Witt-Gruppe Vordenker 2022
09.06.2022    Holger Reher
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Zur Person

Patrick Boos

hat seit über 20 Jahren Führungspositionen in den Bereichen Technologie, Medien und E-Commerce inne und ist zudem als Investor, Manager und Supporter von Start-ups aktiv. Seit Januar 2022 verantwortet er bei der Witt-Gruppe den Geschäftsbereich Vertrieb (WITT Inland, die Töchter creation L, ambria und heine/helline), den E-Commerce und Human Resources

Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für Ihre Branche und Ihr Unternehmen?

Patrick Boos: Grundsätzlich fühlen wir uns gut gerüstet, um auch größeren Wettbewerbern zu trotzen. Wir sind mit zehn Vertriebsmarken Spezialist auf unserem Gebiet und bedienen mit dem Fokus auf die Frau 50plus eine scharf umrissene Zielgruppe – wenn auch diese weniger homogen ist, als man annehmen mag. Außerdem pflegen wir unter anderem über unseren Customer-Service eine Nähe zu unseren Kundinnen, wie sie nicht jedes Unternehmen hat. Die Herausforderungen der Zukunft werden für uns sein, die Bedürfnisse unserer Kundinnen weiterhin frühestmöglich zu erkennen, sowie die Transformation unserer Geschäftsprozesse in die digitale Welt zu schaffen.

Wie fällt Ihr Fazit für 2021 aus und welche Ziele setzen Sie sich für 2022?

Boos: Ende 2021 habe ich die Baur-Gruppe verlassen – durchaus mit einem weinenden Auge, denn das Unternehmen hatte sich hervorragend entwickelt. Aber der Wechsel in die Geschäftsführung der Witt-Gruppe war genau das Richtige für einen Jahresauftakt, denn das Multi-Marken-Konzept unseres Unternehmens birgt aufgrund seiner Komplexität aufregende Herausforderungen.

Das Jahr 2021 war auch stark durch die Coronapandemie bestimmt. Sowohl für die Baur-Gruppe als auch für die Witt-Gruppe war dies herausfordernd und hat den Organisationen viel Flexibilität abverlangt. Andererseits haben zahlreiche Kundinnen das Online-Shopping für sich entdeckt; die Arbeitswelt erfuhr einen starken Schub in Richtung Digitalisierung.

Auf meinem neuen Posten möchte ich vor allem die Online-Transformation der Witt-Gruppe weiter vorantreiben. Ich bin für ein breites Markenportfolio zuständig – von der immer noch sehr katalogorientierten Marke WITT WEIDEN bis hin zur deutlich onlineaffineren Marke heine. Ein breiter Spannungsbogen also, innerhalb dessen sich wunderbar Synergien nutzen lassen.

Eine Herzensangelegenheit von mir ist nach wie vor das Thema Kulturwandel. Die Schwerpunkte im Jahr 2022 werden hierbei auf den Themen Führung und Zusammenarbeit liegen. Wir werden uns strategisch-taktisch neu ausrichten und der abteilungs- und bereichsübergreifenden Zusammenarbeit noch mehr Bedeutung verleihen, um operativ Top-Arbeitsergebnisse zu erzielen.

Was glauben Sie, wird künftig den Erfolg Ihres Unternehmens ausmachen?

Boos: Auch in Zukunft wird die Witt-Gruppe über eine klare Zielgruppenfokussierung ihren Erfolg sichern. Wir bedienen den Markt 50plus hinsichtlich der Ansprüche der Verbraucherinnen an Mode und Preis optimal. Uns zeichnet ein hohes Maß an Eigenkreativität und ein großer Erfahrungsschatz in der Produktentwicklung aus. Über Diversifikation und Internationalität erreichen wir außerdem eine gute Risikostreuung; die erfolgreiche Online-Transformation sichert unsere Existenz. Die Basis für all das sind letztendlich unsere rund 3.500 Mitarbeitenden, die alle zusammen eine bestens qualifizierte Mannschaft mit langjähriger Erfahrung bilden.

Welche Rolle spielen Innovationen in Ihrem Geschäft? Wie stellen Sie sicher, dass ausreichend neue Ideen generiert werden?

