People Enablement hilft dabei, Fachkräfte zu binden
19.05.2022
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Jede beziehungsweise jeder dritte deutsche Arbeitnehmende plante im vergangenen Jahr einen Jobwechsel. Auffällig ist, dass Millennials besonders dazu neigen ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Ein Phänomen, dass nicht nur hierzulande auftritt. Weltweit hinterlässt die sogenannte Great Resignation ihre Spuren. US-Amerikanische Unternehmen beklagten 2020 über 4,5 Millionen Kündigungen. In Indien und China verstärkt die Kündigungswelle laut Kununu das Problem des enormen Fachkräftemangels bereits.

Millennials stellen hohe Anforderungen

Der englische Begriff Great Resignation beschreibt die Wurzel des Problems gut. Es zeigt sich, dass Millennials hohe Anforderungen an ihren Arbeitgeber stellen. Sie legen viel Wert darauf, dass ihre Arbeit Mehrwert stiftet und sinnhaft ist – für sich selbst und für die Gesellschaft. Sie wollen sich weiterentwickeln und nicht ewig auf ein und derselben Position verharren.

Für viele unter ihnen ist es frustrierend, das Gefühl zu haben, dass ihre Arbeit verpufft, ihre Leistung nicht wertgeschätzt wird und dass sie selbst keinen sinnstiftenden Beitrag in dieser Welt leisten. Ebenso frustrierend ist es in der beruflichen und persönlichen Entwicklung zu stagnieren. Abwechslung und vielfältige Aufgaben im Berufsleben sind von enormer Wichtigkeit.

Ein Mensch verbringt 80.000 Stunden seines Lebens mit seiner Arbeit. Hoch qualifizierte Menschen können sich aussuchen, für welches Unternehmen mit welcher Mission sie so viel ihrer Zeit aufwenden wollen. Der Fachkräftemangel ist daher aktuell in aller Munde. Und da sie die größte Gruppe am Arbeitsmarkt bilden, müssen sich Unternehmen dringender denn je die Frage stellen, wie sie den Werten und Wünschen der Millennials gerecht werden.

People Enablement statt ständig neues Personal zu suchen

Unternehmerisch sinnvoller als permanent nach neuen Talenten Ausschau halten zu müssen ist das People Enablement. Es dürfte schwierig sein, eine direkte Übersetzung auf Deutsch zu finden. People Enablement bedeutet so viel wie die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu befähigen produktiver am Arbeitsplatz zu werden und sich permanent weiterzuentwickeln.

Der Weg dahin ist allerdings noch weit: Laut Gallup sind aktuell weltweit nur 15 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wirklich motiviert bei der Sache. Das Verbesserungspotenzial ist immens. Doch wo kann man ansetzen, um die Arbeit umzugestalten? Dazu lassen sich vier zentrale Faktoren definieren.

Faktor 1: OKR

OKRs – also Objectives & Key Results – sind ein Instrument, um Mitarbeitende nicht im Regen stehen zu lassen, sondern ihnen die erforderliche Orientierung zu geben, um erfolgreiche Arbeit zu leisten. Nur wenn jede und jeder Einzelne weiß, wie sie zum Erfolg eines Unternehmens beitragen, können sie eigenständig und gemeinsam mit anderen Teammitgliedern Wege finden, um diese Ziele zu erreichen. OKRs sorgen dabei für Transparenz – sowohl was die übergeordnete Unternehmensstrategie betrifft, als auch in der Zusammenarbeit zwischen Managern und Teammitgliedern.

Faktor 2: Feedback

Der Erfolg von OKRs – und ob diese dem Einzelnen helfen – ist abhängig von einer konstruktiven Feedbackkultur. Dann sorgen Ziele dafür, dass wir voneinander lernen und uns weiterentwickeln. Der Teammanager wird mehr als Coach und Sparringpartner angesehen anstatt nur als Vorgesetzter.

Wir erinnern uns: Viele Millennials wollen sich weiterentwickeln. Sie sind dankbar, wenn sie dabei unterstützt werden. Beim Feedback geht es daher um inhaltliche Hilfe, nicht um negative Kritik.

Faktor 3: Learning

Um neue Ziele zu erreichen, müssen Mitarbeitende die Möglichkeit haben zu lernen. Die wenigsten von uns werden ihr gesamtes Arbeitsleben auf einer Position in einer Branche verbringen. Neugierde und Kreativität sind daher unentbehrlich.

Allerdings müssen Führungskräfte ihre Angestellten dabei unterstützen, sich zu entwickeln. Dabei helfen Tutorials, Mentoring-Sessions, Workshops und digitale Lernmaterialien, die nicht nur in der Theorie existieren, sondern aktiv an einzelne Mitarbeitende herangetragen werden – und die sich individuell an den Fortschritt eines jeden Einzelnen anpassen.

Faktor 4: Engagement

Was bedeutet es schlussendlich motiviert zu sein? Es heißt, dass jede und jeder Einzelne kreativ nach Lösungen für Herausforderungen sucht und seine Ziele erreichen möchte. Wenn Mitarbeitende hinter dem stehen, was sie machen, merken, dass sie erfolgreich sind, sowie wenn sie Bestätigung durch das, was sie machen, fühlen, sind sie motiviert.

People Enablement beruht daher nicht auf dem parallelen Ablaufen mehrerer Prozesse. Unternehmen die ihre Angestellten erfolgreich binden und weiterentwickeln, schaffen ein holistisches Zusammenspiel der diskutierten Faktoren.

Zur Person

Jenny von Podewils, Gründerin von Leapsome

Jenny von Podewils

ist Mitgründerin und Co-CEO der People-Enablement-Plattform Leapsome. Sie ist Alumna der Universitäten St. Gallen und Oxford sowie der Singularity University. Zuvor arbeitete sie beim Technologie-Unternehmen Younicos im Bereich Business Development & Sales. Sie war zudem beim Zeitverlag Gerd Bucerius als Referentin der Geschäftsführung tätig

Zur Person

Kajetan von Armansperg, Gründer von Leapsome

Kajetan von Armansperg

ist Mitgründer und Co-CEO von Leapsome. Er studierte Volkswirtschaftslehre und Management in Mannheim und Paris. Vor der Leapsome-Gründung verantwortete er beim Scale-up Funding Circle den Bereich Product

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19.05.2022
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