Illustration Thomas Brahm Vordenker 2022
05.04.2022
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Zur Person

Thomas Brahm

ist Vorstandsvorsitzender der Debeka Versicherungsgruppe aus Koblenz

Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für Ihre Branche und Ihr Unternehmen?

Thomas Brahm: Der Branche muss es gelingen, sich umfassend an den Kundenerwartungen und -wünschen zu orientieren. Das war in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht immer der Fall. Zu dieser konsequenten Neuausrichtung gehören Transparenz, Schnelligkeit und die Digitalisierung aller Prozesse. Aktuell ist nicht davon auszugehen, dass Amazon und Co. zu Versicherern werden wollen. Das ist aber für die Versicherer kein Grund, sich bei ihrer Neuausrichtung zu viel Zeit zu lassen. Denn in Sachen Kundenorientierung erleben wir im digitalen Zeitalter stetig verbesserte Services.

Was bestimmt künftig über den Erfolg Ihres Unternehmens?

Brahm: Die Debeka ist etwas Besonderes – nämlich ein genossenschaftlich geprägter Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Versicherte sind bei uns nicht nur Kunden, sondern Mitglieder des Vereins. Wir sind damit nur ihnen und ihren Interessen verpflichtet. Die konsequente Ausrichtung an dieser besonderen Philosophie war, ist und bleibt der Hauptfaktor für unseren Erfolg. Mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im angestellten Außen- und Innendienst verfolgen wir daher das Ziel einer umfassenden persönlichen Beratung. Diese Strategie verbinden wir zunehmend mit digitalen Beratungs- und Abschlusstools, um den veränderten Kundenerwartungen Rechnung zu tragen. Weitere Erfolgsfaktoren sind ein exzellenter Service, ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis sowie eine effiziente und moderne digitale Infrastruktur. Der Erfolg unseres Unternehmens basiert damit auf den Werten, die uns seit der Gründung weit gebracht haben. Sie werden aber auch in der Zukunft niemals obsolet: Werte schaffen Zukunft! Viele Unternehmen haben diesen Blick auf ihre Kunden aber verloren und müssen sich mühsam wieder dahin ausrichten, um zukunftsfähig zu bleiben.

Welche Rolle spielen Innovationen in Ihrem Geschäft? Nennen Sie bitte ein Beispiel, wie Sie die Innovationskultur fördern.

Brahm: Wir sehen Innovationen schon immer als wichtigen Treiber für unseren unternehmerischen Erfolg. Nur so können wir uns erfolgreich den Herausforderungen der Zukunft stellen. Im Jahr 2019 haben wir zum Beispiel das Debeka Innovation Center, kurz: DICE, gegründet und damit einen Nucleus für innovative, agile und kreative Methoden geschaffen. Es ist eine Art Start-up innerhalb eines erfolgreichen Unternehmens, mit dem wir aber Entwicklungen außerhalb gegebener Strukturen denken können. Darüber hinaus haben wir ein Innovationsnetzwerk im Unternehmen etabliert, in dem sich Gleichgesinnte aus allen Bereichen austauschen und gezielt an Neuerungen arbeiten. Die Einheit agiert als interner Consultant, um die gesamte Debeka mit den nötigen Methoden, wie zum Beispiel Design Thinking, Lean-Start-up, Design Sprints, Kundenzentrierung oder iteratives agiles Arbeiten zu unterstützen. Durch diese Maßnahmen schaffen wir einen Nährboden für innovatives, kreatives Denken hin zu einem Open Mindset für das gesamte Unternehmen.

Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Digitalisierung? Auf welche Projekte sind Sie besonders stolz und was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?

Brahm: Die Digitalisierung hilft uns bei der Verwirklichung unseres Ziels, bestmögliche Leistungen für unsere Mitglieder anzubieten. Dadurch wird sie automatisch ein wichtiger Treiber für die künftige Ausrichtung unserer Services, Produkte und Beratungsleistungen. Wir sind uns dabei aber sicher, dass das Kundenverhalten in der Versicherungsbranche „hybrid“ bleiben wird und setzen deshalb weiterhin auf die starke Kombination persönlicher Kontaktpunkte, flankiert mit digital ausgerichteten Services und Touchpoints.

