ein Namensschild
02.05.2023    Madeline Sieland
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Ein neuer Angestellter ist gefunden, der Vertrag ist unterschrieben – und der Rest läuft von alleine? Nö. Denn mit der Vertragsunterschrift ist die Candidate-Journey noch nicht vorbei. Was noch fehlt, ist der Onboarding-Prozess. Und der entscheidet maßgeblich darüber, ob sich jemand im neuen Unternehmen, mit seinen neuen Aufgaben und im neuen Team auch wirklich wohlfühlt und motiviert sowie produktiv arbeitet.

Je strukturierter das Onboarding, desto länger bleiben Mitarbeitende ihrem Arbeitgeber treu. Denn Mitarbeitende, die ein gutes Onboarding-Erlebnis hatten, sind 18-mal stärker an ein Unternehmen gebunden als Personen, die ihren Onboarding-Prozess als weniger effektiv empfanden. Das zeigte eine Studie des Personalsoftware-Anbieters BambooHR.

Wer will, dass das Onboarding nicht nur als einwöchige Orientierung samt „Speeddating“ mit allen Abteilungen in Erinnerung bleibt, sollte dabei auch auf eher ungewöhnliche Tools setzen – etwa ein Stickeralbum.

Ja, richtig gelesen. 2012 hat Michael Janek STICKERSTARS gegründet. Zunächst erstellte das Unternehmen – angelehnt an die Panini-Alben – Stickeralben für Amateursportvereine, die im lokalen Einzelhandel vertrieben wurden. Inzwischen nutzen aber auch Unternehmen wie Beiersdorf und die Telekom die Alben – als Marketinginstrument oder eben beim Onboarding. Spielerisch können sich neue Mitarbeitende auf diese Weise unter anderem mit ihren Kolleginnen und Kollegen sowie der Unternehmensphilosophie und- historie und den Produkten vertraut machen.

Zur Person

Michael Janek, Gründer von STICKERSTARS

Michael Janek

hat 2012 STICKERSTARS gegründet. Nachdem er an der TU Ilmenau und der Universidad Miguel Hernandez im spanischen Elche Medienwirtschaft studiert hat, war er zunächst im Agenturbereich, im Marketing bei Adidas sowie in der Unternehmensberatung tätig

Mit einem Stickeralbum das Networking und den Zusammenhalt im Unternehmen fördern: Das ist erst einmal eine ungewöhnliche Idee. Wie sind Sie darauf gekommen?

Michael Janek: Die Idee, unser STICKERSTARS-Konzept von Sportvereinen auf Unternehmen auszuweiten, entstand aus der Erkenntnis, dass Teams nur dann erfolgreich sind und gut funktionieren, wenn sich jeder gesehen und wertgeschätzt fühlt. Das Wichtigste im Kontext von Zusammenarbeit im Team ist gegenseitiger Respekt. Das beginnt beim Kennenlernen aller im Team mit Namen und Gesichtern. Denn nichts ist uns im Austausch mit anderen wichtiger, als dass wir als Mensch erkannt beziehungsweise wiedererkannt und bemerkt werden. Das gilt gleichermaßen für alle Organisationen – vom Sportverein bis zum Unternehmen.

Wofür nutzen Unternehmen die Stickeralben konkret? Welche Ziele werden damit verfolgt?

Janek: Zum einen dienen die Alben als Instrument, um das Teambuilding zu vereinfachen und das Networking zu verbessern. Die interaktive Natur des Sammelns und Tauschens von Stickern bietet eine unterhaltsame Möglichkeit, sich kennenzulernen und eine positive Unternehmenskultur zu fördern. Insbesondere beim Onboarding können die Alben dazu beitragen, dass sich neue Mitarbeitende schneller und besser in das Unternehmen und das Team integrieren.

Darüber hinaus können Unternehmen die Stickeralben auch als Marketing-Tool nutzen, um ihre Marke zu stärken und das Bewusstsein dafür zu erhöhen. Durch die Möglichkeit, eigene Sticker zu gestalten, können Unternehmen ihre Corporate Identity und ihr Branding in den Vordergrund stellen und somit ihre Markenbekanntheit steigern. Die Tatsache, dass die Alben so einzigartig sind, macht sie zu einem interessanten Werbeinstrument auf Tagungen, Kongressen und Events, sodass Unternehmensinhalte und -werte spielerisch in Mitarbeiterjournalen, wie beispielsweise bei der Telekom, vermittelt werden können.

Bei Restrukturierungen kann unser Tool dazu beitragen, dass Abteilungsgrenzen überwunden werden und sich neue Teams schneller zusammenfinden, wie unter anderem die Cases bei Novo Nordisk, Beiersdorf oder Haufe bewiesen haben.

Auf welche Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung setzen Sie eigentlich in Ihrem eigenen Unternehmen?

Janek: Um unsere Angestelten, unsere STICKERSTARS zu binden und ein gutes Teamgefühl zu schaffen, setzen wir auf unser eigenes Produkt und nutzen es auch für Teambuilding-Maßnahmen. Bei Firmenfeiern wie dem zehnjährigen Jubiläum oder bei Weihnachtsfeiern können unsere Mitarbeitenden neue Gesichter, veränderte Abteilungsstrukturen sowie Projekt-Highlights „erkleben“ – während Corona fand das remote via Zoom statt, danach wieder physisch vor Ort.

Wir organisieren monatliche Teamevents im Office sowie Offsites, die ein- bis zweimal im Jahr stattfinden und das gesamte Team einbeziehen. Dabei setzen wir auf Teambuilding-Maßnahmen, die Spaß machen und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Beispiele dafür sind unsere Team-Winter-Olympiade zur Weihnachtsfeier oder das gemeinsamen Sporttreiben, etwa in der Start-up-Liga und beim Marathon- beziehungsweise Lauftraining.

