Ein Cartoon zum Thema Klimaschutz von Ralph Ruthe
13.04.2021    Miriam Rönnau
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Zur Person

Porträt von Ralph Ruth

Ralph Ruthe

ist einer der erfolgreichsten Cartoonisten Deutschland. Bis heute veröffentlichte er über 50 Bücher und Sonderbände, seine Cartoonserien erscheinen in vielen Publikationen. Daneben ist Ruthe Bühnenkomiker, Autor, Musiker und Videoproduzent.

Cartoons, Videos, Bühnenprogramm, Musik – als Künstler sind Sie vielfältig unterwegs. Was treibt Sie dabei an? Was inspiriert Sie zu neuen Ideen?

Ralph Ruthe: Die Frage habe ich mir ehrlich gesagt nie gestellt, es ist eher anders herum: Da mein Kopf schon immer voller Ideen war, habe ich die vielen unterschiedlichen Medien und Kunstformen ausprobiert, um einen Weg zu finden, meine Ideen umzusetzen. Ich sage nicht, dass jede davon genial ist. Aber alle Ideen, die ich umgesetzt habe – egal ob als Filme, Witzbilder oder sonstiges – haben so lange bei mir angeklopft, bis ich ihnen in irgendeiner Form eine Bühne gegeben habe.

In Ihren Cartoons greifen Sie auch gesellschaftlich relevante Zukunftsthemen auf, etwa Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Warum liegen Ihnen diese am Herzen?

Ruthe: Wenn wir Menschen nicht nachhaltiger handeln und versuchen, die klimatischen Bedingungen auf der Erde lebenswert zu halten, wird unsere komplette Existenz bedroht. Das kann doch wirklich niemandem nicht am Herzen liegen.

Warum eignen sich Cartoons dazu, Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Fokus zu rücken?

Ruthe: Wenn man eine Person zum Lachen gebracht hat, neigt diese dazu, mehr Vertrauen zu haben und sich auch anderen Themen zu öffnen. Das gilt nicht nur für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, sondern auch für alles andere, von Themen wie Tod über Mobbing bis Homophobie.

Wie könnten und sollten sich prominente Persönlichkeiten aufgrund ihrer Reichweite noch weitaus mehr für das Thema Nachhaltigkeit engagieren und andere motivieren, bewusster zu leben?

Ruthe: Das kann ich nicht pauschal beantworten, denn jede Person der Öffentlichkeit ist anders, verhält sich auf Social Media anders und auch das Publikum variiert stark in Verhalten und Zusammensetzung. Es klingt abgegriffen, aber solange einem diese Themen wichtig sind und man sich authentisch dazu äußert, werden einem die Leute immer zuhören. Bei der einen Person mehr, bei der anderen weniger.

Oft fühlt es sich so an, als müsse man in Sachen Nachhaltigkeit dogmatisch sein: Nur wer zu 100 Prozent nachhaltig agiert, dürfe auch darüber sprechen oder sich engagieren – ansonsten folgten an anderer Stelle Vorwürfe. Zum Beispiel: „Das Büro ist zwar papierlos, aber dafür ist der Strom nicht nachhaltig“. Oder: „Du kaufst zwar Fair-Trade-Kleidung, aber dafür Käse in Plastikverpackungen“. Entspricht das auch Ihrer Erfahrung? Und wenn ja: Wie gehen Sie mit solchen Vorwürfen um?

Ruthe: Ich bin Testimonial für eine Automarke. Gleichzeitig stelle ich meine Reichweite Fridays for Future zur Verfügung und positioniere mich regelmäßig zu fleischloser Ernährung. Keine Ahnung, wieso sich das ausschließen sollte, denn niemand kann sich 100 Prozent klimaneutral verhalten und leben. Ich erwarte das auch von niemandem. Als Familienvater bin ich im Alltag etwa auf unser Auto angewiesen. Deswegen kann ich meinen Followern trotzdem empfehlen, auf Hafermilch umzusteigen und nutze meine Kanäle, um zum Beispiel eine große Baumpflanz-Aktion zu bewerben. Von jedem und jeder einzelnen perfektes Verhalten zu fordern ist kontraproduktiv, weil es erste Schritte im Keim erstickt. Vielmehr sollten wir alle die Veränderung von den großen Konzernen fordern. Kleine Schritte bei einzelnen sind gut, der wirkliche Wandel muss im Großen geschehen, zu allem anderen fehlt uns die Zeit. Meine Follower sehen das zu 95 Prozent genau so, Vorwürfe kommen extrem selten.

Welche Funktion hat Humor – gerade auch in schwierigen Zeiten wie diesen?

Ruthe: Humor macht das Leben lebenswert und manchmal auch erst erträglich. Ohne Lachen ist die menschliche Existenz meiner Ansicht nach sinnlos.

Am 17. März haben Sie den Podcast „Allgemein gebildet“ gestartet. Worum geht es?

Ruthe: Es handelt sich um einen Politik-Podcast, ich mache ihn zusammen mit meiner guten Freundin Sally Lisa Starken. Sally ist Politik-Expertin und verfügt über mehr Wissen als ich. Im Gespräch mit mir erklärt sie fundiert und verständlich alles rund um politische Basics, nach und nach arbeiten wir uns vor in aktuellere Themen und Zusammenhänge, Klimaschutz wird auch dabei sein. Regelmäßig kommen zudem Expertinnen und Experten zu Wort.

Wie geht es Ihnen als selbstständiger Künstler in der Pandemie?

Ruthe: Wenn wir Künstlerinnen und Künstler in der Coronakrise eins gelernt haben, dann dass wir der Politik vollkommen egal sind. Die Kultur- und Kreativwirtschaft übertrifft in Sachen Wertschöpfung andere Branchen wie chemische Industrie, Energieversorgung oder Finanzdienstleister. Das wird allerdings ignoriert, weil Kultur keine Lobby hat. Mit dem fatalen Ergebnis, dass momentan sehr viele Menschen vor den Trümmern dessen stehen, was sie sich über Jahre aufgebaut und wofür sie Steuern gezahlt haben. Ich persönlich hatte schon immer mehrere finanzielle Standbeine, von denen eines der wichtigsten allerdings die Liveshow war. Dass die ausfällt, kompensiere ich durch einige ausgewählte Auftragsarbeiten – und durch den exklusiven Podcast für Spotify. Außerdem unterstützen viele Fans meine Arbeit über die Plattform „Steady“. Durch all das zusammen komme ich aktuell gut durch die Krise.

13.04.2021    Miriam Rönnau
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