BMW GS F850 Offroad Fluß
02.06.2019    Markus Deselaers
  • Drucken

Machen wir uns nichts vor: kein Navi, kein Ankommen. Ohne elektronische Routenführung sind die meisten Autofahrer heute aufgeschmissen. Motorradfahrern geht es nicht viel anders. Die letzten Jahre konnten sie zu klassischen Nachrüstlösungen greifen: Die wetterfesten, recht klobigen Gehäuse von Garmin, TomTom und Co. erfüllen durchaus ihren Zweck, zumal sie oft über reizvolle Zweirad-Optionen wie „kurvige Strecke“ verfügen. Sie sind aber immer auch ein Fremdkörper, der irgendwo am Lenker befestigt werden will, damit der Fahrer die Richtungsanweisungen im Blick hat. Legt man eine Pause ein, sollte der digitale Pfadfinder tunlichst diebstahlsicher verstaut oder mitgeschleppt werden. Andernfalls darf man sich für den weiteren Weg doch noch eine Straßenkarte zulegen. Oder halt zum Smartphone greifen, das meist in der Tasche steckt und daher nur mit Headset als Navigator zu gebrauchen ist.

Piktogramme weisen den Weg

Elegante Lösungen wie im Auto – das Spiegeln des Smartphones auf das Borddisplay – waren bei Zweirädern lange nicht darstellbar. Die Instrumentenkombis waren zu klein für eine komplexe, hochauflösende Darstellung. Aber der Technikdrops ist gelutscht. Indian und Harley-Davidson machten den Anfang. BMW Motorrad, KTM und BRP (Can-Am) zogen 2018 nach und präsentierten Connectivity-Lösungen für ihre neue TFT-Bildschirm-Generation. Das Farbdisplay von BMW beispielsweise misst stattliche 6,5 Zoll, was einer Bildschirmdiagonale von 16,5 cm entspricht.

Per Bluetooth wird es mit dem Smartphone gekoppelt. „BMW Connectivity“ nennt sich das Feature, das beim Bestseller R 1250 GS zum Serienumfang gehört und bei anderen BMW-Modellen 605 Euro Aufpreis kostet. In Kombination mit der kostenfreien 
App „BMW Motorrad Connected“ ermöglicht es eine narrensichere Routenführung mittels großer Symbole auf dem TFT. Die Ziele werden zuvor auf dem Smart-phone eingegeben. Favoriten und bereits angesteuerte Adressen können über den Multi-Controller links am Lenker aktiviert werden.

Auf Piktogramme setzt auch Moto Guzzi. Erstes Modell mit 4,3-Zoll-Display ist die neue Klassik-Reise-Enduro V85 TT. Triumph bringt Navigationshinweise bei neuen Bikes wie der Scrambler 1200 vergleichsweise dezent unter. Und legt noch einen drauf: Als erster Motorradhersteller integrieren die Briten Google in die für den Sommer 2019 angekündigte App. Zudem erlaubt die neue Instrumentengeneration das Ansteuern einer GoPro-Action-Kamera über die Bedienelemente am Lenker. Ein Novum am Markt.

Eigene Apps, die Smartphone und Maschine miteinander koppeln, bieten mittlerweile fast alle führenden Hersteller. Ducati etwa ermöglicht über die „Ducati Link App“ unter anderem das Feinjustieren der Fahrmodi von Modellen wie Multistrada und Diavel. Das Tracken und Teilen der gefahrenen Strecken gibt es auch bei Kawasakis „Rideology App“. Der taiwanesische Scooter-Riese Kymco bricht seine integrierte „Noodoe“-Navigation mittlerweile runter bis zu den 125er-Modellen. Die dürfen bereits 16-Jährige fahren.

Um der Generation Smartphone den Einstieg aufs Zweirad schmackhaft zu machen, werden auch verpasste Anrufe und Nachrichten aus sozialen Netz-werken wie WhatsApp oder Facebook aufs Display übertragen. Allerdings nur im Stand, zum Beispiel an roten Ampeln, wo automatisch auch detailliertere Infos zur ansonsten sehr reduzierten Navigation aufploppen. „Wir haben die Benutzeroberfläche so designt, dass man mit einem einzigen kurzen Blick die Route erfassen kann“, sagt Kymco-Chef Allen Ko. So muss der Fahrer das Navi-Display nicht ständig im Blick haben, sondern kann sich auf die Straße konzentrieren. Schließlich geht es ums Ankommen.

Nächster Schritt: Assistenzsysteme

Technologisch nähern sich Motorräder den Autos immer weiter an. Der nächste große Entwicklungsschritt sind Assistenzsysteme, wie man sie aus dem Auto kennt. Bosch hat 2018 auf seinem Testgelände in Renningen erstmals Abstandsradar, Totwinkelwaner, Kollisionswarnung und ein Notbremssystem für Zweiräder vorgestellt. Ab 2020 sollen die Systeme sukzessive eingeführt werden – unter anderem bei Ducati. Continental hat Ende 2018 ebenfalls „Advanced Rider Assistance Systems“ wie einen Notbrems-Assistenten mit Radarsensor vorgestellt. Möglicher Starttermin: noch offen.

02.06.2019    Markus Deselaers
  • Drucken
Zur Startseite