12.03.2020    Stefan Westendorp
  • Drucken

Als 1972 Porsche Design an den Start ging, hätte wohl niemand geglaubt, dass der Ableger des Sportwagenherstellers eine ähnlich lange Lebensdauer haben würde wie der legendäre Porsche 911. Der kam gerade mal neun Jahre früher auf den Markt. Doch was ist das Geheimnis von Porsche Design? Und welche Pläne gibt es bis zum Jubiläumsjahr? Ein Blick hinter die Kulissen – und in die Zukunft.

Dr. Jan Becker

Dr. Jan Becker arbeitet seit mehr als 20 Jahren für Porsche. 2017 übernahm er die Leitung von Porsche Design. Zuvor zeichnete er verantwortlich für das operative Geschäft der Lifestyle-Marke, die für Design und Funktionalität steht

DUB UNTERNEHMER-Magazin: Porsche Design steht für die Legende Porsche und Design. Was überwiegt?

Jan Becker: Wir nutzen Porsche als unser Mutterhaus, um Produktentwicklungen voranzutreiben. Das gilt etwa für die Uhren mit all den technischen Lösungen, die aus dem Automobilsektor abgeleitet werden. Und wir betreiben ein eigenes Designstudio in Zell am See in Österreich, sind also eigenständig und bieten Produkte jenseits des Automobils an.

Dazu gehören Uhren mit Fahrgestellnummer. Warum?

Becker: Porsche bietet ausgewählte Modelle in limitierter Stückzahl an. Diese sind besonders exklusiv und damit auch teurer. Wer ein solches Fahrzeug kauft, erwirbt damit das Recht, eine passende Uhr zu erstehen. Es lassen sich Material und Farben des Sportwagens auf die Uhr übertragen. Jede ein Unikat mit der individuellen Fahrgestellnummer des Fahrzeugs! Mehr als ein Exemplar pro Wagen fertigen wir nicht. Die Uhren kosten um die 10.000 Euro. Zwischen 25 und 40 Prozent der Sportwagenkäufer entscheiden sich dafür.

Wie viele Ihrer Kunden sind gleichzeitig auch Porsche-Fahrer?

Becker: Weniger als 50 Prozent. Unser Kundenstamm besteht nicht nur aus Porsche-Fahrern. Der Anteil an Porsche-Fahrern, die auch Porsche-Design-Kunden sind, wäre in Summe zu gering für eine stabile Kundenbasis.

Sie sprechen Männer an. Schwierig?

Becker: Unsere Kunden haben eine hohe Designaffinität, begeistern sich für exzellent gestaltete Produkte. Sie legen Wert auf Purismus und Funktionales, auf Design ohne Schnörkel und Chichi, verbunden mit sehr hoher Qualität. Also doch gar nicht so schwierig mit Männern …

Die Produktlinie für weibliche Kunden hingegen haben Sie eingestellt? Spielen Frauen bei Ihnen keine Rolle?

Becker: Im Gegenteil! Die Porsche Design Group hat den höchsten Frauenanteil bei Porsche (lacht). Nein, wir haben beschlossen, die Marke aus dem Kern heraus zu stärken und zu schärfen. Daher die Konzentration auf Männer. Aber Smartphones, Laptops oder Sonnenbrillen wie die ikonische P’8478 in Pilotenform sind auch bei Frauen stark gefragt.

Sie machen alles – vom Ski bis zum Lautsprecher. Schrecken Sie vor nichts zurück?

Becker: Doch. Wir lehnen Anfragen von Lizenzpartnern ab, die nicht zur Marke passen oder kein Potenzial aufweisen. Per se sind wir ein Multi-Category-Anbieter. Das ist nicht immer leicht, aber attraktiv.

Welches Produkt wünschen Sie sich neu?

Becker: Neben dem Onboard-Trolley hätte ich gern eine Tasche, hochwertig und funktional im Design, die mich das Wochenende begleitet und sich perfekt im Auto verstauen lässt. Ich bin zuversichtlich, dass es die Weihnachten bei uns geben wird. Zudem verhandeln wir mit zwei neuen attraktiven Partnern, da dürfen wir auch tolle neue Produkte erwarten.

Sie bauen Porsche Design Tower wie den in Miami. Was versprechen Sie sich davon?

Becker: Sie haben Leuchtturmcharakter und eröffnen unendlich viele Möglichkeiten zur Gestaltung. Von der Außenhaut über öffentliche Flächen bis hin zu Apartments. Das Thema Porsche Design wird so weithin sichtbar transportiert.

Folgen als Nächstes Hotels und auch Interieur?

Becker: Gut möglich. Aktuell sind wir in Gesprächen mit mehreren großen Hotelgruppen. Möbel sind schwieriger. Die Vertriebskanäle sind nur bedingt geeignet. Und Möbel erfordern oft eine umfassende Planung, da es sich um keine standardisierten Produkte handelt.

2022 feiern Sie 50 Jahre Jubiläum. Schon Pläne?

Becker: Natürlich! Wir bereiten uns intensiv darauf vor. Wir werden mit neuen Produkten, Events und gemeinsam mit Porsche feiern.

Sie haben in Frankfurt am Main gerade Ihren Store neu gestaltet. Mit welchem Ziel?

Becker: Die Stores sind der wichtigste Kontaktpunkt, um die Marke zu erleben. Wir haben daher begonnen, die Stores noch freundlicher zu gestalten mit helleren Materialien und Farbtönen. Ein großer Touchscreen erlaubt es jetzt, sich interaktiv mit Marke und Produkten zu beschäftigen.

Wollen Sie alle Stores so gestalten?

Becker: Möglichst viele, aber das braucht Monate und Jahre. Denn die Stores müssen komplett zurückgebaut und dann neu wieder aufgebaut werden. Das ist mit erheblichen Kosten verbunden, aber auch mit Umsatzeinbußen, solange die Stores geschlossen sind.

Welche Rolle spielt das Online-Business?

Becker: Der Anteil an unserem Geschäft liegt deut
lich über zehn Prozent. Wir wollen zukünftig 20 bis 25 Prozent erreichen.

Was ist für Sie persönlich Luxus?

Becker: Zeit für Dinge zu haben, die mich interessieren und Spaß machen. Ski fahren, reisen, sich mit den Kindern beschäftigen. Ich habe zwei Söhne, die mir sagen, dass ich zu wenig Zeit für sie habe.

Wohin steuert Design in den 2020ern?

Becker: Das lässt sich über einen solchen Zeitraum nicht voraussagen. Sicher ist, dass Design noch wichtiger wird, um Marken zu profilieren.

12.03.2020    Stefan Westendorp
  • Drucken
Zur Startseite