Illustration hybrides Arbeiten
26.11.2021    Arne Gottschalck
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Der neue Standard? Sind bekanntlich Web-Calls. Kein Wunder also, wenn Pip White sich per Zoom zuschaltet. Für White ist die neue Position als EMEA-Manager – genauer als Senior Vice President und General Manager für EMEA – bei Slack so etwas wie eine Heimkehr. Immerhin hat sie zuvor bereits für Salesforce gearbeitet, dem Unternehmen, das Slack vor einem guten Jahr für rund 28 Milliarden Dollar übernommen hat, gut 25 Milliarden Euro. Nun also Slack. Was kommt, was bleibt?

Zur Person

Pip White, Europa-Chefin von Slack

Pip White

ist Senior Vice President und General Manager für EMEA bei Slack. Zuvor lenkte sie unter anderem die Geschicke von Google Cloud in Großbritannien und Irland.

Was war eigentlich zuerst da – das Geld der Private Equity-Fonds und Investoren als Turbo oder die technologische Entwicklung?

Pip White: Ich bin da Puristin: Für mich ist es immer die Technologie und Innovation. Ich arbeite seit einigen Jahren im Tech-Sektor – und im Zentrum der Idee steht immer die Frage darüber, was man erreichen kann. Und dann gibt es da natürlich auch diese unglaublichen digitalen Missionare, von denen wir auch einige in unseren Reihen haben, Stewart Butterfield (Slack) zum Beispiel oder Bret Taylor (Salesforce). Sie haben die Fähigkeit, eine Vision zu entwickeln, eine Geschichte zu erzählen. Und erst danach kommt Venture Capital, Geld und das Wissen, dass ich mich daran beteiligen kann.

Warum der Schritt zu Slack?

White: Wir sind inmitten einer massiven Veränderung der Art und Weise, wie Menschen arbeiten. Das passiert nur einmal in einer Generation. Slack bietet unseren Kunden in meinen Augen einen enormen Mehrwert – und jetzt mit Salesforce zusammen noch viel mehr. Es geht immer darum, wie man Unternehmen hilft, die Produktivität zu steigern, Innovationen voranzutreiben und Diversität zu fördern. Das alles ist super aufregend und natürlich auch herausfordernd.

Mark Zuckerberg entwarf zuletzt per Videobotschaft eine bunte Welt der Zukunft der Arbeit …

White: Zu Mark Zuckerberg kann ich nicht viel sagen, aber wir sehen diese Entwicklung als unglaubliche Gelegenheit für uns. Wir helfen unseren Kunden, besser und effizienter mit ihren Angestellten zu agieren. Und unterstützen den Trend vom analogen Büro hin zum digitalen Headquarter. In den vergangenen zwei Jahren haben wir gesehen, dass vieles möglich ist, was vorher kaum denkbar war.

Wie können KMUs bei dem Tempo der technologischen Entwicklung mitkommen?

White: Sie müssen herausfinden, was ihnen am wichtigsten ist. In der Regel ist das vor allem, Talente zu finden und zu halten und die Kunden glücklich zu machen. Und natürlich seinen eigenen Erfolg im Auge zu behalten. Dafür können dann die passenden Tech-Anwendungen gesucht und genutzt werden. Der deutsche Klima- und Wärme-Experte Viessmann beispielsweise hat den Prozess der Transformation bereits erfolgreich durchlaufen.

Braucht es dafür einen neuen Management-Stil?

White: Vielleicht einen offeneren Ansatz als zuvor. Denn Führungskräfte müssen erkennen, dass Angestellte diese andere Arbeitsweise wollen: vom Café aus zu arbeiten oder die Kinder zwischendurch zur Schule bringen zu können. Eben flexibel zu sein. Eine Erhebung des Future Forums zeigt, dass 76 Prozent ortsflexibel arbeiten wollen. Das wird sich nicht ändern und erfolgreiche Führung sollte das berücksichtigen. Das digitale Headquarter oder auch Büro soll ja nicht einfach das Analoge replizieren, sondern einen Mehrwert bieten, etwa die Effizienz steigern. Wenn Sie so wollen, die Arbeit von Grund auf neu gestalten.

Wie ist das bei Slack selbst?

White: Wir bieten unseren Mitarbeitenden Büros, erwarten aber keine Präsenz. Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter also nur einmal im Monat ins Büro will? Völlig fein, wir sind da sehr hybrid. Eine unserer Innovationen ist daher „Huddles“. Das ist eine Replikation des Gesprächs in der Kaffeebar, sehr inoffiziell. Ich mache das auch mit meinem Team, um ohne große Termine über alles Mögliche zu sprechen.

Frauen in Spitzenpositionen von Tech-Firmen sind noch immer eher rar. Ich bin wirklich glücklich heute da zu sein, wo ich bin. Slack vertritt die Werte, die auch mir wichtig sind, zum Beispiel Vertrauen. Das ist nicht überall so. Man muss eine Organisation aufbauen, die solide Werte hat. Deswegen bin ich auch zurückgekommen.

Wie kommunizieren wir in fünf Jahren?

White: Hoffentlich in respektvoller Weise, das ist auch nicht überall der Fall. Und vermutlich digital – denn das digitale Büro und die hybride Arbeit wird bleiben.

26.11.2021    Arne Gottschalck
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