Kraftblock GmbH Vordenker 2022
19.09.2022    Holger Reher
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Zur Person

Martin Schichtel

Wurde 1969 in Saarbrücken geboren und promovierte in Chemie an der Universität des Saarlandes mit den Schwerpunkten Nanopartikel-Verbundwerkstoffe und Smart Coatings. Schichtel meldete sein erstes Patent 1998 an, verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Materialentwicklung, Produktion sowie im Vertrieb und gründete Kraftblock 2014.

Wie hat sich Ihr Business in den letzten Monaten entwickelt? Gibt es ein besonderes Learning aus der Corona-Krise für Ihr Unternehmen?

Martin Schichtel: Kraftblock hat wenig von der Covid-19-Pandemie gemerkt. Unsere digitale Arbeitsweise hat sich gefestigt und intensiviert, wir haben entsprechend unseren Plänen Mitarbeiter dazu gewonnen und können glücklicherweise sagen, dass niemand gesundheitliche Folgen von der Pandemie davonträgt.

Was ist das Erfolgsrezept für Ihr Business?

Schichtel: Kraftblocks Wurzeln liegen in der Innovation und dem Testen neuer Möglichkeiten. Wir legen Wert darauf uns gründlich und nachhaltig weiterzuentwickeln und unsere Systeme zu optimieren. Mit dem Augenmerk auf Qualität unserer Systeme sowie die Effizienz und Nachhaltigkeit unserer Speicher stechen wir im Wettbewerb heraus. Wir erleben eine wachsende Akzeptanz dringender Veränderung in Bezug auf die Klimakrise bei unseren Kund*innen.

Wie bleiben Sie als Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie als Management, um das zu fördern?

Schichtel: Kraftblock arbeitet mit flachen Hierarchien und einer offenen Feedbackkultur. Es gibt keine Grenzen durch Titel zwischen Personen. Auch der Werkstudent kann zur Chefin gehen, der Konstruktionsingenieur bewegt sich auf Augenhöhe mit dem Projektingenieur und Sales- sowie Marketing-Team diskutieren zusammen Maßnahmen. Schon im Vorstellungsgespräch und Onboarding machen wir klar, dass Ideen und Innovation hier gewollt sind, dass Risiko keine Barrikade darstellt und dass Feedback und Kommunikation wertgeschätzt werden.

Darüber hinaus brechen wir regelmäßig unsere Grenzen zwischen Abteilungen auf: Ingenieure bitten um Feedback und Ideen für Projekte von allen anderen, und die Kommunikationsabteilung bezieht alle in der Firma bei Projekten – wie zum Beispiel eine neue Website – mit ein.

In Zukunft planen wir, einen Teil der wöchentlichen Arbeitszeit für persönliche Projekte, Versuche und Entwicklung vorzuhalten, denn wir sind überzeugt, dass dies nicht nur die Kreativität unserer Mitarbeiter fördert, sondern auch der Weiterentwicklung unserer Produkte zugutekommt.

Was ist die größte Stärke der Company? Was zeichnet Sie aus? Trauen Sie sich eine Schwäche preiszugeben?

Schichtel: Die größte Stärke von Kraftblock liegt in der Innovationskraft: Hier arbeiten Menschen ohne Unterlass daran, nie dagewesene Systeme zur Reduktion von Treibhausgasen zu entwickeln – auf einem Niveau, wie es sonst niemand tut. Und diese Menschen beweisen immer wieder, dass sie das auch schaffen. Das Herz der Firma hat sich von der Idee des nachhaltigen Energiespeichers zur Umsetzung flexibler Systeme in jeglichen Industrien entwickelt.

Schwäche: Manchmal wollen wir zu schnell zu viel und fangen Neuentwicklungen an, bevor andere vollständig fertig sind. Einerseits ist das kreative Freiheit, die dabei an den Tag gelegt wird, andererseits ist es eine nicht so effiziente Nutzung der Arbeitszeit.

