13.09.2022    Holger Reher
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Zur Person

Reinhild Fürstenberg

Gründerin, Geschäftsführerin und Gesellschafterin des Fürstenberg Instituts. Die diplomierte Gesundheitswissenschaftlerin, Familientherapeutin und systemische Beraterin gründete 1989 gemeinsam mit ihrem Mann, Werner Fürstenberg, das gleichnamige Institut.

Wie hat sich Ihr Business in den letzten Monaten entwickelt? Gibt es ein besonderes Learning aus der Corona-Krise für Ihr Unternehmen?

Reinhild Fürstenberg: Wir bemerken eine ganz klare Veränderung: Aufgrund der Corona-Pandemie, der aktuellen Krisen und der persönlichen Herausforderungen der Menschen haben wir bundesweit einen sehr hohen Anstieg an Beratungen und auch eine noch nie da gewesene Nachfrage neuer Kundenunternehmen. Die mentalen Belastungen von Mitarbeitenden haben in den letzten beiden Jahren einfach stark zugenommen. Erfreulicherweise beobachten wir eine immer größere Offenheit, sich mit mentalen Belastungen auseinanderzusetzen – was auch dringend von Nöten ist. Gerade jetzt sollten wir uns gut darum kümmern, uns mental stabil aufzustellen, denn das ist die Grundlage für ein gutes Leben auch in herausfordernden Zeiten. Unser Learning ist: Mentale Gesundheit darf noch stärker in den Fokus unserer Arbeit zu rücken.

Was ist das Erfolgsrezept für Ihr Business, der Motor für Wachstum?

Fürstenberg: Das Erfolgsrezept ist unser System: Führungskräfte, Mitarbeitende und ihre Angehörigen können niedrigschwellig, zu jeder Zeit und mit allen Fragestellungen – ob gesundheitlicher, privater oder beruflicher Natur – zu uns kommen. So oft sie mögen und in unterschiedlichsten Sprachen, nicht nur in Deutschland, sondern auch an Standorten in anderen Ländern. Und das unabhängig vom Gesundheitssystem, weil es pauschal über die Unternehmen finanziert wird. Wir bieten konkrete Lösungen für Probleme an und arbeiten sehr eng und vertrauensvoll mit unseren Kundenunternehmen zusammen. Schnelle Hilfe bei psychischen Belastungen ist in Deutschland immer noch schwer zu bekommen. Deshalb setzen wir genau da an.

Wie bleiben Sie als Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie als Management, um das zu fördern?

Fürstenberg: Unsere Arbeitskultur im Sinne von Best Work ständig zu verbessern, gehört mit zu unseren Tätigkeiten und steht regelmäßig auf unserer Agenda. Wir reflektieren uns, unsere Arbeit, unsere Entwicklungen. Wir schauen kontinuierlich, was wir verbessern können – in Management-Meetings und auch Arbeitsgruppen innerhalb der Belegschaft. Die Belange unserer Angestellten liegen uns am Herzen. Neben der Arbeit im Home Office ist es mir wichtig, dass wir uns regelmäßig sehen und uns persönlich austauschen – das stärkt die Bindung untereinander und auch zum Unternehmen.

Was ist die größte Stärke der Company? Was zeichnet Sie aus? Trauen Sie sich eine Schwäche preiszugeben?

Fürstenberg: Unsere größte Stärke sind unsere Mitarbeitenden, ihr Engagement, ihre Begeisterung und Motivation. Wir haben eine hohe Identifikation der Belegschaft mit dem Institut und vor allem unseren – wichtigen und sehr aktuellen – Themen. Unsere Kollegen stehen hinter dem Unternehmen, tragen entscheidend zum Erfolg bei und transportieren dieses Gefühl auch nach außen.

Unsere Schwäche sind im Moment noch einzelne unserer internen Systeme, die wir manchmal gar nicht so schnell weiterentwickeln und anpassen können, wie wir wachsen.

In wenigen Worten: Was tun Sie, um den digitalen Anschluss nicht zu verpassen?

Fürstenberg: Wir stellen das Thema Digitalisierung gerade komplett in den Fokus und hinterfragen uns immer wieder in unserer täglichen Arbeit. Wir sind auch in regelmäßigem Austausch mit unseren Kundenunternehmen und nehmen deren Wünsche diesbezüglich sehr ernst. Zusätzlich qualifizieren wir unsere Mitarbeiter*innen im technischen Bereich und haben eine eigene Abteilung aufgebaut, die sich um alles Digitale kümmert und den Markt im Auge behält.

