Vordenker Porträt sop architekten
16.08.2022    Daniela Tabarelli
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Zur Person

Jurek M. Slapa

ist Geschäftsführender Gesellschafter von sop (slapa oberholz pszczulny) architekten. Zu den wichtigsten Referenzen des Büros zählen die Neue Messe Süd und der Düsseldorf Airport 2000plus, die Hafenspitze im Düsseldorfer Medienhafen, das Hochhaus Gap 15 oder das EM-Stadion in Breslau.

Wie hat sich Ihr Business in den letzten Monaten entwickelt? Gibt es ein besonderes Learning aus der Coronakrise für Ihr Unternehmen?

Jurek M. Slapa: Unsere Auftraggeber und die Bauherrenschaft allgemein wurde mit Ausbruch der Coronapandemie zunächst zurückhaltender und teilweise wurden Projekte eingefroren. Nun zieht das Geschäft aber umso stärker wieder an. Auch unserem Büro hat die Pandemie einen Innovationsschub gebracht, und die Energiekrise wird unsere Art zu planen und zu bauen noch stärker verändern.

Was macht Ihr Unternehmen erfolgreich?

Slapa: Die Qualität unserer Bauwerke. Und die entsteht, weil wir uns nicht mit dem „Einfach Guten“ zufriedengeben. Wir selbst sind die größten Kritiker unserer Projekte und fragen uns immer wieder, was wir noch verbessern können. Wir mischen uns ein und hinterfragen jede Entwurfsidee. Und genau das macht unsere Arbeit aus.

Wie bleiben Sie als Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie als Management, um das zu fördern?

Slapa: Wir schauen uns gegenseitig über die Schulter. Jeder Partner hat zwar seine eigenen Projekte, die er mit den jeweiligen Projektleitern und Teams bearbeitet und betreut, aber dennoch setzen wir uns regelmäßig zusammen, um über die Konzepte und Lösungsansätze des anderen zu diskutieren und zu streiten – sozusagen als interner Wettbewerb um die besten Ideen. Da kann sich ein Student oder Berufsanfänger genauso einbringen wie ein Gesellschafter oder ein Partner – und das erfordert eine gute Streitkultur.

Was tun Sie, um den digitalen Anschluss nicht zu verpassen?

Slapa: Wir haben als Architekten keine andere Wahl, als uns an die digitalen Arbeitsmethoden anzupassen, wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen. Glücklicherweise ist hier auch der Druck unserer Mitarbeiter und der von außen hoch genug. Trotzdem werden Sie mich immer mit Bleistift und Papier an meinen Entwürfen arbeiten sehen.

Was ist die größte Stärke Ihres Unternehmens?

Slapa: Wir betrachten eine Bauaufgabe immer genau in ihrem städtebaulichen und bauhistorischen Kontext und nehmen uns viel Zeit für die Analyse. So versuchen wir, mit jedem Entwurf sensibel auf die Umgebung einzugehen und die Bestandsarchitektur, wenn möglich, zu integrieren oder mit ihr in Dialog zu treten. Das hat uns schon bei so manch internationalem, hochkarätig besetztem Wettbewerb weit nach vorne gebracht. Trotzdem haben wir nie wirklich ein Geschäft in den USA oder in China gestartet, im Gegensatz zu vielen unserer Kollegen.

Was tun Sie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren?

Slapa: Obwohl wir im Laufe der Jahre stark gewachsen sind, haben wir uns immer unsere familiäre Atmosphäre erhalten. Wir treffen uns zu After-Work-Veranstaltungen in unserem Büro-eigenen Garten, veranstalten Mitarbeiter-Events, haben Bürohunde und sind familienfreundlich. Wir versuchen, den direkten Kontakt zu unseren Mitarbeitern zu pflegen und ein offenes Ohr für Ihre individuellen Wünsche und Verbesserungsvorschläge zu haben. Einige Kollegen begleiten uns von Anfang an und so mancher ist nach einem beruflichen Wechsel auch wieder zu uns zurückgekehrt.

Was macht Ihr Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?

Slapa: Ein Gebäude ist nur dann gut, wenn es die Bedürfnisse seiner späteren Nutzer bestens erfüllt. Kennt man den Bauherren, seine Anforderungen oder sogar die baulichen Gegebenheiten für eine neue Bauaufgabe bereits, ist das natürlich ein großer Vorteil. Aber ich glaube, wir sind auch in der Zusammenarbeit sehr umgänglich, suchen ehrliches Feedback und sind offen für Kritik. Nicht zuletzt das schätzen unsere Bauherren an uns.

Was ist ihr Erfolgsfaktor, um Neugeschäft zu gewinnen?

Slapa: Natürlich nehmen wir an großen, international ausgeschriebenen und kleinen, regionalen Wettbewerben teil. Hier muss allein die Qualität des Entwurfs überzeugen. Und Wettbewerbserfolge schärfen das Profil unseres Büros. Neukontakte generieren wir meist durch unser großes Netzwerk und persönliche Empfehlungen und dann kommt es oft auch auf die passende Chemie zwischen Bauherren und Architekten an.

Was tun Sie, um den Service zu verbessern?

Slapa: Wir setzen uns regelmäßig mit unseren Auftraggebern zusammen und suchen den direkten Kontakt zu Bauherrn und Fachplanern, auch wenn externe Projektsteuerer dazwischengeschaltet sind. Die direkte Kommunikation zwischen dem Architekten und seinem Bauherrn und zwischen allen am Bau beteiligten Firmen ist für das Gelingen einer Bauaufgabe von enormer Bedeutung. Das wird leider häufig unterschätzt.

16.08.2022    Daniela Tabarelli
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