Die Stimmung bei deutschen Unternehmern ist mehr als angespannt. Alle Betriebe aus der Hotel- und Gaststättenbranche mussten ihre Geschäfte vorübergehend schließen. Auch Unternehmen aus dem Tourismusbereich und dem stationären Einzelhandel erzielen keine Umsätze mehr. Zwar haben bis Ende März 2020 insgesamt 470.000 Unternehmen Kurzarbeit angemeldet – das ist etwa jeder siebte Betrieb – um Mitarbeiter nicht entlassen zu müssen. Auch andere Soforthilfen wurden beantragt. Doch all diese Maßnahmen können vielfach die Insolvenz wohl nur abmildern oder hinauszögern, aber nicht abwenden.
Jeder fünfte Entscheider fürchtet Insolvenz
Mit 18 Prozent fürchtet etwa jeder fünfte Manager die Insolvenz seines Betriebs. Nur 75 Prozent, also genau drei Viertel, halten dies für unwahrscheinlich. Das ergab die jüngste Umfrage der Data & Analytics Group unter 529 Unternehmensentscheidern. Die Umfrage wurde vom 19. bis 25. März online durchgeführt.
Große Sorge um Arbeitsplatz
Noch größer als die Angst vor der Insolvenz ihres Unternehmens ist bei Entscheidern die Befürchtung, den Arbeitsplatz zu verlieren: 34 Prozent machen sich Sorgen um ihren Job. Dabei sind die Sorgen umso größer, je kleiner das Unternehmen ist. Bei Betrieben mit einem Umsatz von unter einer Million Euro sind 40 Prozent der Unternehmensentscheider – Manager und Geschäftsführer – in Sorge um ihren Arbeitsplatz, bei Betrieben mit einem Umsatz zwischen einer und zehn Millionen Euro sorgen sich immerhin noch 36 Prozent.
Aktuelle Auswirkungen von Corona
Viele der Befragten glauben, dass sich ihre Mitarbeiter noch größere Sorgen um ihren Job machen müssten als sie. So glaubt laut der YouGov-Umfrage sogar jeder zweite Manager, dass die Kolleginnen und Kollegen um ihren Arbeitsplatz fürchten. Überhaupt scheint die Unsicherheit unter den Mitarbeitern die schlimmste Folge, die das Coronavirus auf Unternehmen hat. Gefragt nach den bereits eingetretenen Folgen der aktuellen Krise geben 60 Prozent der Entscheider die Angst vor Jobverlust oder anderen Einschränkungen an.
53 Prozent klagen über ausgefallene Geschäftsreisen oder Veranstaltungen als negative Folge der Krise – und 47 Prozent der Unternehmer haben schon heute sinkende Umsätze zu beklagen. Weitere Folgen seien eine größere Beachtung von Hygienemaßnahmen am Arbeitsplatz und das Arbeiten im Homeoffice ( jeweils 45 Prozent), ergriffene Vorsichtsmaßnahmen für eventuellen Mitarbeiterausfall (38 Prozent) sowie unterbrochene Lieferketten (25 Prozent).
Frauen bangen mehr als Männer um den sozialen Status
Dass die Einschätzung von Entscheidern bezüglich der Angst der Mitarbeiter richtig ist, belegt eine andere Erhebung: Laut einer Civey-Umfrage fürchtet sich jeder dritte Befragte vor einem sozialen Abstieg infolge der Corona-Pandemie. Vor allem Frauen seien unsicher, sie fürchten zu 40 Prozent um ihren Status, unter den befragten Männern sind es 32 Prozent.
Steigende Zahl von Arbeitslosen
Tatsächlich ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland bereits gestiegen: Im März 2020 waren in der Bundesrepublik 2,335 Millionen Personen arbeitslos gemeldet und damit 34.000 mehr als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mit. Allerdings stammten diese Zahlen vom 12. März 2020, die Verschärfungen durch die Coronakrise seien darin noch gar nicht berücksichtigt, sagt BA-Chef Detlef Scheele. Die nächste Arbeitslosenstatistik wird am 30. April bekannt gegeben – dann wird sich zeigen, wie sehr Angst und Realität bezüglich der Arbeitsplätze übereinstimmen.