Was macht Ihr Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?

Fürstenberg: Wir gehen mit unseren Ansprechpartnern regelmäßig in den persönlichen Austausch, wir lernen voneinander und das stärkt das Miteinander und die Zusammenarbeit. Außerdem erfahren wir dadurch, wo unsere Kunden stehen, was sie beschäftigt und von uns brauchen. Unsere Weiterentwicklungen im Institut basieren immer auf Kundenbedarfen. Die Mitarbeitenden unserer Kundenunternehmen bekommen bei uns immer zügig, direkt und streng vertraulich Unterstützung in allen Lebenslagen, das hilft gleichzeitig ihnen und natürlich auch den Unternehmen. Zudem haben wir aufgrund unserer 30jährigen Firmengeschichte ein hohes Maß an Expertise. Wir kennen uns mit dem Lösen von mentalen Problemen und auch von Krisen gut aus. Infolge der letzten zwei Jahre haben wir uns außerdem noch flexibler auf globale Krisen und die Auswirkungen auf Menschen eingestellt – das findet bei unseren Kundenunternehmen hohen Anklang.

Was ist ihr Erfolgsfaktor, um Neugeschäft zu gewinnen?

Fürstenberg: Die meisten Neukunden gewinnen wir über persönliche Empfehlungen. Wir haben für Neukunden sehr relevante und hoch aktuelle Themen, denn mentale Gesundheit ist Voraussetzung für gutes Arbeiten, unternehmerische Erfolge und nicht zuletzt für niedrige Krankenstände. Wir bedienen unsere Kunden auf allen drei Ebenen: Organisation, Führungskräfte und Mitarbeitende. Wenn Unternehmen verstehen, dass es gut und wichtig ist, in ihre Mitarbeiteten und deren Gesundheit zu investieren, bekommen Sie dafür ein Vielfaches zurück und das zahlt sich am Ende für alle aus.

Was tun Sie, um den Service zu verbessern?

Fürstenberg: Wir führen regelmäßig Kundenzufriedenheitsbefragungen durch und werten das Feedback aus. Nach den Beratungen bekommen wir zudem Feedback über die Zufriedenheit der Klienten. Wir haben auch ein Reklamationsmanagement, aus dem wir Verbesserungen ableiten und Prozesse anpassen und optimieren.

Nennen Sie ein konkretes Beispiel wie Ihr Unternehmen Service lebt.

Fürstenberg: Besonders viel Dankbarkeit und positives Feedback unserer Ansprechpartner haben wir zu Beginn des Ukraine-Krieges bekommen. Von einem Tag auf den anderen hatten wir sehr viele Anfragen von Kundenunternehmen, die Unterstützung für verzweifelte Mitarbeitende brauchten. Aus ganz unterschiedlichen Gründen: Einige waren direkt von den Auswirkungen des Krieges betroffen, andere hatten starke Zukunftsängste und sorgten sich sehr, viele konnten sich gar nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren. Wir haben dann gemeinsam mit allen Abteilungen in absoluter Kürze Unterstützungsangebote auf die Beine gestellt. In Form von Austauschgruppen, Webinaren, zusätzlichen, ukrainisch und russisch sprechenden Beratern, Newslettern und Infomaterial zum Einstellen in das Intranet unserer Kundenunternehmen. Alle haben an einem Strang gezogen – das war ein tolles Gefühl!

Was tun Sie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren?

Fürstenberg: Wir haben die klassischen Angebote von Home Office bis Jobrad, aber auch Maßnahmen, die noch nicht überall üblich sind, wie zum Beispiel unsere Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung bei mentalen Belastungen und unseren Work-Life-Service zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, die natürlich auch intern genutzt werden können. Wir führen in regelmäßigen Abständen eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen durch, in der auch Feedbacks zu unserer Kultur abgefragt werden und leiten daraus gestaltende Maßnahmen ab. Die Fürstenberg-Treffen mit unserer ganzen Belegschaft sind immer ein Highlight, einmal haben wir eine gemeinsame Schiffsreise nach Oslo gemacht, darüber wird noch heute gern gesprochen.

Stolz sind wir auf unser Onboarding, das bei jedem neuen Mitarbeitenden sehr gut ankommt. Man durchläuft dort nicht nur die Abteilungen und lernt das Fürstenberg Institut mit all seinen Facetten kennen, man geht auch mit allen Führungskräften in den Austausch – inklusive mir. Das stößt auf echte Begeisterung und wird sehr geschätzt.

13.09.2022    Holger Reher
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