Bewertungsplattformen: Arbeitnehmer geben Unternehmen Sterne
21.09.2021
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Erfahrungsberichte über Hotels stapeln sich im Internet, auch über andere Dienstleistungen und Produkte findet man sie zuhauf. Wir leben in einer Bewertungsgesellschaft. Gut so. Wer möchte schon auf durchgelegenen Matratzen nächtigen, ein brüchiges Stand-up-Paddle-Board nutzen oder sich einen Magen-Darm-Virus nach einem Restaurantbesuch einfangen? Warum sollte dieser Anspruch auf Erstklassigkeit, belegt durch eine Vielzahl öffentlicher Bewertungen, nicht auch für Arbeitgeber gelten?

Arbeitgeberbewertungsportale zeigen Erfahrungen anderer

Ein Produkt kann reklamiert werden, ein angegriffener Magen nach einem Restaurantbesuch ist schnell genesen, eine miese Reiseunterkunft irgendwann vergessen. Eine falsche Entscheidung für einen Arbeitgeber ist aber mehr als ein ärgerlicher Abschnitt in der Lebensgeschichte. Der Bewerbungsprozess ist heute meist aufwändig. Firmen und ihre Geschäftsgebiete werden stärker hinterfragt. Die Anfangsphase ist anstrengend; und kommt ein Umzug in eine andere Stadt dazu, ist der Aufwand besonders hoch.

Die Wahl für einen Arbeitgeber ist eine Entscheidung für mindestens ein paar Jahre. Da kommen schnell Fragen auf, wenn das Anstellungsverhältnis nur ein paar Monate oder gar Wochen dauert. Um verhängnisvollen Entscheidungen vorzubeugen, gibt es Arbeitgeberbewertungsportale wie kununu, Glassdoor oder Jobvoting.

Ihr Anspruch: Die Spreu vom Weizen zu trennen. Je höher die Zahl der Bewertungen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, sich ein valides Bild machen zu können – abzüglich der unberechtigten Kommentierungen, etwa der durch Wettbewerber gesteuerten Herabsetzungen.

Der Ruf im Internet ist ebenso entscheidend

Dieses Bild auf den Bewertungsportalen steht nicht selten im Kontrast zu den Hochglanzbroschüren und Mitarbeitervideos, die Arbeitgeber über ihre angeblich so tolle Unternehmenskultur produzieren und die Authentizität in Reinform versprühen sollen. Ist die Schnittmenge klein, ist der betriebene Marketingaufwand besonders nutzlos.

Stattdessen sollten Arbeitgeber für eine einwandfreie Unternehmenskultur sorgen. Und sich stärker den Bewertungsplattformen widmen. Wer es versäumt, auf Bewertungen zu reagieren, der lässt Chancen verstreichen, das Bild seiner Firma geradezurücken – selbstverständlich mit guten Argumenten.

Sie brauchen weitere Argumente, Personalressourcen zur Pflege der Portale einzusetzen? Der Fachkräftemangel ist kein Mythos, in manchen Branchen gibt es gar einen Arbeitskräftemangel. Kümmern Sie sich also um ihren Ruf auch im Internet. Es zahlt sich aus. Ihre Arbeitgebermarke wird belebt und gefestigt. Stimmen die Verhältnisse in ihrem Unternehmen, dann profitieren Sie von der Bewertungsflut.

Tipps, was Arbeitgeber tun können:

  • Tägliches Scannen der Profile auf den Plattformen
  • Auf jede Bewertung reagieren, das zeigt Wertschätzung. Posting immer mit einer persönlicher Note versehen. Gern mit Personennamen. Zeitabstand: etwa eine Woche
  • Erarbeitung von juristisch einwandfreien Textbausteinen
  • Angebot zur Diskussion und Kontakt machen
  • Differenzierende Bewertungen sind goldwert, geben gute Impulse für Verbesserungsmöglichkeiten.
  • Sich bewusst machen, dass es in jedem Unternehmen Baustellen gibt, sich häufende Negativ-Bewertungen in den jeweiligen Bereich geben, Feedback einfordern
  • Quartalsweise Reporting mit den wesentlichen Entscheidungsträgern im Unternehmen
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bestimmten Anlässen (Jobeinstieg, Beförderung, Jubiläum) animieren, eine Bewertung abzugeben

Zur Person

Porträt von Martin Scheele

Martin Scheele

ist Kommunikationsprofi (PR und Marketing). Der studierte Politologe und gelernte Wirtschaftsjournalist berät Unternehmen jeder Größe im Social-Media-Recruiting. Er zeigt seinen Kunden dabei unter anderem auf, wie sie mit negativen Bewertungen auf Arbeitgeberplattformen (kununu & Co.) umgehen sollten.

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21.09.2021
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