Fehlerkultur nach dem Trial-and-Error-Prinzip

Udo Wedler: Die digitale Erfassung und Analyse unserer potenziellen Investoren beziehungsweise Investoren. Das genaue Verständnis, wann, wer, welche Information von uns mit welcher Intensität nutzt sowie das Auswerten dieser Daten und die gezielte Priorisierung für die weitere digitale oder persönliche Ansprache sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Wedler: Wir haben in 2019 entschieden, unserem Leiter Marketing für die Digitalisierung unseres Unternehmens Freiräume einzuräumen. Im Frühjahr 2020 haben wir ihn dann von 80 Prozent seiner bestehenden Aufgaben freigestellt, um unsere Digitalisierungsstrategie schneller und gezielter umzusetzen. Ein Kernelement dabei war, nicht in unserer eigenen Branche nach Lösungen zu suchen, sondern in führenden Digitalisierungsbranchen Maßnahmen zu finden, die wir auch in unserem Business umsetzen können.

Wedler: Digitalisierung ist in unserem Unternehmen mittlerweile der wichtigste und treibende Faktor. Wir haben Dinge umgesetzt, bei denen wir vor Jahren noch felsenfest überzeugt waren, dass dies in unserer Branchen nicht funktioniert. Durch die Vernetzung fast aller Daten-Systeme können wir von der Vorbereitung, über die Maßnahme, bis zur Nachbearbeitung alle Schritte verfolgen. Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten täglich Informationen, welcher Kunde wo und in welcher Form aktiv war und können durch die Analyse mit dem Customer Relationship Management entscheiden, ob er potenzielle Investoren beziehungsweise einen Investor generell persönlich anspricht. Dadurch kontaktieren wir Investoren gezielt mit dem richtigen Medium. Sales entscheidet nicht mehr rein aus der Erfahrung der letzten Gespräche über die Kundenpriorisierung, oder aus dem Bauch heraus, sondern bekommt hilfreiche Informationen, welcher potenzielle Investoren beziehungsweise Investoren sich gerade mit welchem unserer Themen auseinandersetzen. Sales erhält somit eine digitale Analyse, um zu entscheiden, ob es heute Sinn macht bei diesem Investor den Hörer in die Hand zu nehmen und wenn ja, zu welchem Thema das Gespräch erfolgen soll.

Wedler: Wir haben in den letzten zwei Jahren vor allem im Bereich Marketing investiert. Und hier vor allem, um unsere digitalen Formate wie Kundenkampagnen weiter auszubauen und zu pflegen. Unsere Mitarbeitenden suchen wir zumeist über Social-Media-Plattformen. Hier wollen wir auch verstärkt mit anderen Freiburger Unternehmen regional zusammenarbeiten.

Wedler: Zum einen hat unsere Firma den digitalen Wandel angenommen. Damit bieten wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spannende zukunftsorientierte Aufgaben. In diesem Feld ist nicht mehr die jahrelange reine Erfahrung wichtig, sondern modernes Arbeiten mit zeitgemäßen Medien und Instrumenten. Gleichzeitig werden viele junge Talente im Umgang mit multimedialer Ansprache und Arbeiten gefordert. In Kombination mit der Erfahrung langjähriger Mitarbeitenden können junge Kolleginnen und Kollegen sehr viel schneller Verantwortung im Team übernehmen. Zweitens haben wir eine bewusste Fehlerkultur. Try and Error ist gewünschtt. Kein Mitarbeiter muss Angst vor Fehlern haben, denn wir alle können aus diesen lernen. Und drittens haben wir unser Team in den letzten Jahren deutlich verjüngt und wesentlich mehr Frauen an Bord. Dies hat die Blickwinkel auf die Aufgabenstellung deutlich erweitert. Jüngere Menschen haben eine modernere Einstellung zur Arbeitswelt.

Wedler: Digitale Arbeitsmedien, die Möglichkeit, immer wieder auch im Homeoffice zu arbeiten, Angebote zu Fitness- und Gesundheitsprogrammen, Job-Ticket & Job-Rad sowie das gemeinsame Erarbeiten einer Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens sind wichtige Antworten auf eine neue Arbeitswelt. Neben diesen Aspekten spielt die persönliche Weiterbildung eine wichtige Rolle. Dabei ist unser Blick nicht auf die rein fachliche Weiterbildung beschränkt. Grundsätzlich gilt, was den Mitarbeitenden als Mensch weiterbringt, bringt auch die Firma weiter. Dementsprechend unterstützen wir auch soziale Projekte oder persönlichkeitsbildende Maßnahmen.

Wedler: Wir haben mit dem Lockdown im März 2020 unsere Digitalstrategie 2025 konsequent nach vorn gebracht. Das hat 2020 hohe Aufwendungen erfordert, aber bereits im Jahr 2021 erste Früchte getragen. Nicht nur finanziell machen sich die digitalen Schritte schnell bemerkbar, sondern führen bei unseren Kunden und vor allem bei unseren Mitarbeitenden zu einer positiven Aufbruchsstimmung. Im ersten Halbjahr 2022 wird die interne digitale Vernetzung mit der neuen Website erstmals auch extern geschaltet. Das ist ein weiterer großer Schritt in der digitalen Erfassung und Analyse unserer potenziellen Investoren. Im zweiten Halbjahr starten wir dann mit der Planung einer B-2-C-Digitalstrategie.