Um die persönliche Entwicklung unserer Mitarbeitenden zu fördern, suchen wir das Gespräch mit jedem einzelnen und versuchen, passende Rollen zu finden. Gleichzeitig kommunizieren wir die strategische Entwicklung des Unternehmens einfach und wiederholt, um frühzeitig Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen. Darüber hinaus bieten wir weitere Corporate Benefits wie das Hybrid-Office, Mitarbeiterrabatte, eine Mitgliedschaft im Urban Sports Club sowie eine Zuzahlung zur betrieblichen Altersvorsorge an.

Welche Eigenschaften zeichnen Ihrer Meinung nach eine gute Führungskraft aus?

Janek: Eine gute Führungskraft zeichnet sich meiner Meinung nach durch die Fähigkeit aus, effektiv zu kommunizieren, indem sie auf eine offene, transparente und direkte Kommunikation setzt, um gemeinsame Erwartungen und Ziele zu definieren. Sie sollte im Alltag stets präsent und erreichbar sein, um den Mitarbeitenden den bestmöglichen Support zu bieten und ihre Anliegen zu unterstützen. Um die Bedürfnisse und Anforderungen der Angestellten zu verstehen, stellt eine gute Führungskraft gezielte Fragen und hört aktiv zu. Sie schätzt die Meinungen und Erfahrungen ihrer Mitarbeitenden und schafft eine Umgebung, die von gegenseitigem Verständnis und Anerkennung geprägt ist.

Neben der Fähigkeit, ein offenes und verantwortungsvolles Kommunikationsumfeld zu schaffen, sollte sie Verbindlichkeit und Verantwortung vorleben, eigene Fehler eingestehen und daraus lernen. Ebenso wichtig ist eigenes Engagement, um das Vertrauen der Mitarbeitenden zu gewinnen und das Team in die gewünschte Richtung zu lenken.

Auf welche Art der Führung setzen Sie?

Janek: Mein Ziel ist es, die besten Personen für eine Aufgabe oder Rolle zu finden und sie maximal zu befähigen. Danach haben sie jegliche Freiheiten, um ihre Ideen zu verwirklichen – wobei ich jederzeit für sie erreichbar bin, falls Unterstützung notwendig ist. Für mich ist es essenziell, Vertrauen in ausgewählte Personen zu setzen. Denn nur so entsteht eine offene und positive Zusammenarbeit.

Zur Leistungsoptimierung führen wir regelmäßige Sparrings, Ziel-Controllings und Performance-Reviews durch. Dabei werden klare KPI für jedes Führungslevel festgelegt, die alle ein bis vier Wochen überprüft werden. Auf Wunsch der Führungskraft kann dies auch spontan geschehen, um den bestmöglichen Support zu bieten.

Wie definieren Sie persönlich Innovation? Muss eine Innovation immer einen disruptiven Charakter haben oder können auch graduelle Veränderungen innovativen Charakter haben?

Janek: Innovation bedeutet für mich zunächst, ein Problem zu verstehen und Lösungen zu finden. Ist der Prozess erfolgreich, kann dies als Innovation bezeichnet werden. Eine Innovation kann sowohl etwas komplett Neues sein als auch eine Verbesserung von bestehenden Prozessen oder Produkten.

Ich glaube an den Ansatz der „atomic habits“ beziehungsweise des inkrementellen Wachstums, bei dem Veränderungen in kleinen Schritten kontinuierlich in die richtige Richtung vorangetrieben werden. Ziel ist es, jeden Tag um ein Prozent besser zu werden – sowohl persönlich als auch in allen unternehmerischen Bereichen.

Was zeichnet das Innovationsmanagement in Ihrem Unternehmen aus? Wie fördern Sie Innovationen?

Janek: Zu einem erfolgreichen Innovationsmanagement bei STICKERSTARS gehört die Schaffung einer Fehlerkultur, bei der wir den Ansatz „better done than perfect“ statt „never done but perfect“ verfolgen. Es geht darum, schneller zu handeln statt perfektionistisch zu sein.

Wir fördern ein Growth-Mindset, das agiles und lösungsorientiertes Denken und Handeln unterstützt. Deshalb haben wir vor drei Jahren Growth-Teams etabliert. Jeder unserer Geschäftsbereiche hat eigene Growth-Teams – bestehend aus drei bis zehn Personen mit verschiedenen, also heterogenen Fähigkeiten in IT, Design, Produktentwicklung, Marketing und mehr. Diese Teams treffen sich wöchentlich, um Probleme zu identifizieren und Lösungen in zweiwöchentlichen Sprints zu finden und umzusetzen.

Die Sprints erfolgen in vier Schritten:

  • Wir analysieren das Problem, um es zu verstehen.
  • Wir finden Lösungsideen durch gemeinsames Brainstorming zu Kernfragen des Problems.
  • Wir stellen Hypothesen auf, priorisieren diese und bauen Lösungen mit einem Minimum-Viable-Product-Ansatz. Wir suchen die kleinste machbare Lösung und testen ihre Effizienz, statt unnötig Zeit und Ressourcen in die Findung der besten Lösung zu stecken.
  • Wir testen, um festzustellen, ob die neue Minimum-Viable-Product-Lösung funktioniert. Wenn sie funktioniert, bauen wir darauf auf und testen schrittweise bessere Lösungen, bis wir die optimale Lösung erreichen.
02.05.2023    Madeline Sieland
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