In wenigen Worten: Was tun Sie, um den digitalen Anschluss nicht zu verpassen?

Schichtel: Kraftblock ist schon digital – Papier gibt es hier nicht und durch unsere Kommunikationsplattformen kann jeder remote arbeiten. Unsere Ingenieure arbeiten digital, ziehen digitale Zwillinge auf und wir nutzen diverse Systeme, um unsere Innovationen umzusetzen. Damit wir die Qualität unserer Basis nicht verlieren, gibt es bei Kraftblock zwei Strömungen zur Implementierung. Das eine ist Bottom-Up: Schon bei der Mitarbeitersuche sind wir nicht starr, was Programme und Systeme angeht. Wir geben also nicht vor, was jemand können muss, sondern fragen gezielt nach vergleichbaren Programmen und Systemen. Die Implementierung derselben wird dann evaluiert. Es kommt also vor, dass wir hier Ideen nehmen von Menschen, die in ihrer ersten Woche sind.

Die zweite Strömung ist Top-Down: Ich selbst brenne für Digitalisierung und IT und setze das auch für meine Firma um. Wäre ich nicht Chemiker geworden, hätte es mich in die Informatik verschlagen. Demnach versuche ich hier immer, am Puls der Zeit zu sein und das auch für die Mitarbeiter umzusetzen.

Was macht Ihr Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?

Schichtel: Neben typischen Produktvorteilen sind wir flexibel und passen unsere Systeme an verschiedene Werke oder Stätten an. Wir machen selten das gleiche System, sondern optimieren die Speicheranlagen für jede Anwendung, damit der Kunde ökologisch wie ökonomisch den größten Nutzen daraus ziehen kann. Außerdem sind wir nah am Kunden. Kundenprojekte sind immer auch „Chefsache“. Das heißt, dass sich auch CEO und CFO um Kunden und deren Projekte kümmern und sie schlussendlich auch leiten und organisieren.

Was ist ihr Erfolgsfaktor, um Neugeschäft zu gewinnen?

Schichtel: Preislich stehen wir besser da als der Wettbewerb. In unserem Segment zählt vor allem auch die Realisierung von Großprojekten und hier sehen wir, dass wir, wenn es um Anlagen mit großer Speicherkapazität geht, einen Vorteil im Wettbewerb haben, da wir durch unser skalierbares System diese Projekte einfacher realisieren können.

Was tun Sie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren? Was bieten Sie aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden? Gibt es eine Maßnahme, die Sie mit Stolz erfüllt?

Schichtel: Employer Branding ist Teil unserer Strategie, wird bei Kraftblock aber wesentlich anders ausgelebt: Wir geben alles dafür, dass sich Menschen bei uns wohl fühlen und tun auch Dinge, die normale Arbeitgeber nicht tun. Beispielsweise helfen wir Experten, die wir aus dem Ausland anstellen, dabei, hier Fuß zu fassen, helfen ihnen bei lebenswichtigen Dingen wie Kitaplätzen für ihre Kinder, Aufenthaltstitel oder Wohnungen und bieten mit unserer offenen Art sozialen Anschluss an.

Digital zeigen wir authentisch, wie es bei uns ist: Das Catering von der Weihnachtsfeier wird ebenso gezeigt wie die Pizzaparty oder Team-Events. Auf unserer neuen Website haben wir Eindrücke aus dem laufenden Betrieb gesammelt, und in unserem Format „Work hard – Play hard“ versuchen wir den Spaß unserer Mitarbeiter mit Einblicken in ihre Arbeit zu verbinden.

Vor allem versuchen wir, die typische Hierarchie umzudrehen: Wir haben Experten auf ihrem Gebiet und die sollen die Chefs beraten, was am besten für die Firma ist. Das erlaubt Mitarbeitenden freieren Spielraum und wir alle profitieren davon.

19.09.2022    Holger Reher
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