Porträt von Julien Figur, Gründer und CEO von Hanse Mondial.
12.10.2022
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Zur Person

Julien Figur

hat das Unternehmen Hanse Mondial 2017 zusammen mit seinem Bruder Chris sowie Emmanuel Stover und Tobias Warnecke gegründet. Der Betriebswirt ist bereits seit zwölf Jahren im Mobilitätssektor tätig

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Die Welt stand während der Coronapandemie in der Reise- und Veranstaltungsbranche weitgehend still – wie haben Sie als Unternehmen für Busvermietungen diese Zeit erlebt?

Julien Figur: Wir haben seit Jahresbeginn unser Team fast verdoppelt und sind auf 50 Kollegen angewachsen. Den Start nach den ersten beiden akuten Coronaphasen haben wir durch diverse Aktivitäten bereits im vergangenen Jahr erfolgreich angestoßen und sind heute in der glücklichen Lage, uns die Projekte sowie die Kundinnen und Kunden durch ein starkes Team aussuchen zu können. Unser Motto während der Krise war es, nicht abzuwarten, sondern aktiv zu handeln und mit kooperativen Antworten und Partnerschaften nach vorne zu schauen. Und wir haben uns engagiert: zum Beispiel über erfolgreiche Demonstrationen für die Busbranche und für Subventionen der Politik. Außerdem haben wir unsere Reisebusse teilweise in rollende Labore verwandelt und Tests sowie Coronaimpfungen angeboten.

Ist Ihr Team der Motor für Ihren Erfolg?

Figur: Ja, unser starkes Team ist elementar, auch wenn es zum Teil noch im Onboarding-Prozess steckt. Unsere Entscheidung, auch in der Anfangsphase von Corona, an unserem Team festzuhalten, hat es uns ermöglicht bereits Mitte des vergangenen Jahres richtig durchzustarten – hierfür war Kurzarbeit sehr hilfreich. Zudem ist unsere Umstellung bei Google auf „mobile-only“ ein weiteres Erfolgsgeheimnis, wodurch wir in der Branche eine digitale Benchmark setzen konnten. Darüber hinaus ist uns Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen. Auch wenn Technologien wie beispielweise das autonome Fahren schneller kommen werden, als wir es uns vorstellen können, werden Reisebusse in unserem Mobilitätskontext weiterhin eine elementare Rolle spielen. Keine andere motorisierte Verkehrsform ist aktuell in der Lage auf der Kurz- und Langstrecke bis zu 80 Prozent CO2 einzusparen. Der Reisebus ersetzt bis zu 40 PKWs und nimmt sie von der Straße. Außerdem hat der Reisebus eine bessere Auslastung als die Bahn und ist somit nachhaltiger unterwegs.

Wie würden Sie Ihre Arbeitskultur beschreiben?

Figur: Innovation ist ein Teil unserer DNA – ohne Fortschritt und Blick in die Zukunft hätten viele Geschäftsmodelle in wenigen Jahren keine Daseinsberechtigung mehr. Somit sind neue und zusätzliche Impulse in Form von Expertenwissen im Unternehmen unglaublich wichtig. Daher verstärken wir uns weiterhin mit Fachwissen und Know-how, um Herausforderungen wie unser digitales Angebot rund um Künstliche Intelligenz und Big Data, aber auch gezieltes Change-Management und die Vermarktung unserer Dienstleistung auf ein neues Level zu heben. Freiräume für kreative Zusammenarbeit, die über das normale Tagesgeschäft hinausgehen, neue Modelle für das Team sowie Perspektiven für jeden Mitarbeitenden spielen hier ebenfalls eine wichtige Rolle. Hinzu kommt auch die Frage, wie wir uns als Unternehmen so attraktiv gestalten, dass junge und qualifizierte Mitarbeitende unser Unternehmen verstärken. Bei der Beantwortung sind wir auf einem sehr guten Weg.

Wie lautet Ihre Antwort auf Fachkräftemangel?

Figur: Eine gezielte Employer-Branding-Strategie ist unverzichtbar. Wir sind gerade dabei, uns professioneller aufzustellen und uns für potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten noch interessanter zu präsentieren. Das ist ein kontinuierlicher Prozess. Dennoch bieten wir bereits eine hoch moderne Arbeitsatmosphäre: mit interessanten Arbeitszeitmodellen, Team-Bonifikationen, Mobilitäts- und Gesundheitsangeboten sowie einer Vorsorge für das Alter. Zudem sind wir wahnsinnig stolz darauf, dass wir in der Coronaphase kein Teammitglied entlassen mussten. Aber insgesamt, das sage ich deutlich, sind wir in diesem Bereich noch lange nicht am Wunschziel angelangt. Zusammen sind wir stark und gemeinsam sind wir noch stärker. Dieses Motto umschreibt sehr schön, wie wir uns die heutige und auch zukünftige kooperative Zusammenarbeit mit unserem Team, unseren Kundinnen und Kunden sowie unseren Partnerinnen und Partnern wünschen und vorstellen.

Wie stark spüren Sie den Fachkräftemangel?

Figur: Grundsätzlich ist es in unserer Branche der Mangel an Busfahrerinnen und -fahrern, der uns zu schaffen macht. Auf der Grundlage der aktuellen Situation können wir unser Geschäft leider nicht so skalieren, wie wir es gerne würden.

Die Busbranche weist eine große Konkurrenzdichte auf – warum sollten sich Kundinnen und Kunden für Hanse Mondial entscheiden?

Figur: Unsere großen Stärken sind Diversität und visionäre Perspektiven des Unternehmens. Uns ist es zum Beispiel gelungen, unsere IT-Infrastruktur gezielt für den Markt zu entwickeln. Das war quasi eine Operation am offenen Herzen. Wir haben unser operatives Geschäft ausgewertet und aus den Ergebnissen auf unser Vorgehen am Markt geschlossen. Dabei hat sich ab und an auch der Wachstumsschmerz gezeigt – doch diesen haben wir stets als Herausforderung wahrgenommen, noch „erwachsener“ zu agieren. Unsere Flexibilität und der digitale Zugang ist für unsere Kundinnen und Kunden am Ende ein Grund, sich dauerhaft an uns zu binden. Durch unser großes Team aus Projektmanagerinnen und -managern in Verbindung mit professionellen digitalen Prozessen sind wir in der Lage, die komplexen Anforderungen im persönlichen Dialog mit unserer IT-Infrastruktur zu kombinieren.

Auf Deutschlands Straßen herrscht in der Mobilitäts-Branche ein Preiskampf – wie stehen Sie dazu?

Figur: Wir verkaufen nicht über den Preis. Wir leben das Motto „Qualität setzt sich durch“. Wir differenzieren uns durch unsere Mischung aus digitalen Möglichkeiten und persönlichem Kontakt vom Markt – das ist einer der erfolgsversprechenden Faktoren für potenzielles Neugeschäft. Die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden stehen bei uns im Mittelpunkt.

Haben Sie ein Beispiel aus der Praxis, wie Sie guten Service leben?

Figur: Wir haben eine 24-Stunden erreichbare Leitstelle, die sich dauerhaft um die Begleitung unserer Projekte und Fahrten kümmert. Es besteht zu jeder Busfahrerin und jedem Busfahrer ein persönlicher oder mindestens ein digitaler Kontakt. Damit stellen wir sicher, dass für unsere Kundinnen und Kunden keine Fragen offenbleiben. Wir informieren zudem proaktiv über Verkehrsstaus oder potenzielle Wartezeiten.

12.10.2022
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