Frau sitzt am Laptop mit Pflanzen im Hintergrund
26.08.2020    Miriam Rönnau
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Die Lage des deutschen Mittelstands ist ernst: 65 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) geben an, dass ihre ­Einnahmen deutlich niedriger sind als im Vorjahr. In rund 23 Prozent der Unter­nehmen kam es bereits zu Entlassungen. Das zeigt der „Future of Business Survey“, ein Gemeinschaftsprojekt von Facebook, der Weltbank und der Organisation für wirtschaftliche Zusammen­­­ar­beit und Entwicklung (OECD).

In über 50 Ländern und Regionen wurden KMU nach ihren Erfahrungen in der Coronakrise und dem Bedarf an Unterstützung befragt. Deutlich wird auch, wie sehr soziale Medien KMU helfen, die Krise besser zu überstehen: Digitalisierte Unternehmen sind laut der Studie zuversichtlicher. Tino Krause, Country Director DACH bei Facebook, erklärt, welche Chancen die Digitalisierung für den deutschen Mittelstand in der Krise bietet und was Facebook für Unternehmer macht, um diese mit ins Morgen zu nehmen.

Zur Person

Portraitbild von Tino Krause

Tino Krause

leitet seit Februar 2019 als Country Director die Geschäftsentwicklung von Facebook in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Facebook hat zusammen mit der OECD und der Weltbank Daten über den Mittelstand in der Coronakrise erhoben. Wie schlägt sich der deutsche Mittelstand?

Tino Krause: Wir sehen, dass vor allem KMU, die ihre Online-Präsenz schon vor der Pandemie aufgebaut haben, besser durch die Krise kommen als Unternehmen, für die Digitalisierung noch komplettes Neuland ist. Aber die Zahl ist noch gering: Nur ein Drittel der Befragten erklärt, dass mindestens 25 Prozent ihrer Einnahmen über digitale Kanäle generiert werden konnten. Im europäischen Vergleich hat Deutschland Nachholbedarf: In Frankreich waren es 43 Prozent, in Großbritannien etwa die Hälfte. Unternehmer und Unternehmerinnen wie beispielsweise Laura Berg, Gründerin von KEKSZauber, bestätigen, welche wichtigen Möglichkeiten digitale Plattformen gerade in der Krise bieten, um mit bestehenden Kunden eng in Verbindung zu bleiben und um neue Zielgruppen zu erschließen.

Welcher Faktor ist aus Ihrer Sicht entscheidend für den Weg aus der Krise?

Krause: Eine Krise birgt enorm viel Innovationspotenzial. Das haben wir vor allem an den kreativen Lösungen von Unternehmen gesehen, welche die Ausrichtung ihres Geschäftsmodells quasi über Nacht angepasst haben. Ein Beispiel ist das Hamburger Unternehmen Brooklyn Soap Company, das Haut- und Pflegeprodukte für Männer herstellt und vertreibt. Das Produktangebot wurde in kürzester Zeit um Desinfektionsmittel erweitert und über die Facebook-Seite sowie Facebook-Shops kommuniziert und angeboten. Innerhalb einer Woche wurden fast 1.000 Käufe verzeichnet. Das verdeutlicht, wie wichtig und hilfreich digitale Kanäle für Unternehmen sind.

#WirliebenMittelstand

Das Angebot der Mittelstandskampagne im Überblick: 

  • Branchenspezifische virtuelle Trainings über die Herausforderungen und Chancen verschiedener von der Krise betroffener Branchen. Zu Gast sind Vertreter aus Politik und von Verbänden wie dem DEHOGA, der Handelskammer Berlin oder des Handelsverbands Deutschland (HDE). 
  • Individuelle Coachings für Kleinunternehmen bieten interessierten Unternehmern Möglichkeiten zum Austausch mit Marketingexperten. Die Teilnehmer können Fragen rund um den Einsatz von sozialen Medien und die Ausrichtung ihrer digitalen Unternehmensstrategie stellen.

Alle Informationen und Termine finden Sie hier.

Die Veranstaltungen werden auf der Facebook-Seite „Politik und Gesellschaft“ ausgestrahlt.

Es gibt Fördergelder in Höhe von 100 Millionen US-Dollar für mehr als 30.000 kleine und mittelständische Unternehmen in 30 Ländern: Das soll Unternehmern helfen, ihre laufenden Kosten zu decken und die Auswirkungen der Coronakrise abzumildern. Mehr Informationen zur Teilnahmeberechtigung und Bewerbung finden Sie hier.

Wie unterstützt Facebook Unternehmen in dieser schwierigen Zeit?

Krause: Wir sehen, dass jedes Unternehmen und jede Branche anders getroffen ist und passgenaue Lösungen benötigt. Wir wollen genau hier ansetzen und bis zum Jahresende 10.000 Unternehmer und Unternehmerinnen in Deutschland unter dem Motto #WirliebenMittelstand digital fit machen. Vor allem haben wir Bedarf in den Branchen Reise, Gastronomie und Handel ausgemacht, für die wir spezifische Trainings anbieten. Zudem bieten wir in unserer Serie „Digital Durchstarten“ jeden Dienstag Unternehmen aus diesen drei Branchen Live-Coachings an. In diesen gehen unsere Marketingexperten auf die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen ein und stellen Lösungen vor. Das Format bietet Interessierten die Möglichkeit, die Serie mitzuverfolgen und von praktischen Problemstellungen und Lösungsansätzen zu lernen.

Sie wollen 10.000 KMU digital fit machen. Was genau bedeutet das? Gilt das nur in Bezug auf die Plattformen von Facebook?

Krause:  Die Krise unterstreicht, dass Digitalisierung und ein digitales Standbein wichtig für kleine und mittlere Unternehmen sind. Wir möchten Unternehmer und Unternehmerinnen dabei unterstützen, ihre gesamte Digitalstrategie auf- und auszubauen. Dafür schulen wir sie im Umgang und Einsatz mit unseren Plattformen und Produkten, sowohl für Facebook und Messenger als auch für Instagram und WhatsApp. Darüber hinaus bieten wir aber auch wertvolle handwerkliche Tipps für das Storytelling und das Hervorheben der eigenen Unternehmensgeschichte, die auf allen digitalen Kanälen angewendet werden können.

Wie sieht New Work bei Facebook aus?

Krause: Wie alle Facebook-Mitarbeiter arbeite ich seit Mitte März im Homeoffice. Mein Büro ist der Wintergarten meiner Schwiegereltern. Natürlich war die komplette Umstellung auf digital auch für uns neu. Es ist interessant zu beobachten, wie neue Formen des Miteinanders im Team, aber auch mit den Kunden entstanden sind und wie schnell sich alle an die neue Situation gewöhnt haben.

Glauben Sie, dass Teile dieser neuen Arbeitskultur auch in den nächsten Monaten bestehen bleiben?

Krause: Ich bin überzeugt, dass die Coronakrise einen langfristigen Wandel zur Arbeit außerhalb des Büros angestoßen hat. Wir haben gesehen, wie man auch über digitale Kanäle den Austausch und den Kundenkontakt pflegen kann. Eine physische Präsenz wird nicht mehr überall notwendig sein. Das gilt für uns, aber genauso für Firmen, die sich bisher wenig mit der Digitalisierung auseinandergesetzt haben.

26.08.2020    Miriam Rönnau
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