Boos: Innovationen spielen für die Witt-Gruppe eine wichtige Rolle, aber wir laufen nicht jedem technologischen Trend hinterher. Wir haben stets die Kundin im Blick und nutzen Technologie, um unsere großen Wettbewerbsvorteile in die digitale Welt zu überführen. Über Kontakte in unseren Mutterkonzern, die Otto Group, sowie den Austausch mit regionalen Unternehmen erhalten wir Impulse und nutzen Synergien.

Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Digitalisierung? Welche Projekte wurden bereits umgesetzt und welche sind derzeit geplant?

Boos: Oberste Priorität hat für die Witt-Gruppe derzeit die Transformation unseres Geschäftsmodells ins digitale Zeitalter. Ein wesentlicher Baustein dabei war der Umzug unserer Online-Shops auf unsere eigene cloudbasierte E-Commerce-Plattform im Jahr 2020, die unter anderem Softwaremodule der About-You-Cloud verwendet. 2021 haben wir ein umfangreiches Transformationsprogramm gestartet und sind derzeit damit beschäftigt, die anstehenden Themen für das laufende Jahr zu priorisieren.

Gerade zu Beginn der Coronazeit waren wir froh, dass bereits Anfang 2020 die meisten unserer Mitarbeitenden über einen mobilen Arbeitsplatz verfügten. Dadurch konnte die Belegschaft sozusagen über Nacht ins Homeoffice wechseln, was die Sicherheit für alle erhöhte.

Planen Sie, sich in den kommenden drei Jahren zu vergrößern und neue Mitarbeitende einzustellen?

Boos: Die Witt-Gruppe verzeichnet Jahr für Jahr ein organisches Wachstum. Das planen wir natürlich fortzusetzen. Neue Mitarbeitende suchen wir in erster Linie in den Bereichen IT, E-Commerce und Logistik – letztere insbesondere, da aufgrund des Mengenwachstums die vierte Ausbaustufe unseres Warenverteilzentrums realisiert wurde, die seit März 2022 zusätzliche Servicevorteile – etwa schnellere Lieferzeiten – für unsere Kunden bringt.

Aktuell sind wir durchaus in der Lage, unsere Vakanzen zu besetzen. Dabei hat uns das mobile Arbeiten neue Möglichkeiten im Recruiting eröffnet: Wir sind nicht mehr nur auf die Region angewiesen, sondern können unseren Suchradius deutlich erweitern.

Wie finden Sie die richtigen Talente?

Boos: Wir haben guten Kontakt zu Schulen und Universitäten in der Region und veranstalten regelmäßig Events, wie etwa derzeit virtuell stattfindende Schülerpraktika oder eine Coder Challenge für IT-Begeisterte. Aktives Recruiting findet unter anderem über Social Media statt. Viele unserer Nachwuchskräfte rekrutieren wir auch aus den eigenen Reihen, etwa über Auszubildende und Praktikantinnen und Praktikanten.

Welche Maßnahmen zur Förderung der Mitarbeiterentwicklung und -zufriedenheit treffen Sie?

Boos: Unsere Mitarbeitenden können zahlreiche Weiterbildungsangebote in persönlicher und fachlicher Hinsicht wahrnehmen. Außerdem bieten wir unterschiedlichste Arbeitszeitmodelle und Benefits wie Personalrabatte, ein Jobticket, Eltern-Kind-Zimmer und sogar eine betriebseigene Kita an. In jährlichen Mitarbeitergesprächen mit der jeweiligen Führungskraft wird unter anderem der individuelle Fort- und Weiterbildungsbedarf bestimmt. Über das Pilotprojekt „Neue Arbeitswelten“ modernisieren wir zudem zahlreiche Büroflächen und rollen zunehmend das Desksharing-Prinzip aus, bei dem sich Mitarbeitende je nach Tätigkeitsanforderung einen geeigneten Arbeitsplatz auswählen. Der persönliche Schreibtisch fällt mehr und mehr weg. Das schafft neue Flächen für kommunikatives, konzentriertes und kreatives Arbeiten.

09.06.2022    Holger Reher
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