innerhalb oder außerhalb des Unternehmens rekrutiert wird.

Warum sollten CEOs dafür sorgen, dass sie ein Unternehmen im Guten und nicht im Streit verlassen?

Ash: Indem sie ihr Ausscheiden organisiert und gut geplant angehen, können CEOs sicherstellen, dass sie ihre Organisation in einem möglichst guten Zustand verlassen. Es gilt, das eigene Erbe zu gestalten, zu festigen und sowohl den eigenen Ruf als auch den der Organisation, die sie verlassen, zu verbessern.

Inwieweit sollte der scheidende CEO in die Auswahl seines Nachfolgers involviert sein? Und wie viel Zeit sollte zur Suche des passenden Nachfolgers eingeplant werden?

Ash: Dies hängt sehr stark von der Organisation ab. Die Rekrutierung eines Nachfolgers liegt im Wesentlichen in der Verantwortung des Vorstands. Aber der Vorsitzende und das Führungsteam werden in der Regel eine gewisse Beteiligung des scheidenden CEOs wünschen. Dieser Prozess ist auch eine gute Gelegenheit, die Stellenbeschreibung und das Persönlichkeitsprofil des Geschäftsführers zu überprüfen und zu aktualisieren. So kann man sicherstellen, dass die richtige Person eingestellt wird, die das Unternehmen in der jeweiligen Situation voranbringt.

Wie kann der Übergang zum neuen Chef reibungslos gestaltet werden?

Ash: Unsere Untersuchungen zeigen drei Hauptthemen für einen reibungslosen Übergang vom scheidenden zum neuen CEO auf. Dazu gehören die aktive Planung und Gestaltung des Übergangszeitraums und dessen Beendigung, die Aufrechterhaltung ehrlicher und offener Beziehungen sowie die bewusste Gestaltung des eigenen Vermächtnisses als scheidender CEO. Ein roter Faden, der sich durch diese Themen zieht, ist die Bedeutung von Offenheit und guter Kommunikation.

02.02.2023    Kira Feldmann
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