Island: Wasser der „Blue Lagoon“
27.12.2021    Stefan Westendorp
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Unser Spaziergang führt entlang an Bergen, Flüssen, am Meer und an Bauernhöfen. Und doch müssen wir uns gar nicht von der Stelle bewegen. Das macht schon „Aggi“ für uns. Gerade erst ist der Isländer zurückgekommen in seine Heimat, hat London und damit seinem seit zehn Jahren mit dem Michelin-Stern dekorierten „Texture Restaurant & Champagne Bar“ den Rücken gekehrt. 

Jetzt nimmt Agnar „Aggi“ Sverrisson im „Moss Restaurant“ erneut einen Anlauf und zeigt seinen Gästen kulinarisch den Charakter Islands. Frisch, lokal, saisonal. Mit Chefkoch Ingi Thorarinn Fridriksson will er das „Moss“ zu einem der besten Restaurants Skandinaviens entwickeln. Ein Kraftakt, man denke nur an Konkurrenz wie das „Noma“. 

Was Sie über das „The Retreat at Blue Lagoon“ wissen müssen

Kategorie: 5 Sterne Ort: Grindavik, Island Zimmer: 62 Suiten, Größe: 40 bis 60 qm Preis: DZ ab ca. 1.200 Euro inkl. Frühstück Spa: 4.000 qm Restaurants: zwei Executive Chef: Agnar „Aggi“ Sverrisson („Moss“) Hotelchef: Grímur Sæmundsen Stil: Modern und entspannt Tipp: Lagoon Suite mit direktem Zugang zur privaten Lagune buchen

Gewärmt von der Erde

Die Location jedenfalls könnte eindrucksvoller kaum sein: Sie befindet sich auf dem höchsten Punkt des UNESCO Global Geopark, auf dem das zugehörige Hotel „The Retreat at Blue Lagoon“ liegt. Irgendwo im Nirgendwo, 50 Kilometer vom Airport Reykjavík im südwestlichen Zipfel Islands auf der unwirklich anmutenden, von Lava geformten Halbinsel Reykjanes.

Den Weinkeller des „Moss“ bildet eine Höhle, deren Lava von einem Vulkanausbruch 1226 stammen soll. Und der neue Chef’s Table für zehn Personen besteht – na klar – aus Lava. Ganz Island kann den vulkanischen Ursprung nicht verleugnen. Hier, wo die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatte sich treffen, brodelt und dampft es an allen Ecken und Enden. 

Geothermie heißt das Zauberwort. Auch für die „Blue Lagoon“, die blaue Lagune – eine Kombination aus Natur und einem Zufall. Das Geothermalkraftwerk Svartsengi hat für die ­Stromerzeugung und ein Fernwärmenetz heißes und mineralreiches Salz- und Süßwasser aus 2.000 Meter Tiefe in ein Lavabecken gepumpt. So entstand ein See, quasi ein überdimensionierter Pool, mit Temperaturen von 37 bis 42 Grad Celsius – unabhängig von der Jahreszeit. In das von den Kieselalgen blau-weiß gefärbte Wasser einzutauchen ist ein echtes Erlebnis, wie wir selbst feststellen konnten.

Top-Ziel für Top-Stars

Die blaue Lagune existiert seit 1992, wurde 20 Jahre später vom „National Geographic“ als eines von 25 Weltwundern bezeichnet. Diesem exklusiven Status will das Hotel „The Retreat at Blue Lagoon“ in nichts nachstehen. 2018 eröffnet, zählte es auf Anhieb zu den „World’s 100 Greatest Places“ des „Time Magazine“. 

Heute gilt das Hotel, geleitet von CEO Grímur Sæmundsen, im wahrsten Sinne des Wortes als Hotspot auf Island. Stars aus aller Welt tauchen ein in diese ganz eigene Welt – alle Gäste aber genießen die ungezwungene Atmosphäre und die Herzlichkeit des Staffs. Prominente wie Pierce Brosnan schätzen die Diskretion und die Privatsphäre; Handys und Kameras im Spa sind – bis auf den persönlichen Gebrauch – nicht erlaubt. 

Der Spa-Bereich ist übrigens fast wie ein natür­licher Bestandteil kunst- und stilvoll integriert in das 800 Jahre alte dunkle Vulkangestein – das hier allgegenwärtig und gleichzeitig doch so faszinierend wirkt. 

Im „Moss“ haben wir letztlich unsere Reise beendet. Nur die Nordlichter haben noch gefehlt. Bald aber werden sie wieder sichtbar sein. Und vielleicht auch ein Stern.

27.12.2021    Stefan Westendorp
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