Symbolbild; zeigt auf einer Weltkugel die globale Vernetzung der Wirtschaft
27.10.2022    Kai Makus
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Masahiro Shinada verantwortet seit April die Geschäfte der neu aufgestellten Panasonic Corporation. In der Sparte hat der japanische Konzern die Produktion von Haushalts- und Lifestyleprodukten für Küche und Bad, aber auch von Wärmepumpen und Brennstoffzellen-Systemen zusammengefasst. Insbesondere in letzterem Bereich sieht der CEO große Chancen auf dem europäischen Markt, denn nachhaltige Energielösungen sind hier nicht erst seit Coronapandemie und Ukraine-Krieg stark nachgefragt.

Zur Person

Masahiro Shinada ist CEO der Panasonic Corporation

Masahiro Shinada

führt als CEO seit April 2022 die Panasonic Corporation, die er konsequent auf Nachhaltigkeit ausrichten will

Wie wollen Sie mit Nachhaltigkeit punkten?

Masahiro Shinada: Unsere Nachhaltigkeitsstrategie ruht auf zwei Säulen: Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft. Panasonic hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 seine eigenen Fabriken und Lokationen komplett CO2-neutral zu gestalten. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg dorthin. So haben wir in Japan mit dem Werk für Brennstoffzellen-Systeme in Kusatsu eine Lösung entwickelt, um durch eigene Energieerzeugung vor Ort als erste Fabrik vollständig CO2-neutral zu sein. Möglich wird das durch den Einsatz von Solarpaneelen und Brennstoffzellen sowie Batterien, die den Überschuss der PV-Anlage speichern. Wir haben dafür bereits viele Anfragen und viel Interesse aus dem Ausland erhalten.

Was ist entscheidend für eine Kreislaufwirtschaft?

Shinada: Es ist zentral, dass Aspekte der Nachhaltigkeit schon beim Design der Produkte mitbedacht werden. Diese müssen zum Beispiel möglichst langlebig, ihre Produktion muss möglichst ressourcenschonend sein. Dadurch ist es Panasonic bereits gelungen, etwa beim neuen „Multishape“ den Materialeinsatz um rund 60 Prozent zu reduzieren. Bei diesem Kombigerät fürs Haartrimmen, Rasieren oder Zähneputzen wird nur ein Griff mit Motor für verschiedene Zwecke genutzt.

Welche Rolle spielt der europäische Markt für Panasonic als Global Player?

Shinada: Eine strategisch herausragende! Wir sehen hier gute Geschäftsaussichten, weil die europäischen Kunden starken Wert auf nachhaltige Produkte legen. Diese Nachfrage können wir bedienen, weil wir unsere Produktpalette auf das Wohlbefinden unserer Kunden und des Planeten ausrichten. Wohlbefinden und Gesundheit sind ja ein Trend, der durch die Corona­pandemie einen weiteren Schub erhalten hat.

Corona, Ukraine-Krieg, Spannungen um Taiwan – ­sehen Sie einen Trend zur Deglobalisierung?

Shinada: In gewisser Weise ja. Wir reagieren bereits darauf, indem wir Teile der Fertigung von China nach Japan zurückverlegen. In den vergangenen zwei Jahren haben wir kräftig in unsere heimischen Standorte investiert. So reduzieren wir das Risiko, dass unsere Lieferketten abermals gestört werden.

Bedeutet das nicht auch höhere Kosten?

Shinada: Selbstverständlich können wir uns nicht ganz von der Produktion und den Zulieferern in China abschneiden. Aber die Stärkung der Herstellung in Japan beziehungsweise in den Regionen wie Europa verkürzt die Lieferzeiten erheblich. Auch eine geringere Lagerhaltung ist möglich. Das absorbiert Teile der höheren Kosten. Der schwache Wechselkurs des Yen unterstützt diese Strategie, die auch nachhaltig ist: lokal produzieren, lokal konsumieren.

Trifft das genauso auf Ihr europäisches Geschäft zu?

Shinada: Der schreckliche Krieg in der Ukraine sorgt für rasche Bewegung auf dem europäischen Energiemarkt – weg vom Gas und hin zur Elektrifizierung im Bereich Heizung. Für Panasonic eröffnen sich so große Möglichkeiten in Europa. Ein Beispiel: In unserem Werk in Tschechien haben wir in der Vergangenheit fast ausschließlich Unterhaltungselektronik produziert; jetzt investieren wir rund 145 Millionen Euro, um die Fertigung von Wärmepumpen rasch auszubauen. Diese werden in Europa dringend gebraucht. Wir können hier schnell wachsen, da wir einen Großteil des tschechischen Teams auf die Produktion von Wärmepumpen umschulen konnten. Wir wollen das Wachstum bei energiebezogenen Geräten noch stärker ausbauen und mit innovativen Lösungen die Energiewende in Europa mit vorantreiben.

Gilt das lediglich für die Produktion von Wärme­pumpen oder auch für andere Geräte?

Shinada: Wir könnten ähnlich mit dem Hochfahren der Produktion reagieren, wenn unsere nachhaltigen Haushalts- und Pflegegeräte so gut nachgefragt werden wie erwartet. Beispiel „Multishape“: Er ist erst seit Juli auf dem europäischen Markt – und die Verkäufe liegen schon über unseren Prognosen. Es ist also durchaus nicht ausgeschlossen, dass Panasonic seine Aktivitäten in Europa künftig ausweiten wird. Schließlich sind wir in Japan bereits die Marke Nummer eins im Bereich der Haushaltsgeräte.

Wie schaffen Sie es, dass Panasonic trotz Fachkräftemangel ein innovatives Unternehmen bleibt?

Shinada: Innovation ist seit der Gründung in unsere Unternehmens-DNA eingewoben – immer mit dem Ziel, das Leben der Menschen durch Kreativität und Technologie zu verbessern. Daher agieren wir seit jeher rasch und flexibel, um uns die besten Köpfe zu sichern. Zum Beispiel haben wir im Zuge des Umbaus im Panasonic-Konzern unser Hauptquartier vom Traditionssitz Osaka nach Tokio verlegt. Dort ist das Angebot an Software-Ingenieuren und Experten für Künstliche Intelligenz einfach größer. Und diese brauchen wir dringend, etwa für die Weiterentwicklung intelligenter digitaler Lösungen für einen nachhaltigen Energiebereich.

27.10.2022    Kai Makus
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