Der BMW i3, ein E-Auto, auf einer kurvigen Straße
10.05.2022    Michael Specht
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Der Blick auf die Spritpreise wirkt wie Balsam für die Seele. Alles ­richtig gemacht. Denn günstiger als mit dem BMW i3 lässt es sich derzeit nicht unterwegs sein. 100 Kilometer kosten weniger als fünf Euro an Strom. Davon träumen Fahrer konventioneller Autos.

Doch die niedrigen Fahrkosten standen damals, vor acht Jahren, als ich den Entschluss fasste, mich endgültig vom Verbrennungsmotor zu verabschieden, nicht im Vordergrund. Es war vielmehr der Reiz des Neuen. Lärm und Abgase, Tanken und Ölwechsel – damit wollte ich nichts mehr zu tun haben. Mobilität von gestern. 

Damals war vieles an diesem Auto neu

Und BMW hatte ein Elektroauto auf die Räder gestellt, wie es moderner und fortschrittlicher nicht ging. Ein neues Konzept, neues Design, neue Werkstoffe (Karbon-Struktur und Kunststoffkarosserie), neuer Antrieb, neue Materialien im Innenraum (Recyclate) und der umweltschonende Ansatz, das Auto möglichst CO2-neutral herzustellen. Das mag heute normal klingen, war damals aber nicht selbstverständlich. 

Der erste Elektroschock kam dann jedoch schon vor der ersten Fahrt – bei der Konfiguration. Mit ein paar Extras waren für den i3 knapp 45.000 Euro fällig, mehr als doppelt so viel wie für einen Benziner in dieser Größe. Innovationsprämie? Umweltbonus? Waren noch nicht erfunden. Rabatt vom Hersteller? Fehlanzeige. Leasing? Ganz schlechte Idee. Die Rate betrug fast 800 Euro.

Sogar der Verkäufer schüttelte den Kopf. „Mehr bezahlen Sie für eine Siebener-Limousine auch nicht“, so sein Kommentar. Diese Abschreck-Konditionen hatten nur einen Zweck: BMW wollte das gesamte Risiko von Restwert und Batteriealterung auf den Käufer abwälzen.

Der BMW i3 ist als City-Car konzipiert

Die Bedenken waren unnötig. Auch heute, nach acht Jahren, einer Laufleistung von fast 100.000 Kilometern und mehr als 1.000 Ladezyklen zeigt sich die Batterie des i3 noch erstaunlich fit. Ein Kapazitätstest brachte als Ergebnis 85 Prozent. Gefühlt sind es sogar noch mehr, denn die Reichweite hat sich kaum geändert. Im Sommer sind es gut 130, im Winter 80 bis 90 Kilometer. Das sind zwar Zahlen, die heute kein Hersteller mehr publizieren könnte, die am Anfang der E-Mobilität aber durchaus akzeptabel waren. Schließlich steckt im Boden des i3 ein Akku mit gerade einmal 18,8 kWh.

Doch als Nutzer der ersten Stunde habe ich mich schnell damit arrangiert. Der i3 wurde eben nicht als Reiselimousine, sondern als City-Car konzipiert. Und genau dafür schätze ich ihn: vier Meter kurz, trotzdem viel Platz, extrem wendig, tolle Agilität, guter Überblick und leicht einzuparken.

Niedrige Unterhaltskosten

Betrachtet man die TCO, die Total Cost of Ownership, gewinnt ein Elektroauto in allen Disziplinen. Der Verschleiß ist insgesamt wesentlich geringer. Großes Sparpotenzial bieten zudem die Bremsen: Sie werden nur selten beansprucht, die „normale“ Verzögerung übernimmt der Elektromotor, der die Batterie gleichzeitig mit Strom speist. Der Vorgang wird Rekuperation genannt. Positiver Nebeneffekt: Kein Bremsstaub entweicht in die Luft.

Auch bei Restwertprognosen schneiden E-Autos nicht schlechter ab als Verbrenner: Nach acht Jahren kostet mein i3 noch 15.000 Euro, hat also gut 30.000 Euro an Wert verloren. Werden alle Servicekosten und Reparaturen, Versicherung und die Kosten für den Strom addiert, summieren sich meine TCO auf rund 39.000 Euro. Heißt: Die Unterhaltskosten lagen bislang bei nur 39 Cent/km – deutlich niedriger als bei einem vergleichbaren Benziner. Ein guter Grund, den i3 weiterzufahren. Seinen CO2-Rucksack hat der Wagen lange abgestreift. Mehr Öko geht beim Auto nicht.

10.05.2022    Michael Specht
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