Regierungsviertel in Berlin
24.08.2021
  • Drucken

Zur Person

Markus Jerger vom BVMW

Markus Jerger

ist Bundesgeschäftsführer des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW). Der Wirtschaftswissenschaftler und Immobilienexperte war zuvor als Aufsichtsrat in der Schweiz tätig

Welche Themen beschäftigen den deutschen Mittelstand aktuell?

Markus Jerger: Der Mittelstand wurde von der Coronapandemie besonders hart getroffen. Vor allem die auslandsaktiven Mittelständler hatten mit erheblichen Umsatzeinbußen zu kämpfen. Der einsetzende Aufschwung kommt zwar bei den kleinen und mittleren Unternehmen an, die steuerliche Belastung bleibt aber sehr hoch. Illustration zum DUP-WahlcheckEntscheidend ist jetzt, dass die aufkeimende Erholung nicht durch zusätzliche Belastungen wie das Lieferkettengesetz oder das von Brüssel beschlossene Ende des Verbrennungsmotors bis 2035 erstickt wird.

Was erwarten Sie von der nächsten Bundesregierung?

Jerger: Eine Stärkung des Mittelstands. In der Steuerpolitik hat sich die GroKo in den Vor-Ruhestand verabschiedet. Eine neue Bundesregierung muss schnell Entlastung schaffen. Wir brauchen ein Regulierungsmoratorium, damit die Bürokratielast für die Unternehmen nicht weiter ansteigt und perspektivisch abgebaut werden kann. Ganz wichtig: wettbewerbsfähige Energiepreise. Durch hohe Steuern und Umlagen liegen die deutschen Strompreise weit über dem EU-Durchschnitt. Das ist ein riesiger Standortnachteil.

Welche Programme setzen sich mit den Bedürfnissen des Mittelstands gut auseinander, welche nicht?

Jerger: Echte Entlastungen für den Mittelstand finden sich fast nur in den Wahlprogrammen von CDU/CSU und FDP. Dazu gehören etwa ein Bürokratieentlastungsgesetz und die Abschaffung der Vorfälligkeit der Sozial­versicherungsbeiträge. Ein herber Rückschlag wäre für mittelständische Unternehmer vor allem eine Vermögenssteuer, wie sie SPD, Grüne und Linke anstreben. Mir fehlt jedes Verständnis, wie man ernsthaft über neue Belastungen für Betriebe nachdenken kann, die noch unter den Folgen der Pandemie leiden.

Was fehlt Ihnen mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstands in den Wahlprogrammen?

Jerger: Die Praxisnähe. Für den Mittelstand sind gut ausgebildete Fachkräfte von elementarer Bedeutung. Deshalb brauchen wir eine Bildungsoffensive, insbesondere für die mittlere Schulbildung und zur Stärkung der dualen Ausbildung. Ziel muss die finanzielle und gesellschaftliche Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung sein. Und schließlich ist auch eine Reform der Unternehmenssteuer unumgänglich, damit unsere Mittelständler international wettbewerbsfähig bleiben – 25 Prozent ist die Zielmarke.

24.08.2021
  • Drucken
Zur Startseite