Sei erfahren. Sei sexuell. Sei unschuldig. Sei schmutzig. Sei jungfräulich. Sei sexy. – es sind widersprüchliche Anforderungen denen Frauen auch im 21. Jahrhundert noch ausgesetzt sind. In dem viralen Video „Be a lady they said“ spricht Schauspielerin und Politikerin Cynthia Nixon diese Unverhältnismäßigkeit an – aggressiv und polarisierend.
Das Werbevideo wurde für das Magazin „Girls Girls Girls“ produziert, dessen Text ursprünglich die 22-jährigen Studentin an der Universität von Vermont Camille Rainville im Dezember 2017 auf ihrem Blog writingsofafurioswoman veröffentlichte. Wie relevant das Thema ist, zeigen die Zugriffszahlen: Auf der Videoplattform Vimeo wurde es bisher rund 8,4 Millionen mal geklickt.
Im beruflichen Umfeld stellt sich die Situation von Frauen vielfach nicht anders dar: Sei tough. Sei freundlich. Sei empathisch, aber nicht emotional. Frauen werden gerne in Führungsrollen gesehen – doch dabei stets mit bestimmten Erwartungshaltungen konfrontiert.
Ein Beispiel: 2019 erregte der russische Aluminumhersteller Taprot für Aufsehen, als das Unternehmen die Mitarbeiterinnen aufrief in Kleidern und Röcken zur Arbeit zu erscheinen. Im Gegenzug gab es mehr Gehalt. Der Sprecher Taprots zeigte sich über die weltweite Kritik erstaunt: „Wir wollten unseren Arbeitstag etwas aufhellen. Unser Team besteht zu 70 Prozent aus Männern. Diese Art von Kampagnen helfen uns abzuschalten. Es ist eine großartige Möglichkeit das Team zu vereinen.“
Frauen in der Digitalwirtschaft
Doch es sind nicht nur extreme Beispiele wie dieses. Frauen sind in der Digitalwirtschaft stark unterrepräsentiert. Nur ein Drittel aller Informatik-Studierenden sind weiblich. Lediglich 40 Prozent der Gründer sind Frauen. Eine Erklärung: Es fehlt an Vorbildern. Und wenn Frauen Leadership-Positionen besetzen, stehen sie meist unter Beobachtung.
Einer Studie von Vodafon zufolge spielt die öffentliche Wahrnehmung von Unternehmerinnen eine wichtige Rolle: Fast drei Viertel der Gründerinnen gaben an, dass sie sich im Gegensatz zu männlichen Gründern in der Medienwelt oft auf ihr Frau-Sein reduziert fühlen.
Das kennt auch Tijen Onaran. Die Gründerin des Unternehmens Global Digital Women, einer Plattform für weibliche Köpfe der Digitalbranche, engagiert sich für die Vernetzung und Sichtbarkeit von Frauen auf ihrem Karriereweg. Sie berät zudem Unternehmen in Diversitätsfragen.