10.04.2020    Jana Janßen
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VW, Beiersdorf oder Eterna – dies sind nur einige der Unternehmen, die ihre Produktion jetzt umgestellt haben und Schutzmasken, Teile für Beatmungsgeräte oder Desinfektionsmittel statt Oberhemden, Autos oder Parfüm produzieren. Ein wichtiges Zeichen der Solidarität für die Gesellschaft, denn der Bedarf an Medizinprodukten ist derzeit groß. Indem sie freie Kapazitäten zur Verfügung stellen, können Unternehmen zeigen, dass sie in der Krise Verantwortung übernehmen. Dies sendet auch eine wichtige Botschaft an ihre Belegschaft, die statt in Kurzarbeit zu gehen, dazu beiträgt, das Corona-Virus einzudämmen. Das stärkt die Bindung an den Arbeitgeber.

Besondere Anforderungen

Aber nicht jedes Unternehmen kann einfach umrüsten. Vor allem bei Medizinprodukten wie Beatmungsgeräten gelten strenge Vorschriften für die Produktion. Um den großen Bedarf durch schnelle Produktion decken zu können, hat die EU einige Regeln gelockert – so kann auf die CE-Kennzeichnung, die Medizinprodukte für die Zulassung benötigen, vorerst verzichtet werden. Das darf jedoch nicht dazu führen, dass Richtlinien, die für die Sicherheit des Produkts erforderlich sind, missachtet werden. Darum müssen Autohersteller wie VW, die mit  3D-Druckern Teile für Beatmungsgeräte herstellen wollen, die Anforderungen genau prüfen und stehen dazu in engem Kontakt mit Regierung, Behörden und Verbänden.

Einen Schritt weiter ist der britische Staubsaugerhersteller Dyson: In nur zehn Tagen entwickelte das Unternehmen im Auftrag von Premierminister Boris Johnson ein Beatmungsgerät, das speziell auf Covid-19-Patienten ausgerichtet ist. Laut Medienberichten wurden bereits 10.000 Geräte von der  Regierung bestellt. 5.000 Stück sollen verschenkt werden, 1.000 davon an britische, der Rest an Krankenhäuser in der ganzen Welt.

25.000 Schutzmasken pro Tag

Geringere Hürden bestehen bei Mundschutz und Schutzanzügen. „Für die Produktion eines Mundschutzes braucht es nur Nähmaschinen und Fingerfertigkeit, unsere Produktion umzustellen war keine große Herausforderung. Ein Hemd ist deutlich schwieriger zu konfektionieren“, sagt Henning Gerbaulet, Geschäftsführer von Eterna. Der Modehersteller stellte auf Nachfrage der slowakischen Regierung Nähkapazitäten zur Verfügung und produziert bis zu 25.000 Masken pro Tag. Zudem prüft Eterna  den Aufbau einer automatisierten Fertigung von Schutzanzügen am Firmenstandort Passau, um noch mehr Hilfsgüter zur Verfügung stellen zu können.

Umdenken nötig

Die Krise stellt Unternehmen vor besondere Herausforderungen, einige meistern sie kreativ und tragen  dazu bei, die Verbreitung des Virus zu bremsen. Eterna-Chef Gerbaulet: „Wir sollten die notwendigen Lehren ziehen und wieder eine eigene Grundversorgung für Medizin, Medizintechnik und Schutzausrüstung in Europa aufbauen.“

10.04.2020    Jana Janßen
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