Mann steht vor Haus mit offener Tür
15.12.2021    Maria Zeitler
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Die Idee, dass Balkone ganze Straßenzüge aufwerten können, gefällt Frederik Steinebach. Dinge optimieren, ungenutzte Potenziale heben – das begeistert ihn. Mit R.A.B.S. Balkonbau kann er dieser Leidenschaft auch beruflich nachgehen; 2019 hat Steinebach das Unternehmen vom Gründer Thomas Zengerling erworben. 

Gemeinsam mit seinem Mitgründer hatte Zen­gerling das Unternehmen 1994 in Anrode im Norden Thüringens aufgebaut. Als ursprünglicher Schwei­ßerfachbetrieb für Druckbehälter und Rohrleitungen begann das Unternehmen irgendwann auch damit, Komponenten für Balkone herzustellen. „Wir haben die Rahmen zugeschnitten und geschweißt. Doch weil damals eine große Nachfrage bestand – vor allem durch den Sanierungsstau in den neuen Bun­desländern –, haben wir die R.A.B.S. Balkonbau GmbH gegründet, eigene Systeme bis zur Marktreife entwickelt und vertrieben“, sagt Zengerling. 

Vom Abriss über Gründungsarbeiten bis hin zum fertigen Balkon übernimmt das Unternehmen bis heute alle Arbeitsschritte. Jährlich werden rund 2.500 Aluminiumbalkone bundesweit unter anderem für Wohnungsbaugesellschaften sowie Immobilienunternehmen hergestellt und montiert.

Alles auf einer Plattform

Weil sein Mitgründer nicht mehr aktiv war und sich sein Sohn beruflich anders orientiert hatte, begann Zengerling also 2019, über das Thema Unternehmensnachfolge nachzudenken. „Für mich war das gedanklich ein Prozess, der längere Zeit in Anspruch nehmen kann. Deshalb wollte ich früh genug anfangen, mich damit zu beschäftigen.“ 

Genau der richtige Ansatz, findet Robert Hannig, mit dem Zengerling über seinen Steuerberater in ­Kontakt kam. Hannig berät und begleitet seit rund 20 ­Jahren Käufer und Verkäufer bei Unternehmensverkauf und -übergabe. Er besuchte das Unternehmen, verfasste ein Exposé und inserierte in der Unternehmensbörse von DUB.de. „Für mich als Unternehmensberater mit dem Schwerpunkt Nachfolgeberatung und -regelung bei KMU ist DUB.de die ideale Plattform, weil ich online in Deutschland oder der Schweiz und ergänzend in der Beilage im ,Handelsblatt‘ gezielt Nachfolgeinteressenten ansprechen kann“, sagt er. 

Der Start: „Ein kleines Praktikum“ bei R.A.B.S. Balkonbau

Und Nachfolgeinteressierte fanden sich auch schnell. Einer von ihnen war Steinebach, der seit 2018 auf der Suche nach einem Betrieb zur Übernahme war. Ein gewachsenes Unternehmen mit rund 60 Mitarbeitenden und einem großen Marktanteil – das sprach ihn an. Einige Telefonate und E-Mails später kam er im Juli 2019 erstmals zu R.A.B.S. Balkonbau – „zu einem kleinen Praktikum“, wie er sagt. „Ich habe mir vor Ort eine Woche lang alles angeschaut, um nicht eine Entscheidung zu treffen und dann zu sagen: ‚Ich hatte ja nur die Zahlen gesehen.‘ Für mich war es wichtig, dass ich mich damit identifizieren kann, was das Tagesgeschäft bedeutet“, sagt Steinebach. Und das konnte er. 

Für Zengerling passte es ebenso: „Von drei Inte­ressenten war Herr Steinebach der erste, bei dem die Chemie sofort stimmte. Das persönlich gute Verhältnis war für mich wichtig bei der Übergabe“, sagt Zengerling. Und für Steinebach passte ein weiteres für ihn wichtiges Kriterium: „Mit dem Produk­tionsleiter und dem technischen Leiter gibt es eine zweite Führungsebene. Ich habe gezielt nach so einem Unternehmen gesucht. Denn so liegt das Tagesgeschäft in sicheren Händen, und mir bleibt die Zeit, mir Gedanken um Strategie, Optimierung und Weiterentwicklung zu machen.“

Gut organisiert, besser übergeben

Nach dem Besuch folgte schon am 10. September 2019 der Notartermin. Auch für Berater Hannig, der in den vergangenen zehn Jahren rund 30 Transaktionen begleitet hat, war das überdurchschnittlich schnell. Dafür sieht er gleich mehrere Gründe, die hilfreich für rasche erfolgreiche Übergaben sein können: Der Verkäufer hat alle benötigten Unterlagen zeitnah zur Verfügung gestellt, der Käufer hat die Finanzierung des Kaufpreises gut vorbereitet, und beide Seiten haben sich fundiert, aber schnell entschieden.

„Zudem sind sie meiner Empfehlung bezüglich der Erstellung der Verträge durch einen sehr versierten Notar gefolgt. Das allein hat sicher zwei Monate Zeit und den Beteiligten viel Geld gespart“, sagt Hannig. Vom ersten Kontakt bis zum Notartermin dauert es im Schnitt ein Jahr; in diesem Fall waren es sechs Monate. Für Steinebach trugen auch das durch Hannig sehr gut ausgearbeitete Exposé und die schnell verfügbaren Dokumente, die sich damit deckten, dazu bei, dass alles reibungslos ablief. 

Noch immer sind beide überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und die Chemie stimmt weiter, sagt der neue Geschäftsführer Steinebach: „Herr Zengerling war noch über ein Jahr mit mir zusammen im Betrieb, um eine gute Übergabe zu gewährleisten. Das ist einfach besser, als wenn Tag X kommt, an dem ein unbekannter Neuer übernimmt – auch für die Mitarbeitenden. Das hat mir einen Vertrauensvorschuss bei ihnen verschafft.“

Zengerling bestätigt das: „Ich wurde immer wieder von Mitarbeitenden angesprochen und konnte ihnen Zukunftsängste nehmen und glaubhaft versichern, dass sie eine Perspektive im Unternehmen haben.“ Eine Transformation führt Steinebach daher behutsam und unter Einbindung der Belegschaft durch: „Veränderungen sorgen bei vielen erst einmal für ein schlechtes Gefühl. Aber wenn man vermitteln kann, dass anders auch besser ist und nicht schlechter, kann man Mitarbeitende mitnehmen.“

15.12.2021    Maria Zeitler
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