Ein Baum in der Wüste verschwindet
01.07.2020    Miriam Rönnau
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Jens de Buhr, Verleger des DUB UNTERNEHMER-Magazins, sprach mit:

  • Ralf Wittenberg, Area Director Central Europe North, British American Tobacco,
  • Dr. Jürgen Reinert, CEO, SMA Solar Technology AG,
  • Andreas Rindt, Head of Customer Satisfaction, Public & Governmental Affairs bei Signify und
  • Brigitte Zypries, Bundeswirtschaftsministerin a.D.

Kann die Pandemie als eine Art Übergangskrise bezeichnet werden, um auch in Sachen Klimaschutz drastische politische Maßnahmen einzuleiten?

„Ob die Politik die Kraft hat, das durchzusetzen? Dafür sehe ich ehrlich gesagt keine parlamentarische Mehrheit“, sagt Brigitte Zypries, Wirtschaftsministerin a.D. und Herausgeberin des DUB UNTERNEHMER-Magazins. Dafür müsse das Thema Nachhaltigkeit noch präsenter werden und Parteien, die dafür auch gute Konzepte entwickeln, müssten entsprechende Unterstützung bekommen.

Dr. Jürgen Reinert, CEO des Solartechnik-Anbieters SMA Solar Technology, ist anderer Meinung: „In der Krise hat die Politik gezeigt: Deutschland kann schnelle Entscheidungen treffen und Europa kann an einem Strang ziehen.“ Clever sei es, diese Erfahrung auch für den Klimaschutz zu nutzen. „Die Dringlichkeit ist da, die Erderwärmung schreitet schnell voran.“

„Die Pandemie hat gezeigt: Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern verdammt resilient,“ sagt Andreas Rindt. Laut dem Kundenzufriedenheitsmanager beim Lichttechnikhersteller Signify ist das vor allem der politischen und finanziellen Stabilität der Bundesrepublik zu verdanken. Rindt: „Doch ich bin davon überzeugt, dass uns mit dem Klimawandel ein Albtraum bevorsteht. Verglichen damit ist die Pandemie wie eine Nacht mal schlecht schlafen.“

Wie steht es derzeit um das Thema Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit hat viele Dimensionen – doch im Kern ist damit, so Zypries, langfristiges Denken gemeint. „Schon unser seit über 50 Jahren existierendes Grundgesetz ist nachhaltig angelegt, wenn wir an die darin verankerten Werte wie etwa Chancengleichheit, Menschenwürde oder das Recht auf Freiheit denken.“

Weitsicht ist auch Teil der Nachhaltigkeitsstrategie von British American Tobacco, kurz BAT. Zigarettenhersteller gehören nicht gerade zu den Unternehmen, an die jeder bei dem Thema als erstes denkt. „Unser Geschäftsmodell ist nicht nachhaltig – weder für Verbraucher, noch für Investoren“, sagt Ralf Wittenberg. „Doch niemand fängt an zu rauchen, weil er krank oder abhängig werden möchte. Deshalb wollen wir Lösungen anbieten“, so der Area Director Central Europe North. Es ginge darum, die Balance zu finden: einerseits dafür zu sorgen, dass Menschen bald nicht mehr zur Zigarette greifen, andererseits diejenigen zu bedienen, die genau das wollen. Von 150 Millionen BAT-Kunden fragen laut Wittenberg 11 Millionen E-Zigaretten oder andere alternative Produkte mit weniger Schadstoff nach. „Bis 2025 sollen es 50 Millionen sein.“

Solartechnik-Anbieter hingegen stehen für Nachhaltigkeit. Allerdings kann auch in der Branche der Schein trügen. „Nicht bei jedem Solarunternehmen spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle“, sagt SMA-CEO Reinert. Doch insgesamt passiert derzeit viel – insbesondere bei der Photovoltaik, also der Umwandlung von Sonnen- in elektrische Energie. „Mit zwei Cent pro Kilowattstunde ist Photovoltaik günstiger als Atomenergie und Braunkohle“, sagt er. Und der Markt wächst – trotz der Coronakrise. Reinert: „Der Bedarf an nachhaltigen Produkten mit langer Lebensdauer und kurzen Lieferketten wächst. Dafür sind die Menschen auch bereit, im ersten Schritt fünf bis zehn Prozent mehr zu zahlen, weil es sich langfristig rentiert.“

„Wir wollen noch in diesem Jahr die CO2-Neutralität erreichen“, so Rindt. Als Hersteller von Lichttechnik liege es in der Verantwortung von Signify, hier einen Beitrag zu leisten. Rindt: „Wir haben Bevölkerungswachstum – das heißt, wir brauchen mehr Licht. Wir haben Ressourcenknappheit – das bedeutet, wir müssen energieeffiziente Lösungen finden.“ Dabei setzt das Unternehmen vor allem auf die LED-Technologie: „Heute werden 13 Prozent der Energie in Deutschland für Licht verbraucht; mit LED können wir den Anteil auf acht Prozent reduzieren. Das sind mehrere Tonnen CO2-Einsparnis.“

01.07.2020    Miriam Rönnau
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