Ein Bild des Bella Figura
02.01.2020    Stefan Westendorp
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Wir erwischen Michael Perschke auf der Autobahn von Stuttgart nach München. Der Chef von Automobili Pininfarina hat uns ein Telefoninterview zugesagt. Standesgemäß erfolgt es in einem E-Auto. Mit der Konsequenz, dass wir das Gespräch einmal unterbrechen müssen. Die bereits reservierte Ladesäule ruft.

Der Bella Figura im Hafen von Monte Carlo

Starkes Heck: Das Battistia-Showcar neben einer Jacht im Hafen von Monte Carlo – standesgemäß

Zur Person

Portrait von Michael Perschke

Michael Perschke

Der ehemalige Audi-Manager sitzt in München im Headquarter von Pinifarina am Steuer. Er will mit der Marke hoch hinaus. Weitere Modelle sind bereits in Planung, darunter ein SUV

DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wer kam auf die Idee, einen solchen Supersportler zu bauen?

Michael Perschke: Am Anfang stand die visionäre Idee von Anand Mahindra, CEO von Mahindra und letztes Familienmitglied im Unternehmen. Er wollte eine Automarke kaufen, hat sich unter anderem Aston Martin angeschaut. Dann entdeckte er Pininfarina.

Aber das ist eine weltbekannte Designschmiede.

Perschke: Ja, Anand Mahindra sucht immer auch nach der Geschichte dahinter. Battista Pininfarina wollte immer sein eigenes Auto bauen, hat diesen Traum aufgrund der erfolgreichen Ehe mit Ferrari 
aber nie umgesetzt. Pininfarina schuf 64 Designs für Ferrari, blickt zurück auf 89 Jahre Geschichte. Daraus muss man doch etwas machen.

Warum führen Sie das Unternehmen?

Perschke: Im Sommer 2017 haben wir uns getroffen. Ich kenne Anand aus meiner Zeit als Geschäftsführer von Audi Indien. Wir waren uns extrem schnell einig: In eine Marke für die Zukunft darf kein Ver­brennungsmotor mehr rein. Also müssen wir einen elek­trischen Supersportwagen bauen.

Warum sind die Standorte München und Cambiano?

Perschke: Die Projektschmiede liegt in Italien. Dort arbeitet das Design- und Engineeringteam an Fahrverhalten und Interieur. Die Materialien sind italienisch geprägt. Die Themen Elektro, IoT, autonome Fahrsysteme behandeln wir in Deutschland. Da brauchen wir die besten Talente. Die sitzen in München und Stuttgart, den Epizentren der deutschen Automobilindustrie. Dazu Schaeffler, Conti, Harman Kardon, Amazon, Microsoft und einer der drei besten Flughäfen Europas.

Ist ein E-Sportwagen politisch korrekt?

Perschke: Korrekter zumindest als ein Bugatti Chiron mit fast 600 Gramm CO₂ pro Kilometer. Ich schätze Greta Thunberg, finde es super, dass jemand die Politik zwingt, sich ernsthaft Gedanken über die Umwelt zu machen. Aber Menschen, denen es besser geht, wollen sich auch ein Stück weit differenzieren. Mit einem elektrischen Sportwagen können sie darüber hinaus ein Zeichen setzen.

Geben Sie dem Diesel noch eine Chance?

Perschke: Nein. In herkömmlichen Pkw wird es der Diesel bis zu Euro 7 vermutlich nicht mehr schaffen.

Wie ist der Stand beim Battista?

Perschke: Wir sind gut im Plan. Aber ehrlich: Es hat noch nie jemand ein Hypercar gebaut, bei dem alles rundlief. Die Limits liegen jenseits von allem, was 
jeden Tag so aus der Serienproduktion rausläuft. 1.900 PS, das größte Batteriepaket in der Industrie mit 120 Kilowatt, Karbongehäuse. Unser Showcar ist bereits auf der Straße, aber noch nicht an den Performance-Werten, die wir anstreben. Der ultimative Testdrive erfolgt nächstes Frühjahr, die erste Auslieferung 2020 – zum 90. Geburtstag des Unternehmens.

Welche Klientel wollen Sie ansprechen?

Perschke: Sammler von Ferrari, Alfa, Maserati, 
die vielleicht schon von Pininfarina designte Sportwagen haben wie den F-40 oder F-50. Daneben die Generation Hyper- und Supercar-Käufer, die auch schon mal mit Hybridsportwagen experimentiert 
hat. Und Menschen mit Affinität zu Design, Elektro und Umwelt. Zum Beispiel die, die mit natürlichen Energiequellen wie Wind- und Solarkraft ihr Geld verdienen. Für sie ist dieses Auto auch ein Stück ­Werbeträger: Ich produziere CO₂-freien Strom, ich fahre einen CO₂-freien Sportwagen.

Wird es weitere Modelle geben?

Perschke: Ja, das ist geplant. Wir sind eine strategische Partnerschaft mit Bosch und Benteler eingegangen, werden gemeinsam ein skalierbares Skateboard bauen als Plattform für künftige Fahrzeuge. Diese Plattform werden wir auch Dritten zur Verfügung stellen. Das ist ein zweiter Geschäftszweig.

Welche Rolle spielen Digitalisierung und KI?

Perschke: Eine sehr große. Unser Supersportwagen wird „the most connected hypercar“ sein mit einem 4G-Modul an Bord. Die nächsten Modelle erhalten autonome Fahrdienste auf Level 3.

02.01.2020    Stefan Westendorp
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