Stolz sind wir hier unter anderem auf unsere volldigitale Einreichung von Rechnungsbelegen im Leistungsbereich der Krankenversicherung, die wir seit vielen Jahren bieten. Darüber hinaus haben wir als eines der ersten Unternehmen – getreu unserem Motto „Das Füreinander zählt“ – einen Präventiv-Schadenservice etabliert, über den unsere Mitglieder vor Unwettersituationen gewarnt werden. Registrieren wir, dass Mitglieder betroffen sind, ermöglichen wir direkt eine Schadenbearbeitung, denn als Versicherer ist es unsere Aufgabe, für Menschen im Schadensfall Leistungen zu erbringen. Und schließlich hat gerade die Pandemie gezeigt, wie wichtig Digitalisierung für das Thema mobile und vernetzte Arbeit ist. Wir konnten durch die Einführung von Video-Beratungen und kollaborativen Tools unseren hohen Serviceanspruch aufrechterhalten und gleichzeitig unseren über 16.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein sicheres und attraktives Arbeitsumfeld erhalten beziehungsweise ermöglichen.

In welchem Bereich haben Sie den größten Bedarf an Mitarbeitern?

Brahm: Für unsere Zentrale in Koblenz besteht der größte Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bereich der IT. Bundesweit suchen wir insbesondere nach Mitarbeitern und Auszubildenden für unsere Mitgliederbetreuung im Vertrieb. Wir nutzen verschiedene Kanäle und Maßnahmen, um Kandidaten zu identifizieren und neue Mitarbeitende für die Debeka zu gewinnen. Dazu gehören beispielsweise systematische Recruiting-Maßnahmen für Hochschulabsolventen. Außerdem sind wir auf verschiedenen Online-Jobplattformen aktiv. Speziell am Standort unserer Zentrale in Koblenz engagieren wir uns in der Regionalmarketing-Initiative „R56+“, um potenzielle Mitarbeitende auch außerhalb unserer Region von der Attraktivität unseres Standorts zu überzeugen. Dabei geht es auch darum zu zeigen, welches Potenzial unsere Stadt an Rhein und Mosel bietet, und dass Innovation hier kein Fremdwort ist. Auch unsere Mitarbeit in der Wirtschafts- und Wissenschaftsallianz Region Koblenz – kurz WWA – trägt dazu, die Zukunft der Wissensregion Koblenz zu gestalten und damit unseren Standort durch eine bessere Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft zukunftsfähiger zu machen. Insgesamt erzielen wir die größten Erfolge über aktive Empfehlungen von Mitarbeiter, denn zufriedene Mitarbeiter sind die besten Botschafter.

Nennen Sie uns bitte drei Gründe, warum im „War for Talents“ die Besten zu Ihnen kommen sollten.

Brahm: Erstens: unsere Philosophie. Auch dadurch sind wir in unserer Branche das Unternehmen mit dem größten Nutzen für das Gemeinwohl. Wir können also mit Überzeugung sagen: Bei der Debeka wirst du stolz auf dich und deine Leistung sein, denn bei uns macht man nicht nur einen Job. Zweitens: der Standortvorteil Koblenz. Wir sind der größte private Arbeitgeber in der Region. Unser Name steht für Vertrauen. Und drittens: Sicherheit und Flexibilität. Wir bieten langfristige Beschäftigungsverhältnisse sowie eine attraktive Work-Life-Balance. Viele Menschen arbeiten mit Freude ihr ganzes Berufsleben bei uns. Durch unsere Gemeinschaft feiern wir jedes Jahr viele Dienstjubiläen, sei es 25-jähriges, 40-jähriges oder gar 50-jähriges.

Welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und -zufriedenheit ergreifen Sie?

Brahm: Die Zufriedenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat bei uns einen hohen Stellenwert. Das zeigt sich beispielsweise schon darin, dass wir beinahe traditionell einen engen und sehr vertrauensvollen Austausch mit unserer Arbeitnehmervertretung pflegen. Darüber hinaus haben wir in unserem Mitarbeiter- und Führungsleitbild konkrete Spielregeln für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe vereinbart. Außerdem hat unsere hauseigene Debeka-Akademie allein im Jahr 2021 zu den Themen Teambildung und Mitarbeiterentwicklung weit über 200 Workshops und Seminare durchgeführt. An diesen Workshops haben rund 3.500 Mitarbeiter teilgenommen.

05.04.2022
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